Albtraum
entgegen, um sie zu begrüßen. Marilyn nahm ihr Emma ab, Tess die überquellende Windeltasche, und Blake führte sie am Arm weiter. „Komm rein, Schatz“, sagte er, „die Überraschungen haben gerade erst angefangen.“
Sie wurde in den hinteren Teil des Cafés geleitet. In einer Ecke hatte man aus ziehharmonikaartig aufgestellten Babygittern eine Spielecke mit buntem Spielzeug eingerichtet. Auf dem Fliesenboden lag ein Patchwork-Teppich, und darüber hing ein Schild „Baby-Zentrale in Wahlfarben“.
Ihre Angestellten sprachen plötzlich alle auf einmal.
„Wir haben zusammengelegt …“
„… einige der Stammgäste auch …“
„… davon haben wir die Spielsachen gekauft.“
„Ich habe das Schild gemacht“, sagte Tess.
„Wir wollten etwas für dich und Emma tun und dachten auf diese Weise …“
„… wäre die Arbeit viel leichter …“
„… für euch beide.“ Marilyn strahlte sie an. „Wir sind so glücklich, dass du zurück bist, Kate. Wir haben dich wirklich vermisst.“
Kate erwidert gerührt: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ihr seid einfach die Besten.“
„Schön, dass du so denkst“, erwiderte Blake grinsend. „Denn wir sind noch nicht fertig.“ Er nahm sie bei der Hand. „Und jetzt zu deinem Büro.“
„Mein Büro?“
Kichernd wie die Kinder führten sie sie hinein. Dort standen ein transportables Kinderbett und ein alter Schaukelstuhl.
„Der Stuhl gehörte mal meiner Schwester“, erklärte Marilyn. „Sie sagte, du kannst ihn benutzen, so lange du ihn brauchst.“
Kate schüttelte den Kopf. „Das ist einfach zu viel, Leute. Wirklich.“
„Richard hat uns geholfen.“
„Er wusste von dieser Sache?“
„Und ob.“ Tess lachte. „Er hat mir und Marilyn freie Hand gelassen im Babyladen. Es hat irren Spaß gemacht, auf Kosten anderer einzukaufen.“
Von vorne ertönte ein Klopfen, dann ein Rufen: „Hallo, ist jemand da?“
Blake sah auf seine Uhr. „O Mann, schon so spät. Wir haben seit zehn Minuten geöffnet.“
„Wir hätten vor zehn Minuten öffnen sollen“, korrigierte Kate ihn und eilte bereits nach vorn ins Café. „Bitte sagt mir, dass die Speisekarten geschrieben sind und der Kaffee fertig ist.“ Natürlich war beides nicht geschehen, und sie beeilten sich wie lange nicht mehr, um das Versäumte nachzuholen.
Im Verlauf des Tages sahen mehrere Stammgäste herein, um Kate wieder willkommen zu heißen, und machten viel Aufhebens um Emma. Die Lieferungen kamen spät, die Cappuccino-Maschine gab ihren Geist auf, und eine Mutter-Kind-Gruppe kam herein und ließ die Kleinen Amok laufen.
Mit anderen Worten, alles war wie immer. Kate fand es herrlich, wieder dabei zu sein.
Nachdem sich der erste Trubel gelegt hatte, kam Marilyn zu ihr. „Wie stehen die Dinge mit Richard?“
Kate betrachtete alle Angestellten als Freunde, doch Marilyn stand ihr besonders nahe. Sie erzählten sich oft aus ihrem Privatleben und waren einer des anderen Klagemauer. Vor einiger Zeit hatte Kate ihr anvertraut, wie schwer Richard sich mit der Vaterrolle tat.
Kate lächelte glücklich, weil sie wahrheitsgemäß erwidern konnte, die Dinge stünden gut. Zwar war er viel fort – er hetzte zwischen seinen Wahlvorbereitungen und etlichen schwierigen Fällen für die Kanzlei hin und her – doch wenn er daheim war, verhielt er sich aufmerksam und liebevoll zu ihr und Emma. Es hatte ihr Herz erwärmt, als er endlich anfing, auf seine Tochter zu reagieren und liebevoll mit ihr umzugehen. Oft brachte er Emma eine Kleinigkeit mit, wenn er heimkam: ein Spielzeug, eine Rassel oder ein Bilderbuch. Kate lächelte vor sich hin. Richard war sogar dazu übergegangen, ihr gelegentlich etwas mitzubringen, Blumen, eine besondere Flasche Wein oder ein Dessert, das sie besonders liebte.
Es war, als hätte ihr letzter schrecklicher Streit nicht nur sein Verhalten, sondern auch seine Gefühle grundlegend verändert. Er war wie ein neuer Mann.
„Ich bin so froh“, sagte Marilyn, nachdem Kate ihr alles erzählt hatte, umarmte sie und fügte grinsend hinzu: „Es gehtdoch nichts über ein schlechtes Gewissen, um einem Mann den Kopf gerade zu rücken.“
Blake kam dazu, einen Karton Servietten unter dem Arm. „Bist du sicher, dass du nicht lieber was anderes gerade rücken möchtest, Schätzchen?“
„Warum dreht sich bei dir bloß immer alles um Sex?“
Blake lächelte. „Du weißt, was man sagt, mein Mädchen: Jeder ist für irgendetwas gut. Ich bin nun mal der Prinz des
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