Albtraum
Bewusstsein zu behalten. Sie zog an Kates Bluse, ihr Mund bewegte sich. Kate beugte sich weiter hinunter.
„Bitte … glauben … ich … Retten Sie meine … Em ….“
Ein letzter Atemzug kam ihr über die Lippen, ihre Muskeln wurden schlaff, und ihr Kopf sank schließlich hintenüber auf Kates Arm.
Wie betäubt hielt Kate sie einen Moment fest. Dann dachte sie an Juliannas Worte und hob den Blick zu Luke.
„Er darf Emma nicht haben, Luke. Er darf damit nicht durchkommen!“
Sie legte Julianna vorsichtig ab, stand auf und eilte mit tränenverschleiertem Blick ins Nachbarzimmer. Sie sah auf das leere Bett mit dem zerwühlten Laken und Emmas Lieblingsbären.
„Warum hat er ihr den nicht mitgenommen“, flüsterte sie. „An was soll Emma sich festhalten, wenn sie Angst hat?“
Kate nahm den Bären auf und drücke ihn ans Gesicht. Er roch nach Emma. Sie sog den Duft tief ein, und ihr Herz wollte vor Verzweiflung brechen.
Das Telefon läutete. Beide drehten sich danach um. Es läutete wieder, und Kate griff nach dem Hörer.
„Kate, meine Liebe, hier ist John. Oder wie du mich kennst, Nick.“
„Wo ist mein Baby?“
Er ignorierte die Frage. „Überrascht? Oder bist du selbst darauf gekommen?“ Er machte eine kurze Pause. „Bist du, glaube ich, als du das Foto gesehen hast.“ Wieder eine Pause. „Was du meiner Wohnung angetan hast, war nicht nett, Kate. Das hat mich sehr böse gemacht.“
„Sie kranker Mistkerl! Ich will meine Tochter!“
Luke trat dicht neben sie und hielt das Ohr an den Hörer, um zu verstehen, was John sagte. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er, während sie mit John Powers sprach, die Tagesdecke über die tote Julianna gebreitet hatte. Sie bemerkte auch, dass er inzwischen eine Waffe trug.
„Das mag ich so an dir, Kate, deine gradlinige Loyalität. Aber das habe ich dir schon mal gesagt.“ Er seufzte. „Tut mir Leid, dass ich dich und die Menschen, die du liebst, in diese Sache hineinziehen musste. Aber Julianna ließ mir keine Wahl. Sie war jung und impulsiv. Und wie die meisten ungehorsamen Kinder nahm sie meine Warnungen nicht ernst. Und du musstest darunter leiden.“
Kate fasste den Hörer fester. Sein Gerede verursachte ihr Übelkeit. „Was war mit Tess?“
„Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort. Genau wie dergute Senator. Sylvia hatte schon immer eine Neigung zu fetten alten Männern mit Macht. Verstehe das, wer will.“
„Aber warum?“ fragte Kate mit bebender Stimme. „Was hat Tess Ihnen getan?“
„Sie hat mich erwischt, wie ich deine Rollkartei stahl.“ Nach einer kurzen Pause gestand er: „Die Zerstörung deiner Glasarbeiten war ein Reflex. Einer, den ich sehr bedaure. Kunstwerke zu zerstören … das verfolgt mich, Kate.“
Er ist ein psychopathisches Ungeheuer. Und er hat mein Baby! „Das ist mir völlig gleichgültig. Ich will nur meine Tochter zurückhaben.“
„Sie ist bei mir. Bei ihrem Daddy.“ Dabei lachte er kalt und lieblos. Dass ein Mensch zu derart emotionslosen Lauten fähig war, erschütterte sie. Nur die Gewissheit, dass Emma sie brauchte, gab ihr die Kraft, Haltung zu bewahren.
„Es ist schade um Julianna“, fuhr er fort. „Obwohl du mir beipflichten wirst, sie hat es wirklich verdient. Sie hat mich betrogen, Kate. Mich. Ich habe ihr alles gegeben, und sie betrügt mich.“
„Sie haben ihr nicht alles gegeben“, widersprach Kate und konnte ihren Abscheu nicht verhehlen. „Sie haben ihr alles genommen, Sie elender Schweinehund!“
„Was für eine Ausdrucksweise!“ Er schnalzte tadelnd mit der Zunge. „Kate, gerade du solltest wissen, was Betrug bedeutet. Ich dachte, du würdest mir dankbar sein.“
„Was haben Sie mit Emma gemacht? Ich will sie zurück!“
„Eigenartig, dass du das sagst. Denn du hast etwas, das mir gehört. Etwas, das ich zurückhaben möchte.“ Im Hintergrund hörte sie ein Baby weinen.
Emma! Kate legte zitternd eine Hand vor den Mund. Emmas Weinen würde sie überall erkennen. Sie lebt!
„Und nun habe ich etwas, das du zurückhaben willst, dringend sogar, wie ich glaube.“
„Tun Sie ihr nichts!“ flehte Kate. „Bitte, tun Sie ihr nichts! Ich tue alles, was Sie wollen. Alles!“
„Genau damit habe ich gerechnet, Liebes. Aber lassen wir das Betteln und Flehen. Das hier ist eine geschäftliche Vereinbarung. Wenn du deinen Besitz intakt zurückhaben willst, trefft ihr euch, du und Dal las, um zwei Uhr nachts im Bay Harbor Yacht Club mit mir. Annapolis, Pier zwölf. Informierst du
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