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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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auf, wie es ging.
    Bastille kam unsicher auf die Beine. »Das fühlt sich an, als wäre ein Wirbelsturm durch meinen Kopf gefegt. Und deine Leute gebrauchen diese Dinger tatsächlich auf dem Schlachtfeld?«
    »Nur, wenn es nicht anders geht«, erwiderte ich.
    »Wie schafft ihr es denn dann zu verstehen, was eure Kommandeure sagen?«
    »Äh … durch die Helme?« Diese Antwort ergab natürlich keinerlei Sinn. Aber das war mir im Augenblick völlig egal. Ich stand auf und beeilte mich, Sing in die Folterkammer zu folgen. Drinnen fanden wir eine Wache, die von Blackburns Einsatz der Folterknechtlinse immer noch bewusstlos war. Grandpa Smedry war nach wie vor an den Tisch gekettet und Quentin an seinen Stuhl.
    »Alcatraz, mein Junge!«, rief Grandpa Smedry. »Du bist spät dran!«
    Grinsend rannte ich zum Tisch hinüber. Bastille kümmerte sich um Quentin und durchschnitt die Seile, mit denen er an dem Stuhl festgebunden war.
    »Die Fesseln an meinen Händen sind aus Verstärkungsglas, Junge«, erklärte Grandpa Smedry gelassen. »Die wirst du nie kaputt kriegen. Also los, ihr müsst verschwinden! Der Dunkle Okulator hat gespürt, wie du die Feuerspenderlinse benutzt hast.«
    »Ich weiß, das war meine Absicht. Wir haben ihn mit der Linse abgelenkt und sind dann hergekommen, um euch zu holen.«
    »Wirklich?«, staunte Grandpa Smedry. »Wütender Williams, Junge, das war brillant!«
    »Vielen Dank«, sagte ich artig, während ich meine Hände auf den Holztisch stützte. Dann schloss ich die Augen und lenkte eine Talentwelle in den Tisch. Glücklicherweise war im Gegensatz zu der Tür nicht das ganze Möbelstück gesichert, sondern nur die Handfesseln. Nägel lösten sich, Bretter verloren ihren Halt, und die Beine fielen ab. Grandpa Smedry landete mit einem überraschten Aufschrei mitten auf dem Schrotthaufen. Sofort war Sing an seiner Seite und half ihm auf die Beine.
    »Murmelnder Modesitt«, sagte Grandpa Smedry leise und betrachtete nachdenklich das Chaos, das gerade noch ein Tisch gewesen war. Die Fesseln und Ketten hingen jetzt lose an seinen Hand- und Fußgelenken, da sie an dem nun nicht mehr existenten Tisch befestigt gewesen waren. Grandpa Smedry sah mich eindringlich an. »Was für ein Talent, Junge. Was für ein Talent …«
    Quentin kam zu uns herüber und rieb sich die Handgelenke. Er hatte ein paar frische Blutergüsse im Gesicht, die wohl noch anschwellen würden, schien ansonsten aber unverletzt zu sein. »Kirchen«, verkündete er. »Blei, sehr kleine Steine und Enten.«
    Ich runzelte irritiert die Stirn.
    »Ach, er wird für den Rest des Tages kein normales Wort mehr zustande bringen«, winkte Grandpa Smedry ab. »Sing, mein Junge, könntest du mir vielleicht behilflich sein …« Er sah vielsagend auf sein Bein, in dem, wie ich erst jetzt bemerkte, immer noch das Foltermesser steckte.
    »Grandpa!« Besorgt sah ich zu, wie Sing vorsichtig nach der Klinge griff und sie langsam aus dem Fleisch zog.
    Keine Spur von Blut.
    »Mach dir keine Sorgen, mein Junge«, wandte sich Grandpa Smedry beruhigend an mich. »Ich werde mich einfach verspäten, was diese Wunde angeht.«
    »Wie lange kannst du das durchhalten?«
    »Das hängt von verschiedenen Faktoren ab«, erklärte Grandpa Smedry, während er sich von Sing sein Smokinghemd geben ließ, es überstreifte und die Knöpfe schloss. »Sich bei Wunden zu verspäten ist ziemlich kräftezehrend. Die Anstrengung, diese hier zurückzuhalten, zusammen mit den Schmerzen, die Blackburn mir mit der Folterknechtlinse zugefügt hat – das merke ich jetzt schon. Ich kann noch eine Weile so weitermachen, aber irgendwann werde ich die Schmerzen zulassen müssen.«
    Grandpa Smedry wirkte längst wirklich nicht mehr so energiegeladen wie noch vor ein paar Stunden. Die Folter hatte ihn nicht bis in den Zusammenbruch getrieben, aber sie hatte definitiv ihre Spuren hinterlassen.
    »Jetzt sieh mich nicht so an«, wehrte der Alte ab. »Wenn wir erst mal hier raus sind, kann ich dem Schmerz in kleinen, erträglichen Dosierungen begegnen. Hast du irgendwas gefunden, meine Liebe?«, wandte er sich übergangslos an Bastille.
    Ich drehte mich verwirrt um. Bastille hatte offenbar in aller Eile die Tische und Schränke durchsucht. Sie sah von dem letzten Fach auf und schüttelte den Kopf. »Wenn er deine Linsen wirklich einkassiert hat, hat er sie jedenfalls nicht hiergelassen, alter Mann.«
    »Tja, dann. Trotzdem gute Arbeit, meine Liebe.«
    Sie schlug heftig die Schranktür zu und

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