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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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geworfen.
    „Nicht viel“, sagte Condor und wischte sich einen Kekskrümel vom Schoß. Eine Etage tiefer gab es nämlich einen Stand mit den besten Schokokeksen der Welt. Condor hatte sich eingedeckt.
    Er hielt Morris die Tüte hin. „Keks?“
    Morris sah kurz in die Tüte und bediente sich. „Danke.“ „Powers war noch nicht wieder in seinem Apartment“, fuhr Condor fort und sah flüchtig zu den Menschen, die ihn umgaben. „Er ist unter keinem seiner üblichen Decknamen gereist. Ich habe Nachforschungen betrieben und nichts entdeckt. Der Mann ist untergetaucht.“
    „Das glaube ich weniger.“
    Condor blickte auf. „Was?“
    Morris brach sich ein Stück Keks ab. „Vor einigen Monaten kam ein Anruf in der Agency an. Die Anruferin meldete sich als Julianna Starr. Sie suchte Clark Russell.“
    „Julianna Starr“, wiederholte Condor. „Irgendeine Beziehung zu der Toten?“
    „Ihre Tochter. Ich hätte es früher weitergegeben. Aber der Agent, der den Anruf annahm, war neu. Und so fiel die Information durch die Ritzen.“
    „Was wollte sie von Russell?“
    „Gute Frage. Das hätte ich auch gern gewusst.“ Morris räusperte sich. „Interessant ist, diese Julianna war nicht auf der Beerdigung ihrer Mutter, und sie hat ihr Erbe nicht angetreten. Keiner der Nachbarn oder Freunde ihrer Mutter hat sie seit Monaten gesehen. Seltsam eingedenk der Umstände.“
    Condor zog nachdenklich die Brauen zusammen. „Vielleicht weiß sie nichts vom Tod ihrer Mutter. Vielleicht hat sie aber auch mit angesehen, wie ihre Mutter und der Senator umgebracht wurden, und rannte um ihr Leben. Vielleicht wollte sie Informationen oder Hilfe von Russell.“
    „Genau meine Gedanken.“
    „Einige Monate sind eine lange Zeit. Diese Julianna könnte inzwischen sonst wo sein.“ Condor legte den Kopf zurück und blickte zu der herrlichen Decke hinauf. „Haben Sie eine Adresse?“
    „Und ein Bild.“ Morris übergab ihm einen großen Umschlag. „Waren Sie schon mal in Süd-Louisiana?“
    „Ich bin gerade von dort zurückgekommen.“
    „Hoffentlich hat Ihnen das Wetter gefallen, mein Freund. Sie kehren nämlich dorthin zurück.“

47. KAPITEL
    Julianna schloss die Tür ihres Apartments auf und ging rasch hinein. Sie und Richard hatten es geschafft, sich für einen gemütlichen Lunch davonzuschleichen. Lunch in ihrem Apartment, im Bett. Aber zuerst würden sie sich ausgiebig und genüsslich lieben.
    Sie machte die Tür zu, ohne sie zu verriegeln. Richard würde gleich nachkommen. Er hatte es übernommen, im Café an der Straße einige Sandwiches zu besorgen.
    Sie würde im Bett auf ihn warten, nackt und bebend vor Erwartung.
    Diese letzten drei Wochen als Richards Geliebte waren der Himmel gewesen. Er behandelte sie als Frau und als gleichberechtigt. Er ermutigte sie, ihre Meinung zu sagen, und war nicht sauer, wenn sie von seiner abwich.
    Der Sex mit ihm war wunderbar, hitzig und erfüllend. Nicht zu vergleichen mit dem, was sie mit John erlebt hatte. Zunächst hatte sie ihm nur zögernd ihre Wünsche mitgeteilt. Inzwischen wusste sie, dass er es genoss, wenn sie die Initiative übernahm, seinen Körper kühn erkundete und ihm sagte, wie er sie streicheln sollte.
    Es war befreiend. Sie fühlte sich lebendig und zum ersten Mal im Leben als richtige Frau. Sie animierte ihn überall zum Sex – überall dort, wo sie glaubte, unentdeckt damit durchzukommen – in seinem Büro, zwischen Besprechungen, in seinem Auto am Seeufer – die Fenster heruntergelassen, damit die kühle Herbstluft hereinkam – auf der Restauranttoilette und einmal in Kates Bett, als sie nicht da war.
    Wenn sie zusammen waren, sprachen sie nicht von Kate oder Emma. Sie sprachen auch nicht von seiner Ehe oder ihrerZukunft. Vorläufig genügte ihr das. Sie hielt sich an die Ratschläge ihrer Mutter, und sie würde ihn auf keinen Fall drängen. Er musste von selbst zu der Erkenntnis gelangen, dass er nicht ohne sie leben konnte.
    Außerdem musste sie nicht unbedingt über etwas reden, von dem sie wusste, dass es zwangsweise eintrat. Sie und Richard waren füreinander bestimmt. Und sie würden für immer zusammen sein.
    Sie ging zum Bett und zog sich bis auf BH und Tangaslip aus. Sie schlug das Oberbett zurück, erschrak und schrie auf. Als sie den Ekel erregenden Fleck auf dem Laken sah, wurde ihr übel.
    Was ist das? Sie streckte die Hand aus, riss sie jedoch zurück, als ihr dämmerte, was es war.
    Fast hätte sie wieder aufgeschrien und wandte sich vom Bett ab.

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