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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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Eifer, aß wenig Fett und nur Vollkornprodukte und führte trotzdem einen ständigen Kampf gegen seinen Bauchansatz. Sie aß Süßigkeiten und Fett, beschränkte ihr Training auf forsche Spaziergänge am See und blieb trotzdem schlank und straff bei niedrigem Blutdruck und ebensolchen Cholesterinwerten.
    Das ärgerte ihn über die Maßen, und er warnte sie ständig vor ihrem Lebensstil. In mittleren Jahren werde sie die Folgen spüren und zu leiden haben wie alle anderen. Kate lachte über seine Warnungen. Sie entstammte einer langen Reihe von Vorfahren mit ungewöhnlich gesunden Herzen. Und falls ihre genetischenAnlagen sie eines Tages im Stich ließen, konnte sie ihre Gewohnheiten immer noch umstellen.
    „Armer Richard. Möchtest du nicht vielleicht einen kleinen Bissen?“
    Er sah sehnsüchtig auf ihre Schüssel und schüttelte den Kopf. „Ich bin zufrieden mit meinem Toast.“
    „Das sehe ich.“ Grinsend nahm sie noch einen Löffel Müsli und spülte ihn mit Kaffee hinunter. „Ach, das hätte ich fast vergessen zu erwähnen. Du kamst gestern so spät von deinem Treffen, dass ich es dir gar nicht mehr sagen konnte. Ellen hat angerufen.“ Er sah von seinem Sportteil auf und konnte ihr offenbar nicht folgen. „Ellen von Citywide. Offenbar haben wir eine Eins bekommen.“ Sie lachte. „Wir waren das erste Paar aus unserer Gruppe, das alle Papiere eingereicht hat.“
    „Das erste?“ Er verzog amüsiert den Mund. „Da siehst du mal wieder, was für Streber wir sind.“
    Sie strich sich das Haar hinters Ohr und ignorierte seinen Sarkasmus. „Entschlossen sind wir und begeistert. Ich will auf keinen Fall etwas versäumen, weil ich etwas verschleppe.“
    „Ich bin nur froh, dass es erledigt ist.“
    Kate stimmte zu. Das Ausfülllen der Papiere war grässlich gewesen. Offenbar gab es für jeden Aspekt ihres Lebens ein Formular: Familiengeschichte, persönliche Gesundheit, finanzieller und bildungsmäßiger Hintergrund. Sie mussten sogar ihre Fingerabdrücke abgeben und ein polizeiliches Führungszeugnis beibringen.
    Bei weitem am schwierigsten war jedoch das Persönlichkeitsprofil gewesen. Die bohrenden Fragen verlangten, dass sie ihre intimsten Gedanken über Ehe, Adoption und Elternschaft preisgaben.
    Sie hatte ihr Innerstes erforschen und ihre Gedanken zu Papierbringen müssen. Wohl wissend, dass die leibliche Mutter lesen würde, was sie schrieb, und das Geschriebene dann darüber entschied, ob sie als Adoptiveltern ausgewählt wurden oder nicht.
    Für Kate war das Ganze besonders belastend gewesen, weil – wie man ihr sagte – das Persönlichkeitsprofil das Wichtigste in den Unterlagen sei, da für die meisten leiblichen Mütter die Auswahl der zukünftigen Eltern eine mehr emotionale und keine intellektuelle Entscheidung war.
    Kate war über ihrem Profil ins Schwitzen geraten. Sie hatte ihr Innerstes nach außen gekehrt und über Wünsche und Sehnsüchte geschrieben, immer mit der Hoffnung, dass sie bei einer der Mütter, die das lasen, eine Saite zum Klingen brachte. Die Frauen sollten erfahren, wie sehr sie sich wünschte, Mutter zu sein, und wie innig sie ihr Baby lieben würde.
    „Das Einzige, was wir noch abliefern müssen, ist unser Fotoalbum. Ich habe es gestern Abend fertig gemacht und wollte es in den nächsten Tagen bei Citywide vorbeibringen. Du bist nicht zufällig heute oder morgen am Südufer?“
    „Keine Chance, aber vielleicht am Freitag.“
    „Ich denke dran, allerdings wollte ich eigentlich nicht so lange warten.“
    „Streber“, neckte er.
    „Findest du?“ Sie lachte. „Ich will es nur erledigt haben.“
    „Um sich dann entspannt zurückzulehnen und zu warten, dass uns ein Baby in den Schoß fällt, was?“
    „Entspannt? Du kannst das viel leicht sein. Ich bin jetzt nervöser denn je. Jetzt ist es Wirklichkeit. Es kann jeden Tag passieren.“
    „Atme tief durch, Liebes. Denk dran, was Ellen gesagt hat. Es kann ein Jahr dauern. Sogar länger. Und das Jahr wirdsich endlos hinziehen, wenn du dauernd in den Startlöchern hockst.“
    Er hatte natürlich Recht, doch es änderte nichts an ihren Gefühlen. „Ich weiß, Richard. Ich erinnere mich an ihre Worte. Es ist nur …“
    „Du hast so lange gewartet.“ Er langte über den Tisch und bedeckte ihre Hand mit seiner. „Ich weiß, Liebes.“
    Sie drückte seine Hand, dankbar für sein Verständnis. „Ich liebe dich.“
    Er lächelte. „Ich liebe dich auch.“
    Draußen quietschten die Bremsen des Schulbusses. Er hielt

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