Albtraum
Homo wärst du sensibler in solchen Dingen.“
„Genau. Ich meine, nur um der Argumentation willen, wie viele große, Schwarze …“
„Genug, Leute!“ schritt Kate ein. „Das reicht, wir haben Gäste.“
„Meinetwegen ist das okay!“ rief Peter, ein Stammgast, aus einer Nische in Kassennähe. „Ich fand, es wurde gerade interessant.“
„Fand ich auch“, bestätigte Joanie, eine Romanautorin, die gerade zum Tresen kam, um sich noch eine Tasse Kaffee zu holen. „Wasser auf meine Ölmühle und so.“
„Nein“, wandte Blake leise ein. „Kate hat Recht. Doch ehe wir zu weniger kontroversen Themen übergehen, fühle ich mich verpflichtet, noch etwas zu sagen. Wer behauptet, Größe sei nicht wichtig, ist entweder ein kleiner Blödmann oder hat eine Beziehung mit einem.“
Marilyn japste, Joanie verschluckte sich an ihrem Kaffee, und Kate unterdrückte ein Lachen. Ehe sie ihren Angestellten tadeln konnte, warf Peter ein: „Ich habe das nie behauptet, Blake. Im Gegenteil, ich habe immer gesagt, das Wichtigste überhaupt ist die Größe.“
Kichern und Lachen ringsum. Ehe die Unterhaltung endgültig ins Schlüpfrige abgleiten konnte, betraten eine Mutter und ihre zwei Kinder das Café. Marilyn und Blake besannen sich augenblicklich auf ihre Pflichten.
Kate schüttelte amüsiert den Kopf. Sie konnte sich vorstellen, wie Richard auf das Geplänkel von eben reagiert hätte. Er unterstellte ohnehin, das „Bean“ sei ein Irrenhaus, aber nachdem Gespräch eben würde er alle, sie eingeschlossen, für geisteskrank halten.
Sie sah Marilyn und Blake mit den neuen Gästen reden und Bestellungen aufnehmen und lächelte. Sie liebte das „Uncommon Bean“. Ihr gefielen die Menschen, sowohl die Stammgäste als auch die Laufkundschaft. Sie mochte ihre exzentrischen Angestellten, und es machte ihr Spaß, in deren Leben einbezogen zu werden.
Obwohl ihre eigentliche Liebe der Kunst galt, hatte sie schon früh beschlossen, nicht den Weg des hungernden Künstlers einzuschlagen. Das hatte mit ihrer Kindheit zu tun. Sie hatten zu Hause von der Hand in den Mund gelebt, von einem Verkauf eines Kunstwerks zum nächsten. Sie hatte verfolgt, wie ihre Eltern mit wachsender Verbitterung vergeblich auf den großen Durchbruch und auf Anerkennung warteten und wie Enttäuschung ihr Leben und ihre Ehe aufgezehrt hatte.
In dem Jahr, als sie ihren Abschluss in Tulane machte, hatten ihre Eltern sich scheiden lassen. Ein Jahr darauf war ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ihr Vater schloss sich danach einer Künstlerkolonie im Norden von San Francisco an. Obwohl sie oft und liebevoll miteinander redeten, hinderte die geografische Dis tanz sie da ran, Zeit miteinander zu verbringen.
Auf Grund des Beispiels ihrer Eltern hatte sie sich für einen Abschluss in Betriebswirtschaft entschieden und ihre künstlerische Ader in einem Hobby ausgelebt. Anstatt an Galeriewänden hingen ihre Glasmalereien nun in allen Fenstern des „Uncommon Bean“. Sie schuf diese Dinge aus Spaß an der Sache, nicht um Geld zu verdienen oder Anerkennung zu erringen. Dann und wann verkaufte sie ein Stück und freute sich darüber. Es war befreiend, nicht verkaufen zu müssen.
Kate wusste, welches Glück sie hatte. Nur um ein Dach über dem Kopf zu haben, hätte sie auch in einem Job von acht bis fünf landen können, bei irgendwelchem Papierkram, der ihr keinen Spaß machte.
Und auch da mit hätte sie sich abgefunden und das Beste daraus gemacht, weil sie ein praktisch denkender Mensch war.
Etwas, das Luke nie verstanden hatte.
Seltsam, dachte sie und stellte ihn sich vor. Sie stammten beide aus Familien mit geringem Einkommen. Sie waren beide mit einem Stipendium auf die Tulane University gegangen. Trotzdem war Luke seinem Traum, Schriftsteller zu werden, treu geblieben. Er hatte sich geweigert, etwas anderes, wie beispielsweise Journalismus, auch nur ins Auge zu fassen. So sehr hatte er an sich geglaubt.
Wie es wohl sein mochte, so viel Selbstvertrauen und Mut zu haben?
Nachdem die Frau und ihre Kinder bedient worden waren, winkte Kate ihre Angestellten heran. „Wenn ich mich darauf verlassen kann, dass eure Gespräche im Rahmen der Wohlanständigkeit bleiben, ziehe ich mich ins Büro zurück und arbeite an den Lohnabrechnungen.“ Sie sah von einem zum anderen. „Vorausgesetzt, ihr wollt heute bezahlt werden.“
„Geh … geh schon!“ Blake scheuchte sie mit einer Handbewegung fort. „Ich bin pleite.“
Marilyn schnalzte mit der
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