Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
in meinem Sitz zurück. »Das klingt gut. Ich denke, ich hatte heute genug Heimlichtuerei, Verfolgungsjagden und anderen lächerlichen Kram dieser Art, zumindest für einen Tag.«
    Bastille grinste breit und nahm schwungvoll eine scharfe Kurve. »Weißt du, Alcatraz, du bist wirklich ein kleines bisschen weniger nervtötend als die meisten anderen Smedry.«
    Ich grinste zurück. »Tja, dann werde ich wohl noch etwas mehr üben müssen.«

 
KAPITEL ZWANZIG
     
     
    Also gut, es ist wahr. Ich habe euch angelogen. Ihr seid ohne Zweifel bereits dahinter gekommen, dass in diesem Buch kein Altar aus veralteten Enzyklopädien auftaucht. Es gibt auch keine nervenzerfetzende Szene, in der ich, an eben jenen Altar gefesselt, hilflos daliege und meiner Opferung harre. Und es gibt ebenfalls keinen dolchschwingenden Bibliothekar, der mich aufschlitzen und mein Blut in einen bodenlosen Abgrund vergießen will, um dadurch ein grausames Ritual zu vollenden. Keine Haie, kein Becken mit ätzender, zischender Lava.
    Das erwartet euch dann alles in der Fortsetzung. Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt, dass ich meine gesamte Geschichte in einem einzigen Buch erzählen könnte, oder?
    Grandpa Smedrys Auto tuckerte die Straße entlang. Draußen war es schon dunkel – nachdem wir aus der Bibliothek entkommen waren, hatten wir die Tankstelle evakuiert und dann die Nacht und den gesamten nächsten Tag in einem anderen Unterschlupf der Gruppe verbracht (einem angeblichen Hamburgerladen mit dem Namen Sand-Burgers), um uns zu erholen.
    »Großvater?«, fragte ich nun im Auto.
    »Ja, mein Junge?«
    »Was machen wir jetzt?«
    Eine Weile saß Grandpa Smedry schweigend da und drehte nur wie üblich das Lenkrad in beliebige Richtungen. Nach einer Nacht mit erholsamem Schlaf sah er schon wieder viel besser aus – er hatte genug Kraft geschöpft, um wieder zu seinen Schmerzen zu spät zu kommen, und ließ sie nun nur noch in kleinen, erträglichen Schüben zu. Jetzt war er schon fast wieder so munter wie vor ein paar Tagen, als ich ihn kennengelernt hatte.
    »Nun ja«, begann er schließlich. »Es gibt viel zu tun. Die Freien Königreiche verlieren immer mehr an Boden in der Schlacht gegen die Bibliothekare. Der Hauptteil der direkten Kämpfe findet gerade in Mokia statt, aber die Arbeit hinter den Kulissen in den anderen Königreichen ist mindestens genauso gefährlich.«
    »Was wird passieren, wenn Mokia fällt?«
    »Dann werden die Bibliothekare es in ihr Reich eingliedern. Es wird ein oder zwei Jahrzehnte dauern, bevor es vollständig integriert ist – die Bibliothekare werden damit anfangen, dass sie überall auf der Welt die Geschichtsbücher umschreiben und sich für die Region eine neue, eigene Geschichte ausdenken.«
    Ich nickte verstehend. »Und … meine Eltern spielen in diesem Krieg eine bestimmte Rolle?«
    »Eine große Rolle sogar«, bestätigte Grandpa Smedry. »Sie sind sehr wichtige Figuren in diesem Spiel.«
    »So wichtig, dass man es ihnen nicht zumuten konnte, mich großzuziehen?«, fragte ich leise.
    Grandpa Smedry schüttelte heftig den Kopf. »Nein, mein Junge. Das hat damit gar nichts zu tun.«
    »Aber warum dann?«, rief ich frustriert. »Was sollte das Ganze denn? Warum haben sie mich all die Jahre in den Händen der Bibliothekare gelassen?«
    »Wenn du mal darüber nachdenkst, ergibt alles einen Sinn, Junge.«
    »Ich will aber nicht darüber nachdenken«, fauchte ich.
    Grandpa Smedry lächelte milde. »Wissen, Alcatraz. Es ging dabei nur um Wissen. Vielleicht ist dir ja bereits aufgefallen, dass wir anderen nicht so ganz in deine Welt passen.«
    Ich nickte zögernd.
    »Du verfügst über Wissen, Alcatraz«, fuhr Grandpa fort. »Über wichtiges Wissen. Du verstehst die Lügen, die von den Bibliothekaren verbreitet werden, in ihrer ganzen Komplexität – und du kennst ihre Kultur. Das macht dich zu einem wichtigen Faktor. Einem sehr wichtigen.«
    »Dann haben meine Eltern mich also aufgegeben, um einen Spion aus mir zu machen?«, fragte ich misstrauisch.
    »Es war keine einfache Entscheidung, mein Junge«, erklärte Grandpa Smedry leise. »Und sie ist ihnen alles andere als leichtgefallen. Aber sie wussten, dass du dieser Herausforderung gewachsen sein würdest; sie wussten es schon, als du noch ein Baby warst. Du bist eben ein Smedry.«
    »Und es gab keine Alternative?«
    »Ich weiß, dass es schwer ist, das zu verstehen. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, muss ich sagen, dass ich oft meine Zweifel hatte, ob ihre

Weitere Kostenlose Bücher