Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)
Drachen kennengelernt, und der hatte uns netterweise nicht gefressen, sondern sogar auf seinem Rücken herumgetragen.
Der Drache atmete tief ein.
»Kaz!«, rief Bastille panisch.
»Steck das Licht weg!«, sagte er. »Es fällt mir schwer, mich zu verirren, wenn ich sehen kann, wo ich hingehe.«
Ich sah die beiden stirnrunzelnd an. »Es ist doch nur ein Drache.«
»Nur ein freier Pechdrache«, sagte Bastille nervös. »Der im Gegensatz zu Zoctinatin keine Haftstrafe verbüßen muss und der uns grillen kann, weil wir in seine Höhle eingedrungen sind und damit den Vertrag zwischen den Drachen und den Menschen verletzen!« Sie stieß ihr Schwert in die Scheide zurück und es wurde wieder dunkel um uns herum.
»Oh!«, sagte ich.
Vor uns flammte ein Licht auf, das das Maul des Drachen von innen erleuchtete. Feuer stieg aus seinem Rachen auf und sprühte in unsere Richtung.
»Grund Nummer zweihundertsiebenundfünfzig, warum es besser ist, klein zu sein als groß!«, rief Kaz aus. »Wenn man hinter einem großen Menschen steht, hat man einen guten Schutzschild gegen heißen Drachenatem!«
Bastille packte mich am Kragen und zerrte mich hinter sich her. Alles drehte sich. Ich spürte eine seltsame Kraft um mich herum und fühlte mich von ihr mitgerissen, als Kaz sein Talent aktivierte und sich mit uns woandershin verirrte. Die Flammen des Drachen verschwanden.
Ich erkannte diese Kraft– die Kraft des Talents– sofort, obwohl ich sie bisher noch nie gespürt hatte, wenn Kaz sein Talent benutzt hatte. Es war schwer zu erklären. Mir war, als könnte ich die Verwirbelung der Luft sehen, als wüsste ich, was vor sich ging, als Kaz uns rettete.
Es kam mir fast vertraut vor. Als würde Kaz sich mit uns irgendwohin verirren, indem er… die Gesetze der Bewegung brach. Als würde er den natürlichen, linearen Lauf der Welt kurz so manipulieren, dass wir fähig waren, uns in Richtungen zu bewegen, in die wir uns sonst nicht hätten bewegen können.
In diesem Augenblick glaubte ich etwas zu sehen. Eine riesige, prächtige Steinscheibe voller eingravierter Zeichen und Linien, die sie in vier verschiedene Quadranten aufteilten. Und in der Mitte der Scheibe war ein Feld aus schwarzem Stein. Dort, im Zentrum, lauerte etwas, unsichtbar, weil es so dunkel war wie ein Stück Mitternacht. Und es streckte Tentakel aus, die in die vier anderen Felder krochen wie schwarze Ranken, die über eine Wand wuchsen.
Der Fluch der Inkarna. Es, welches verdreht … welches korrumpiert … welches zerstört …
Das Dunkle Talent. Von dem alle anderen Schatten sind.
Die Vision verschwand so schnell, dass ich mir nicht mehr sicher war, ob ich die Steinscheibe tatsächlich gesehen hatte. Alles war wieder dunkel. Ich stolperte, fiel hin und landete auf etwas, das weich, nass und glitschig war.
»Igitt!«, rief ich und versuchte wieder aufzustehen. Der Boden unter mir wogte, pulsierte und bebte. Es war, als wäre ich auf ein riesiges Trampolin gefallen, das mit einem glitschigen Schleim bedeckt war. Und es stank so widerlich, als hätte jemand ein Stinktier mit faulen Eiern beworfen.
Bastille würgte und zog ihr Schwert aus der Scheide, damit wir in seinem Licht etwas sehen konnten. Wir drei lagen zusammengedrängt in einem rosaroten Raum, dessen Wände und Decke aus demselben wabbeligen Zeug waren wie der Boden. Es war, als wären wir in einer Art Sack gefangen. Wir hatten nicht einmal genug Platz, um uns hinzustellen, und waren mit einem klebrigen Glibber überzogen.
»Zum Sperling noch mal!«, fluchte Kaz.
»Ich glaube, ich muss mich gleich übergeben«, sagte Bastille. »Sind wir…«
Kaz kratzte sich am Kopf. »Es sieht so aus, als hätte mein Talent uns in den Magen des Drachens versetzt«, sagte er und versuchte auf der fleischigen Oberfläche aufzustehen. »Hoppla.«
»Hoppla?«, schrie ich, als ich begriff, dass das glibberige Zeug Galle oder Magensaft sein musste. »Ist das alles, was dir dazu einfällt? Hoppla?«
»Igitt!«, stieß Bastille hervor.
»Nun, wenn man von einem Drachen gefressen wird, dann am besten auf diese Art, unter Umgehung der Zähne und so.«
»Ich würde lieber gar nicht gefressen werden!«
»Igitt!«, wiederholte Bastille.
»Steck das Schwert wieder ein«, sagte Kaz. Er kam endlich auf die Beine und war klein genug, um aufrecht stehen zu können. »Ich werde uns hier rausbringen.«
»Toll«, sagte ich, als das Licht erlosch. »Vielleicht könntest du uns auch zu einem Bad verhelfen–
Weitere Kostenlose Bücher