Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
Vom Netzwerk:
betrifft, ist sie völlig ahnungslos.“
    „Vermutlich.“ Sie blickte einen Moment auf den See hinaus, ehe sie den Blick wieder auf Richard richtete. „Aber hattest du jemals solche Gefühle für mich?“
    „Die habe ich immer noch“, erwiderte er lüstern.
    „Hör auf damit. Es ist mir ernst.“
    Er lehnte sich zurück. „Wie ich sehe, haben wir mal wieder eine dieser Unterredungen, in denen ich ungeachtet meiner Argumente verdammt werde.“
    „Das ist nicht wahr. Ich versuche, ernst zu sein, und du kasperst hier herum.“
    „Tess hat so viel Ahnung vom Leben wie eine Kuh vom Sonntag, und du lässt dich von ihrer Meinung über unsere Ehe beeindrucken. Ist das nicht ein bisschen irrational?“
    Amüsiert schloss Kate die Finger um seine. „Wenn man es so sieht, ist es ziemlich albern. Übrigens ein guter Vergleich.“
    „Danke.“ Lächelnd nahm er ihre Hand an die Lippen und küsste sie. Als die Rechnung gebracht wurde, gab er ihre Hand wieder frei.
    „Richard?“ Sie fuhr nachdenklich mit einem Finger die Tischkante entlang.
    „Hm?“ Er sah kurz vom Überfliegen der Rechnung auf.
    „Du hast nicht … ich meine, dir fehlt doch nichts in unserer Ehe, oder? Du bist glücklich?“
    „Was für eine Frage.“ Er holte seine Brieftasche aus dem Jackett. „Ich bin vollkommen glücklich, Kate.“
    „Ich auch“, seufzte sie zufrieden und erleichtert. „Ich möchte nur nicht, dass etwas unsere Beziehung gefährdet.“
    „Das wird es nicht.“ Er legte die Kreditkarte auf die Rechnung und bekräftigte lächelnd: „Das verspreche ich dir.“

13. KAPITEL
    Julianna bestieg die Straßenbahn an der Halte stelle vor Busters Lokal und fuhr in die Innenstadt zum Büro von Citywide. Sie ergatterte den letzten freien Platz, der von einem stark übergewichtigen Mann freigemacht worden war, der nach Bier, Tabak und Schweiß stank.
    Der Geruch blieb zurück, ebenso die Wärme seines Körpers. Angewidert rutschte sie so weit auf dem Sitz vor, bis sie nur noch auf der Kante saß. Sie sehnte sich nach den Tagen zurück, als sie sich keine Gedanken zu machen brauchte, wie sie von Ort zu Ort kam.
    Jetzt war sie auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen und musste sich nach dem Fahrplan anderer richten, gemeinsam mit Fremden, die sie nicht kennen lernen wollte. Jetzt musste sie schreiende Kinder erdulden, dazu ständiges Anhalten und Gedränge und, damit einhergehend, Rülpsen, Mundgeruch und Schlimmeres.
    All das ärgerte sie und widerte sie an, aber es sparte Geld. Bereits nach vierundzwanzig Stunden in New Orleans hatte sie gelernt, dass Parken im Innenstadtbereich oder dem French Quarter sündhaft teuer war. Die Arbeit bei Buster trug ihr nicht so viel ein, sich diesen Luxus leisten zu können. Als sie in der Nähe ihres Apartments eine freie Parkbucht entdeckte, hatte sie ihren Wagen dort abgestellt und ihn seither nicht mehr bewegt.
    Sie blickte aus dem Fenster in den dunkler werdenden Nachmittag und ignorierte den fettigen Schmier auf der Scheibe. Es ist ja nicht für immer, machte sie sich Mut. Bald würde sie all die Dinge haben, die sie liebte und brauchte. Bald würde sie sich wieder fühlen wie früher.
    Richard und Julianna.
    Sie schloss die Augen und stellte sich ihr Leben und ihre Zukunft mit Richard vor. Es würde ideal werden. Sie lächelte vor sich hin. Letzte Nacht hatte sie von Richard geträumt. Er hatte ihr ins Ohr geflüstert, dass sie sein Ein und Alles war, seine Geliebte, seine Partnerin, sein bester Freund.
    Er hatte ihr gesagt, er könne nicht ohne sie leben.
    Und sie waren vereint gewesen, sexuell wie geistig. Zwei Seelen zu einer verschmolzen, die Körper in einem reinen, unbeschreiblich schönen Liebesakt verschlungen.
    Auch Kate war zu ihr gekommen. Lächelnd hatte sie ihr Baby auf dem Arm gehalten, völlig zufrieden.
    Das Baby bewegte sich in ihr, und sie legte erfreut eine Hand auf den Bauch.
    Der Traum war ein Zeichen gewesen, ein Wink des Schicksals, nach dem sie sich richten sollte. Sie war dazu bestimmt, in Richards Armen zu sein, sein Leben auszufüllen. Sie sollte die sein, auf die er zählte, auf die er sich verließ.
    Und Kate war es bestimmt, das Baby in den Armen zu haben, ihr Baby.
    Sie würde Kate ihr Baby geben, und im Gegenzug würde sie ihr den Mann nehmen.
    Die Straßenbahn kam rumpelnd zum Stehen. Julianna öffnete die Augen. Sie hielten vor einer Schule. Durch die schmiedeeiserne Umzäunung sah sie einen schönen Innenhof, in dessen Mitte ein Brunnen mit der Statue der

Weitere Kostenlose Bücher