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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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heute nicht.
    Er atmete tief durch, um seiner Wut Herr zu werden. Er war Julianna gefolgt. Er wusste, wo und wann sie arbeitete und dass sie sich nicht mit den anderen Angestellten abgab. Er hatte erfahren, dass sie ein Mädchen zur Welt gebracht und zur Adoption freigegeben hatte. Und er wusste, an wen.
    Ich weiß alles, dachte er und blickte zum blauen Himmel hinauf.
    Julianna vögelte einen anderen. Seine Julianna, sein unschuldiges kleines Mädchen. Er stellte sich vor, wie sie sich unter den Händen eines anderen lustvoll wand, und krümmte vor Zorn die Finger. Endlich verstand er, was es mit der billigen Wäsche in ihrer Kommode auf sich hatte.
    Sie war eine Hure geworden wie ihre Mutter. Sie hatte seine Lektionen über Liebe und Verantwortung vergessen.
    Eine Hure.
    Seine Wut drohte ihn zu ersticken. Er hatte geglaubt, sie sei anders, sei etwas Besonderes, etwas Wertvolles.
    Das war sie auch gewesen, früher einmal.
    Er stieß einen sonderbaren Klagelaut aus wie ein leidendes Tier. Darin kamen Kummer und Trauer um das Mädchen, das er einmal gekannt hatte, zum Ausdruck.
    Die Augen geschlossen, sah er sie im Geiste vor sich, wie sie damals gewesen war, an jenem ersten Tag. Sie hatte so viel Gutes ausgestrahlt, eine Unschuld, die seine kalte Seele wärmte.
    John legte die Hände vors Gesicht und erschrak über sein Zittern. Wie hatte er sich so in ihr täuschen können? Er ließ die Hände in den Schoß fallen. Und wie sollte er sich jetzt von ihr verabschieden?
    Eine Mutter schlenderte mit ihrer Tochter vorbei. Die Kleine war etwa im Alter, in dem Julianna bei ihrer ersten Begegnung gewesen war. Sie blickte ihn im Vorbeigehen flirtend über die Schulter hinweg an, bereits kokett.
    Er sah ihr ungerührt nach. Sie besaß nicht Juliannas inneres Leuchten, nicht die Schönheit des Geistes, die sie von anderen unterschied.
    Ich habe mich in meiner Julianna nicht getäuscht!
    John atmete tief durch. Sie war etwas Besonderes. Aber sie war auch jung, fast noch ein Kind – wenn nicht an Jahren, so doch im Herzen. Die Jugend machte sie sorglos und leicht beeinflussbar.
    Sie war nicht dazu erzogen worden, auf sich selbst aufzupassen. In ihrer Verwirrung hatte sie sich an diesen Richard gewandt, diesen Niemand. Ohne seine, Johns, Anleitung würde sie der Lebensweise ihrer Mutter verfallen.
    John stand auf. Über ihm kreischte eine Möwe, ehe sie auf Futtersuche ins Wasser stieß. Schuld hatten der Mann, das Baby und die Frau.
    Aus einer einzigen Komplikation waren drei geworden. Sie mussten eliminiert werden. Wenn das erledigt war, würde er wissen, ob seine Julianna der wertvolle Mensch war, zu dem er sie gemacht hatte.

50. KAPITEL
    Die nächsten Tage waren arbeitsreich und anstrengend für Kate. Nach so vielen Wochen wieder im „Uncommon Bean“ zu sein, war eine große Umstellung, vor allem für Emma. Der Geräuschpegel und die vielen neuen Gesichter überforderten das Kind und führten zu großer Unruhe, besonders nachts.
    Wenn sie sie endlich in den Schlaf gewiegt hatte, blieb ihr selbst nur noch die Kraft, das Nachthemd überzuziehen und ins Bett zu fallen.
    Hinzu kamen einige kleine Ärgernisse an der Heimatfront, mit denen sie fertig werden musste. Ein Knacken in der Telefonleitung, das den Mann vom Reparaturdienst veranlasste, das gesamte Leitungssystem im Haus zu überprüfen. Regenmangel, der ein dauerndes Bewässern des Rasens und der Blumenbeete erforderte. Und ein Kühlschrank, der nach nur sechs Jahren seinen Dienst quittierte.
    Trotz allem ging Kate etwas nicht aus dem Sinn, das Marilyn gesagt hatte: Es geht doch nichts über ein schlechtes Gewissen, um einem Mann den Kopf wieder gerade zu rücken.
    Hat Richard ein schlechtes Gewissen? überlegte Kate, während sie die Tische des „Bean“ in Ordnung brachte. War er des halb so aufmerksam? Kam da her der ständige Strom an Geschenken?
    Sie konnte verstehen, wenn er sich wegen der Dinge, die er über Luke und Emma gesagt hatte, schlecht fühlte. Und vermutlich wurde ihm ganz elend, wenn er daran dachte, wie er in jener Nacht versucht hatte, sich ihr aufzudrängen. Ihr wurde es jedenfalls.
    Aber war da vielleicht noch etwas anderes?
    Sie räumte die Tische ab, sammelte die benutzten Servietten,Zuckertütchen und Milchtöpfchen ein und wischte die Tischplatte mit einem feuchten Tuch ab. War das nicht paranoid, wenn sie ihrer Fantasie so die Zügel schießen ließ? Sie benahm sich so seit dem Tag, als der alte Joe ihr von dem Mädchen auf der Schaukel

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