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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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Verbrechen. John stand auf und stieg zum Fluss hinab. Mühelos und fast lautlos bewegte er sich durch dichtes Unterholz. Seine Atmung verstärkte sich nur geringfügig. Sauerstoff und Adrenalin machten ihn fit für den Angriff.
    Töten durfte keine persönlichen Motive haben. Finde dein Opfer, erledige den Auftrag rasch und verschwinde. Darauf war er trainiert worden, und seine Fähigkeit, es genauso auszuüben, hatte ihn zum effektivsten Spezialisten der Agency gemacht und ihm den Codenamen Eis eingetragen.
    Doch das hier war anders. John verengte leicht die Augen, als er den Abstand zwischen Clark und sich verringerte. Hass loderte in ihm auf. Clark hatte ein ungeschriebenes Gesetz gebrochen und sich in seine persönlichen Angelegenheiten eingemischt. Ein Schuss in den Hinterkopf, der Einsatz von Garrotte oder Klinge waren nicht gut genug für ihn.
    Nein, er sollte wissen, was geschah, wer ihn warum tötete. Er wollte Clark in die Augen sehen, wenn das Leben aus ihm wich. Das Rauschen des Wassers übertönte seine letzten Schritte. Mit einem Handkantenschlag ins Genick machte er Clark kampfunfähig. Der sackte auf die Knie, dann fiel er zur Seite. John verpasste ihm Tritte in Solarplexus und Nieren. Flach ausgestreckt daliegend, sah Clark ihn an, bei Bewusstsein, aber bewegungsunfähig.
    „Hallo, Clark.“ John lächelte über die Todesangst, ja Todesgewissheit, die er im Blick seines Opfers las. „Du hast dieGrenze überschritten. Du hast deine Nase in meine Angelegenheiten gesteckt. Dafür zahlst du.“
    Mit einem Tritt auf den Kehlkopf beendete er den Job. Dann stieß er den leblosen Körper nur leicht an, um ihn ins Wasser zu bugsieren. Und sah ihm nach, als der Fluss ihn davontrug.

TEIL V
    GEFAHR

7. KAPITEL
    Julianna hielt ihr Versprechen an Dr. Samuel, über alles nachzudenken. Seit vierundzwanzig Stunden kreisten ihre Gedanken um dasselbe Thema. Ihre Wahlmöglichkeiten waren ohnehin begrenzt. Da ihre Schwangerschaft für eine Abtreibung schon zu weit fortgeschritten war, hatte sie kurz erwogen, es in einer anderen Klinik zu versuchen und wegen des Datums ihrer letzten Regel zu lügen. Doch als sie die Schar der Protestierer und deren Bilder von verstümmelten Föten vor der Klinik sah, hatte sie der Mut verlassen.
    Sie würde das Baby bekommen.
    Aber sie musste es nicht behalten.
    Also saß sie jetzt hier im angenehmen Warteraum von „Citywide Charities“, die Hände im Schoß, und wiederholte im Stillen, was sie der Sozialarbeiterin, mit der sie telefoniert hatte, sagen wollte.
    Natürlich würde sie ihr nicht die ganze Wahrheit über John, ihre Mutter und ihr Leben erzählen. Nein, ihre Geschichte musste eine ganz gewöhnliche sein, wie die Frau sie wohl schon Dutzende Male gehört hatte. Sie hatte vergessen, die Pille zu nehmen, war schwanger geworden und wusste nicht, wer der Vater war. Sie hatte niemand, der sie unterstützte, und sie wollte nicht Mutter sein. Ende.
    „Hallo. Sie müssen Julianna Starr sein.“
    Julianna blickte auf. Die Frau, die auf sie zukam, hatte ein keckes, hübsches Gesicht und lächelte freundlich. Leicht untersetzt und mütterlich wirkend, machte sie einen Vertrauen erweckenden Eindruck.
    „Ich bin Ellen Ewing, die Direktorin von Citywide.“
    „Hallo.“ Julianna stand auf.
    „Kommen Sie, gehen wir zum Reden in mein Büro.“ Sie deutete den Flur entlang. „Madeline“, sagte sie zur Empfangssekretärin. „Stellen Sie keine Anrufe durch, ja?“
    Auf dem Weg über den Flur plauderte Ellen über das Wetter. Als sie ihr modernes, in Pastelltönen gehaltenes Büro erreichten, deutete sie auf einen bequemen Sessel vor ihrem Schreibtisch. „Limo? Mineralwasser? Orangensaft?“
    „Ja, bitte.“
    Ellen bat Madeline über die Sprechanlage, einen Orangensaft und eine Diätcola zu bringen, und wandte sich Julianna zu. Sie lachte scheu. „Ich bin geradezu süchtig nach Diätcola. Ich trinke sie den ganzen Tag. Bei meiner Figur könnte man annehmen, ich trinke die Normalcola mit viel Zucker.“ Sie seufzte. „Manchmal denke ich, je weniger ich esse, desto dicker werde ich.“
    Madeline brachte die Getränke, und während Ellen sie ihr abnahm, sah Julian na sich im Raum um. Er war hübsch, beruhigend und sehr feminin. Die linke Seite von Ellens Schreibtisch war mit einem Stapel Aktenordner belegt, die rechte mit Büchern. Neben der Lampe stand eine Kristallvase mit schönen Blumen. Und die Wand hinter dem Schreibtisch war mit Bildern von Kindern im Krabbel- bis Schulalter

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