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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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Mutter und Russell ihr nicht solche Angst gemacht hätten. Man hatte ihr Dinge über ihn erzählt, die sie nichts angingen. Sie war dadurch nur verwirrt und verängstigt worden.
    Er schloss die Augen und amtete tief ein und aus. Sein Engel war gestrauchelt. Aber sie hatte den Preis dafür bezahlt, indem sie so leben musste. Allerdings nur einen Teil des Preises. Die restliche Strafe stand ihr noch bevor, ausgeführt von seinen liebenden Händen.
    John sah die Post auf dem Schreibtisch in der Ecke durch: Werbung, Rechnungen der Energieversorger und der Telefongesellschaft. Er öffnete sie und überflog die Liste der Ferngespräche.Einige nach New Orleans, alle an dieselbe Nummer, zwei an die Auskunft und einer nach Langley in Virginia.
    Die Agency. John blickte stirnrunzelnd auf die vertraute Nummer. Warum hatte sie das CIA-Hauptquartier angerufen?
    Er schob die Rechnung in seine Tasche und erinnerte sich an einen weiteren Grund, weshalb er Julianna aufgesucht hatte. Sein Notizbuch. Es enthielt Informationen, die für ihn wichtig waren: Namen, Daten, Orte und Summen. Er hatte die Aufzeichnungen als mögliches Tauschobjekt behalten, als eine Art Freikarte aus dem Gefängnis.
    Eine ganze Reihe von Leuten würden sie liebend gern in die Hände bekommen, einschließlich seiner alten Kumpel bei der CIA. Er wollte das Buch zurückhaben.
    Als er sein Fehlen bemerkt hatte, war er außer sich gewesen vor Wut. Nicht nur wegen der Tat an sich, sondern weil er Julianna unterschätzt, ihr zu sehr vertraut hatte.
    Den Fehler würde er nicht wieder begehen.
    John begann mit der Suche im Schreibtisch, dehnte sie auf das ganze Wohnzimmer aus und ging dann zu Küche und Bad über. Er arbeitete methodisch, suchte an den offensichtlichen Stellen und erst recht an solchen, die sie für ein geschicktes Versteck halten würde. Er tastete Fußleisten und Bodendielen ab, suchte im Tiefkühler, im Küchenschrank, im Wasserkasten der Toilette und zwischen dem Stapel Badetücher darüber.
    Schließlich nahm er sich ihr Schlafzimmer vor und sah zuletzt in ihrer Kommode nach. Er öffnete die obere Schublade und erstarrte. Sie war voller durchsichtiger Nachthemden und Unterwäsche. Benommen nahm er ein paar schwarze String-Tangas aus Nylon und Polyesterspitze hoch. So etwas wurde von Frauen getragen, die hemmungslos herumhurten. Frauen, deren Seelen verfault, deren inneres Leuchten erloschen war.
    Nicht von seiner Julianna. Nicht von dem süßen Mädchen, das er so lange und so sehr geliebt hatte.
    Er krallte die Finger in den Stoff. Der eigene Pulsschlag dröhnte ihm in den Ohren. Die Vorstellung, wie sein geliebtes Mädchen diese Hurenkleidung trug, machte ihn krank. Und falls sie sie trug, für wen trug sie sie?
    Wut stieg in ihm auf, dass ihm der Atem stockte, und beraubte ihn kurzzeitig der Fähigkeit, klar zu denken. Stück für Stück zerstörte er die beleidigende Wäsche, indem er Bänder, Spitzen und Nylon mit Händen und Zähnen zerriss.
    Sie hatte in jener letzten Nacht offenbar nichts gelernt. Er musste ihr eine weitere Lektion erteilen. Er würde ihr zeigen, wie fehlgeleitet sie war. Jedes Kind rieb sich an den Vorschriften der älteren Generation. Das hier war ihre Form der Rebellion.
    Er atmete tief, um ruhiger zu werden, und spannte die Finger. Er würde sie bestrafen, und dann würden sie weitermachen wie zuvor. Besser als zuvor.
    Er würde warten, auf Zeit setzen, mit ihr spielen und die heile kleine Welt, die sie für sich geschaffen hatte, erschüttern.
    Doch zunächst – ein Geschenk.
    Er ging zum Bett, schlug Tagesdecke und Oberbett zurück und kniete sich auf die Bettkante. Er öffnete die Hose und begann mit geschlossenen Augen zu onanieren. Dabei stellte er sich Juliannas zarten Körper vor, die weiche Haut, die zarten Brüste, ihre Scham. Keuchend streichelte er sich heftiger und ejakulierte aufstöhnend auf ihr Laken.
    Er schloss die Hose wie der, holte ein Messer aus der Tasche und fügte sich mit der scharfen Klinge einen Schnitt an der Hand zu. Er ließ das Blut auf das Laken tropfen, es mischte sich mit Sperma. Leben und Tod. Anfang und Ende. Sie würde es verstehen.

46. KAPITEL
    „Was haben Sie für mich?“ fragte Tom Morris Condor ohne Einleitung.
    Sie saßen auf einer Bank in der Haupthalle von Washingtons belebter Union Station. Menschen strömten vorbei: Pendler, Touristen und Geschäftsleute wie sie selbst. Die Geräusche der Menschenmenge wurden von der fassförmigen, neunzig Fuß hohen Decke zurück

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