Albtraum
schlugen klingend gegen Aluminiummasten. Wellen klatschten rhythmisch gegen Bootsrümpfe aus Holz und Fiberglas. Mastflaggen schlugen flatternd im Wind, und der Geruch nach Salz und Fisch wehte herüber.
Kate nahm alles sehr bewusst in sich auf. Die letzten Momente er lebte man vermutlich besonders, sogar übertrieben intensiv.
Luke nahm ihre Hand und verschränkte die Finger mitihren. „Pier zwölf“, sagte er leise. Sie gingen langsam darauf zu und kamen an einer Reihe Lagerschuppen und Ruheräumen vorbei.
Sobald sie den Pier erreichten, rief John leise von hinten. Sie drehten sich um. Er trat kaum zehn Schritte entfernt aus dem Dunkel. Und er hatte Emma. Sie lag schlaff in seinen Armen, ein Stück silbriges Klebeband über dem Mund.
„Emma!“ schrie Kate gequält auf und befürchtete das Schlimmste. Als sie die Stimme ihrer Mutter erkannte, begann die Kleine sich auf seinen Armen zu winden.
Sie lebt! Dem Himmel sei Dank!
Kate wollte sofort auf sie zustürzen, doch John Powers verhinderte das, indem er Emma seine Waffe an den Kopf drückte. „Ich glaube nicht, Kate.“ Er lächelte obszön und bleckte die Zähne. „Die Waffe ist hier entsichert. Es ist eine Halbautomatik. Ich könnte in zwölf Sekunden oder weniger zwölf Kugeln in deine kleine Prinzessin pumpen. Würde dir das gefallen?“
„Tun Sie ihr nichts, bitte!“ schluchzte Kate. „Ich mache, was Sie wollen.“
„Das weiß ich.“ Wieder schenkte er ihr dieses schreckliche Grinsen. „Und ich bewundere dich für deine große Liebe und Loyalität.“ Er schnalzte mit der Zunge. „Richard war ein Idiot, dass er das nicht zu würdigen wusste.“ Sein Blick glitt zu Luke. „Irgendwie vermute ich, dass Dallas hier nicht dasselbe Manko hat. Was für ein Jammer.“
„Lassen Sie sie am Leben“, bat sie erneut. „Bitte, Nick … John. Ich bitte Sie. Sie ist doch unschuldig an alledem. Sie hat nicht darum gebeten, geboren zu werden.“
Er ignorierte sie und wandte sich an Luke. „Wo ist denn mein Notizbuch?“
„Ich habe es“, antwortete Luke. „Sie bekommen es, sobald Sie Emma übergeben.“
John starrte ihn einen Moment an und lachte dann hohl und kalt. „Na, Sie Held, was hatten Sie denn mit dem Buch vor? Wollten Sie meinen Code knacken und einen Deal mit der Agency machen? Lassen Sie sich eines gesagt sein, mein Freund, die hätten Sie geleimt. Das ist nur ein Haufen illoyaler, unehrenhafter Arschlöcher.“
„Lustig, mit genau denselben Ausdrücken hat man Sie belegt.“ Luke ließ den Blick aufmerksam zwischen Johns Gesicht und Emma hin und her wandern und wartete auf seine Chance. Er deutete auf ihre Umgebung. „Wie sieht Ihr Plan aus, Eis? Wollen Sie uns umbringen und dann in den Sonnenaufgang segeln?“
„Volltreffer.“
„Sie glauben wirklich, Sie kämen damit durch?“
„Ich weiß es sogar sicher.“ Er lachte und deutete auf die schnittige Golfstar 54, die am zweiten Landesteg rechts lag. „Hübsch, was? Ich habe sie ‚Die Julianna‘ getauft.“
Kate war entsetzt, dass der Mann keinerlei Reue zeigte, Julianna getötet zu haben. Ihm fehlte anscheinend jegliches Schuldbewusstsein. John Powers war kaum noch als menschlich zu bezeichnen.
„Sie haben Schlangen im Hirn, Powers, wissen Sie das? Sie sind bemitleidenswert.“
Johns Miene wurde verkniffen. „Sie sollten mir ein wenig Respekt zollen, Dallas. Ich hätte Sie alle schon ein Dutzend Mal töten können, aber ich habe es nicht getan. Und wissen Sie, warum?“
„Sie werden mich sicher gleich aufklären.“
„Ich wollte Ihnen in die Augen sehen, wenn ich es tue. Ichwollte Ihre Angst riechen und Sie um Ihr Leben winseln hören.“ Er kam einige Schritte näher. „Erst dann konnte ich sicher sein, dass Sie für Ihre Taten die angemessene Strafe bekommen.“
Luke lachte plötzlich verächtlich. „Dann sind Sie kein sehr professioneller Killer, was? Aus persönlichen Gründen zu töten, ist mehr etwas für Psychopathen und Straßenräuber. Der todbringende Eis ist also nichts weiter als ein mieser eifersüchtiger Mörder.“
An Johns Kiefer begann ein Muskel zu zucken. Die Waffe rutschte ein wenig, als hielte er Emma nicht mehr so fest.
Kate stockte der Atem. Ihre Angst war nicht mehr zu steigern. Wenn Luke nur ein falsches Wort sagte, würde Emma sterben. Sie hielt jedoch den Mund. John aus der Fassung zu bringen, war vielleicht ihre einzige Überlebenschance.
„Haben Sie deshalb Senator Jacobson umgebracht?“ fragte Luke. „In einem Anfall von
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