Albtraum
behängt.
Ellen reichte Julianna den Saft und folgte lächelnd ihrem Blick. „Das sind meine Kinder. In gewisser Weise jedenfalls. Sie wurden alle über Citywide zur Adoption vermittelt.“
„Alle?“ Julianna ließ den Blick staunend über die Bildergalerie schweifen. „Das sind aber viele.“
Ellen warf lächelnd ebenfalls einen Blick auf die Wand. „Sie sind mir alle ans Herz gewachsen.“ Sie wandte sich wieder Julianna zu. „Wir sind stolz auf unser Mutterschafts- und Adoptionsprogramme Julianna. Familien zusammenzubringen ist eine besonders lohnende Aufgabe.“ Sie öffnete ihre Cola. „Siesollen sich keinesfalls gedrängt fühlen. Unser Programm sieht vor allem vor, jungen Frauen bei der Entscheidung zu helfen, ob sie Mutter werden wollen oder nicht. Sollten Sie sich entschließen, Ihr Baby zu behalten, sind wir weder zornig noch enttäuscht. Wir werden auch unsere Unterstützung nicht zurückziehen. Ganz im Gegenteil. Wir tun, was wir können, um Ihnen bei der Entscheidung zu helfen. Wir bitten nur darum, dass Sie auf jedem Schritt Ihres Weges ehrlich mit uns sind, was Ihre Gefühle und Pläne angeht.“
„Das klingt gut.“ Julianna stellte ihren Saftkarton auf Ellens Schreibtisch. „Aber Sie müssen sich keine Gedanken machen, ich will bestimmt nicht Mutter sein.“
„Sie sind also entschlossen, Ihr Baby zur Adoption frei zu geben?“
„Ja, eindeutig.“
Ellen Ewing wirkte einen Moment nachdenklich. „Erzählen Sie mir ein bisschen von sich.“
Julianna wiederholte, was sie sich zurechtgelegt hatte. „Und der Vater des Kindes?“ fragte Ellen, nachdem Julianna fertig war. „Was hält er von Ihrer Schwangerschaft?“
„Ich weiß nicht, wer der Vater des Kindes ist.“
Ellen schwieg einen Moment. „Bestimmt nicht? Weil der Vater in diesem Staat seine Zustimmung zur Adoption geben muss. Sogar wenn das Baby schon in einer anderen Familie lebt, hätte ein Mann, der seine Vaterschaft beweisen kann, ein Recht an dem Kind. Sie können sich vorstellen, wie schmerzlich das für alle Beteiligten wäre.“
Widersetz dich mir nie wieder, Julianna, die Konsequenzen würden dir nicht gefallen!
Durchschnittene Kehlen, offen, blutig, wie im Todeskampf verzerrte Münder.
„Also ehrlich“, fuhr Ellen fort, „die Unterschriftzu bekommen, ist in der Regel kein Problem. Nach unserer Erfahrung ist Verantwortung, ob finanziell oder anderweitig, das Letzte, was diese Daddys wollen. Falls es Ihnen etwas ausmacht, in Kontakt mit dem Vater zu treten, nehmen wir Ihnen das ab und kümmern uns um alles.“
Julianna sah Ellen einen Moment an und schüttelte den Kopf. „Ich sagte Ihnen schon, ich weiß nicht, wer der Vater ist.“
Ellen betrachtete sie aufmerksam mit leicht zusammengekniffenen Augen. „Sind Sie sicher? Das ist wichtig, Julianna.“
„Nein, ich meine … ja, ich bin sicher. Ich habe mich viel herumgetrieben.“ Sie senkte den Kopf. „Ich bin nicht gerade stolz darauf.“
„So etwas geschieht“, erwiderte Ellen tröstend. „Häufiger, als Sie denken. Aber verweilen wir nicht bei der Vergangenheit. Wichtig ist zu entscheiden, wie es von nun an weitergeht, was am besten ist für Sie und das Baby.“
Ellen beschrieb dann, wie Citywide arbeitete – sie waren eine nationale Einrichtung, die sich durch Privatspenden, Schenkungen und Sammlungen trug. Mutterschafts- und Adoptionsdienste waren nur ein Teil ihrer Arbeit. Dann erklärte sie, wie sie den leiblichen Müttern beistanden und wie Julianna die Eltern für ihr Baby aussuchen konnte.
„Wir arbeiten jährlich intensiv mit einem Dutzend Paaren zusammen. Um Sie zu beruhigen, wir überprüfen sie eingehend. Alle sind nette, verantwortungsbewusste Leute, mit dem dringenden Wunsch, Eltern zu werden. Sie sind ausnahmslos aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage, Kinder zu bekommen. Ehe sie bei uns erscheinen, liegt schon ein langer schmerzlicher Weg hinter ihnen. Altersmäßig sind sie bis vierzig gestaffelt. Einkommen und Ausbildung sind unterschiedlich.Einige Paare sind recht wohlhabend, andere weniger, und der Rest liegt dazwischen. Unsere Paare leben alle in dieser Region, entweder in der Stadt oder auf dem Land. Wir haben eine Vielzahl unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten.“
Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Einige Frauen möchten als Mütter zu Hause bleiben, andere haben anspruchsvolle berufliche Karrieren. Einige Paare haben bereits ein Kind, entweder leiblich oder auch adoptiert. Wir möchten den Müttern,
Weitere Kostenlose Bücher