Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)
Bibliothekar ihn bewusstlos.
Das war mein Talent, erkannte ich. Mit den Überträgerlinsen hatte ich dem Läufer für einen kurzen Augenblick mein Bruchtalent verliehen. Es hatte die Gewehre der Scharfschützen zerstört, als sie auf ihn zu schießen versuchten.
Der letzte Roboter warf seinen Felsbrocken. Wir hielten alle den Atem an, als er angeflogen kam und in die Kuppel krachte. Er durchschlug sie und fiel in die Stadt. Glasscherben regneten auf uns herab und in der Kuppel klaffte nun ein riesiges Loch.
Draußen jubelten die Bibliothekare. Hinter ihnen sah ich drei Gestalten zusammenlaufen. Kaz stieß zu den beiden letzten mokianischen Läufern. Er zögerte kurz, aber offenbar erkannte er, dass er nicht länger warten konnte. Eine Gewehrsalve schlug neben ihm in den Boden ein. Sie wirbelte Staub auf und verhalf ihm so zu dem Augenblick der Orientierungslosigkeit, den er brauchte, um sein Talent zu aktivieren. Als die Staubwolke sich lichtete, waren die drei verschwunden. Kaz’ Talent hatte sie in Sicherheit gebracht.
Der letzte Roboter beugte sich hinab, um einen weiteren Felsbrocken aufzuklauben. Das große Loch in der Kuppel war schon gefährlich genug. Dieser letzte Felsbrocken würde sie völlig zerschmettern. Die Mokianer um mich herum wurden ganz still, als der Roboter den riesigen Felsbrocken aufhob. Die Bibliothekarssoldaten unten formierten sich und marschierten zu ihren Angriffslinien zurück, um nach dem Zusammenbruch der Kuppel Tuki Tuki zu erstürmen.
Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Da! Über das Gelände hinter den Reihen der Bibliothekare rannte eine kleine entschlossene Gestalt mit silbernen Haaren. Bastille.
Es bestand noch Hoffnung.
Die Mokianer entdeckten sie auch und deuteten zu ihr hinüber. Die kämpferische Bastille hatte beschlossen, auf den letzten Roboter loszugehen, statt sich zu Kaz durchzuschlagen, um sich von ihm in Sicherheit bringen zu lassen. Mit ihrem Schwert auf dem Rücken und ihrer Kriegerbrille auf der Nase stürmte sie mit Crystin-Geschwindigkeit an verwirrten Bibliothekarssoldaten vorbei, manchmal auch zwischen ihnen hindurch oder über sie hinweg.
»Sie wird es nicht mehr schaffen«, sagte Aluki leise. Der Roboter hob seinen Felsbrocken hoch. »Es ist zu spät…«
Er hatte recht. Der Roboter würde den Felsbrocken werfen, bevor Bastille bei ihm eintraf. »Sie braucht mehr Zeit. Ich muss da runter!« Mein Herz raste. Instinktiv lief ich los, bahnte mir einen Weg durch die Mokianer und sprang die Treppe hinunter. Dann rannte ich zum Stadttor.
»Öffnet das Tor!«, brüllte ich.
Die Wachen sahen mich verblüfft an. Ich hatte keine Zeit zu debattieren, deshalb huschte ich an ihnen vorbei, schlug die Hände auf das Tor und ließ Bruchkraft hineinfließen. Der Riegel, der das Tor geschlossen hielt, zersplitterte in tausend Stücke, und die Wucht der Explosion ließ das Tor aufschwingen.
Ich rannte hinaus und erkannte etwas Wichtiges. Etwas ganz Erstaunliches und Lebensveränderndes.
Ich brauchte einen Schlachtruf.
»Rutabaga!«, schrie ich.
Das war das Erste, was mir einfiel, fürchte ich. Wie auch immer, ich rannte über das grasbewachsene Gelände zum Rand der Glaskuppel. Draußen schwang der Roboter seine riesigen Arme nach hinten und schleuderte den Felsbrocken.
Ich trat dicht an die Kuppel heran, holte tief Luft, legte die Hände auf das Glas und schickte einen Kraftstoß hinein.
Eine Lichtwelle, ein Energiestrom durchlief die Kuppel vor mir. Ich schloss die Augen und hielt die Hände weiter an die glatte Oberfläche. Kraft durchströmte mich wie energiegeladenes Blut und floss in das Glas.
Einen Augenblick lang kam ich mir vor, als wäre ich selbst die Kuppel, die die Stadt schützte. Ich verstärkte das Glas, wie ich es ein paar Monate zuvor mit dem Transporterglas getan hatte, um ihm mehr Widerstandskraft zu verleihen.
Der Felsbrocken traf die Kuppel.
Und er prallte ab, ohne Schaden anzurichten. Ich öffnete die Augen und sah die ganze Kuppel in einem wunderschönen funkelnden Licht erstrahlen.
Energie durchströmte mich in einem beängstigenden Tempo. Sie schien kleine Stückchen von mir mitzureißen, meine Kraft, sogar meine Seele. Ich konnte spüren, wie mein Talent sich in mir wand. Es wollte zuschlagen und das Ding zerstören, das ich zu schützen versuchte. Ich musste es mit Gewalt zurückhalten.
Nie zuvor in meinem Leben hatte ich meine Doppelnatur als Okulator und Smedry so deutlich erkannt und gespürt. In der einen Hand
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