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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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heiligen Jungfrau Maria stand, ein Symbol von Güte und Reinheit.
    Wieder ein Zeichen, eine Bestätigung. Zitternd legte sie eine Hand an den Mund. Das war Schicksal.
    Die Bahn setzte sich wieder in Bewegung, und Julianna verrenkte sich fast den Hals, um die Statue so lange wie möglichzu sehen. Als sie ihrem Blick endgültig entschwand, drehte sie sich wieder nach vorn und legte lächelnd die Hände auf den Bauch. Heute machte sie den ersten Schritt in ihre Zukunft. Heute würde sie Ellen sagen, dass sie Kate und Richard als Adoptiveltern für ihr Baby ausgesucht hatte.
    Die Bahn hielt quietschend an der Ecke St. Charles und Sechste Straße. Das Büro lag seitlich der Avenue in einem großen alten Gebäude, das entkernt und in einen Bürokomplex mit mehreren Geschäften umgebaut worden war.
    Julianna stieg aus und kuschelte sich tiefer in ihren Mantel. Der Tag war für Anfang Februar ungewöhnlich warm gewesen, doch mit dem Sinken der Sonne kühlte es ab. Der Wetterbericht hatte als Folge einer Kaltfront, die übers Land zog, fallende Temperaturen vorausgesagt.
    Nachdem sie bei Buster zahllose Gespräche mitgehört hatte, war sie überzeugt, dass die Einwohner von New Orleans geradezu besessen waren vom Wetter. Nicht nur, weil es sich offenbar schlagartig änderte, sondern vor allem wegen seiner Extreme. Von sintflutartigem Regen, über unerwartete Fröste bis zu unerträglicher Hitze war alles drin. Einer ihrer Gäste hatte gemeint, dass jeder, der an einem Ort lebe, der heißerwerden könne als die Hölle, ein Recht habe, besessen zu sein vom Wetter.
    Vermutlich stimmte das.
    Julianna erreichte Citywide und betrat das Büro. Madeline, die Empfangssekretärin, saß nicht an ihrem Tisch. Wahrscheinlich war sie in der kleinen Küche am Flurende oder auf der Toilette und würde gleich wiederkommen. Julianna setzte sich.
    Minuten vergingen. Aus der Richtung von Ellens Büro, ein Stück weiter den Flur hinunter, hörte sie eine Unterhaltung. Ellen war also da. Gelangweilt und etwas gereizt stand Juliannaauf und ging bis zur angelehnten Bürotür der Sozialarbeiterin. Dort blieb sie stehen. Nach der einseitigen Unterhaltung zu urteilen, telefonierte Ellen. Julianna wollte schon anklopfen, verharrte jedoch, als sie die Namen Kate und Richard hörte.
    Mit Herzklopfen lauschte sie an der Tür, um mehr zu verstehen, doch in dem Moment legte Ellen offenbar auf.
    Mit brennenden Wangen wich sie zurück aus Angst, Ellen könnte plötzlich die Tür aufreißen. Aber dann trat sie rasch vor und steckte den Kopf zur Tür he rein. „Hallo, Ellen. Madeline war nicht an ihrem Schreibtisch, deshalb bin ich durchgegangen. Ich hoffe, das ist in Ordnung.“
    Ellen lächelte warmherzig. „Natürlich. Kommen Sie herein, Julianna.“ Sie deutete auf die beiden Sessel vor ihrem Schreibtisch und schloss soeben die obere Akte auf dem Stapel. „Setzen Sie sich.“
    Julianna beobachtete aufmerksam, was Ellen tat. Konnte das die Akte von Kate und Richard sein? Wahrscheinlich, wenn sie gerade mit einem von beiden telefoniert hatte.
    Sie musste einen Weg finden, einen Blick in die Akte zu werfen. „Danke“, erwiderte sie leise. „Ich fürchtete schon, Sie wären zu beschäftigt, mich zu empfangen.“
    Ellen lächelte wieder. „Tatsächlich hätten Sie zu keinem günstigeren Zeitpunkt kommen können. Ich wollte Sie heute Abend anrufen.“
    „Ja?“ Julianna rückte sich im Sessel zurecht. „Weshalb?“ „Ich habe gute Neuigkeiten für Sie.“ Ihr Lächeln wurde noch breiter. „Ihre Kosten werden übernommen, die medizinischen und die Lebenshaltungskosten.“
    „O mein Gott!“ stieß Julianna begeistert hervor. „Ist das Ihr Ernst?“
    „Mein völliger Ernst. Dr. Samuel wurde schon unterrichtet.Sie sollen sich wegen eines Termins an ihn wenden. Erinnern Sie mich, ehe Sie gehen, dass ich Ihnen eine seiner Karten gebe. Was Ihren Lebensunterhalt betrifft, Sie bekommen den ersten Scheck Anfang des nächsten Monats und dann jeden Monat einen bis zur Geburt des Kindes.“
    Julianna starrte Ellen einen Moment nur an und konnte es kaum fassen. Kein Bedienen undankbarer, schlampiger Gäste mehr, kein schmerzender Rücken, keine schmerzenden Füße und kein Frittiergeruch in den Kleidern.
    Wieder ein Zeichen.
    „Danke, Ellen“, sagte sie mit Tränen in den Augen. „Dadurch wird es wesentlich einfacher für mich.“
    „Dafür sind wir ja da.“ Sie faltete die Hände vor sich auf dem Schreibtisch. „Also, was kann ich für Sie

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