Alcatraz und die letzte Schlacht: Band 4 (German Edition)
würden das Gegenmittel brauchen, um ihn aufzuwecken.
»Am Ende des Tunnels werden wahrscheinlich auch Wachen postiert sein«, sagte einer der Mokianer. »Wir sind zwar schnell, aber nicht gerade die besten Kämpfer unserer Armee.«
Kaz nickte. »Wenn ihr mit ihnen kämpft und einen Tumult verursacht, werden die Bibliothekare uns den Weg aus dem Tunnel abschneiden. Spatz noch mal!«
»Wo hast du denn diese wüsten Flüche aufgeschnappt, Kaz?«, fragte Bastille.
»Tut mir leid. Als ich mich das letzte Mal verirrt habe, saß ich zwei Wochen auf einer Vogelkundlerkonferenz fest.«
Aber das war eine Geschichte für sich.
»Also«, sagte ich, »wir können nur hoffen, dass…« Ich verstummte, als ich sah, dass Bastille und Kaz einen Blick austauschten. Dann nahm Bastille zu meinem Entsetzen dem gefallenen Läufer den Rucksack mit den Teddybären ab, warf ihn sich über die Schulter und sah mich an.
»Du bleibst hier«, sagte sie.
»Nein, Bastille, du kannst nicht gehen!«
»Ich schaffe es am ehesten, die Wachen am Ausgang des Tunnels lautlos zu überwältigen. Und da ich als Crystin schneller bin als die anderen, werde ich diese Roboter sogar vor ihnen erreichen. Ich muss gehen.«
»Aber du sollst mich doch beschützen!«
»Das ist der beste Weg, dich zu beschützen.« Sie zeigte zur Kuppel hinauf. »Das Ding wird in ein paar Minuten zerspringen, wenn wir die Roboter nicht ausschalten.«
Sie rückte ihre Kriegerbrille zurecht. »Pass auf dich auf«, sagte sie. »Sieh zu, dass du am Leben bleibst. Ich fange nämlich gerade an, dich ein bisschen zu mögen. Und falls ich fallen sollte, musst du für mich das Gegenmittel besorgen.«
Mit diesen Worten sprang sie in den Tunnel hinab. Ich kroch zum Rand des Ausstiegslochs und spähte hinein. Es war nicht besonders tief und der Tunnel machte unten sofort eine Kurve in Richtung der Bibliothekarsarmee. Die Läufer sprangen Bastille hinterher. Kaz klopfte mir auf den Arm. »Ich werde versuchen, sie herauszuholen, Junge«, versprach er.
Dann folgte er den anderen in den Tunnel, mit dem Rucksack über der Schulter und einer Pistole in der anderen Hand– zur Sicherheit. Das Einsatzkommando verschwand in der Dunkelheit.
Ich starrte ihm ein paar Herzschläge lang nach und versuchte, meine Gefühle in den Griff zu bekommen. Ich hatte ein Selbstmordkommando losgeschickt. Ich! Die Leute befolgten meine Befehle. Und Kaz und Bastille waren auch dabei!
Musste man als König mit so etwas leben? Mit dieser furchtbaren Schuld?
Ich fühlte mich, als hätte jemand all meine inneren Organe dick mit Honig eingeschmiert und dann ein Glas voller Ameisen auf sie losgelassen.
Ich fühlte mich, als hätte jemand mir Knallfrösche in die Nase gesteckt und sie dann mit einem Flammenwerfer angezündet.
Ich fühlte mich, als würde ich gezwungen, hundert vergammelte Fischstäbchen zu essen.
Mit anderen Worten, ich fühlte mich gar nicht gut.
Ich drehte mich um und raste davon, so schnell ich konnte. Unterwegs kam ich an Aluki und seinen Kriegern vorbei, die sich eine offene Feldschlacht mit den Bibliothekarssoldaten lieferten, die aus dem Tunnel geklettert waren. Ich rannte mit voller Kraft bis zu der Treppe, die auf die hölzerne Stadtmauer hinaufführte, und sprang sie hinauf. Oben lehnte ich mich völlig außer Atem über die Brüstung und sah hinaus.
Ich kam gerade rechtzeitig, um das Einsatzkommando auf der anderen Seite des Tunnels auftauchen zu sehen. Bastille hatte die Wachen auf ihre effiziente Art überwältigt und die Soldaten außerhalb des Tunnels hatten nichts gehört. Sie standen nur dumm herum, als die sechs Läufer aus dem Tunnel stürmten und in unterschiedliche Richtungen davonrannten.
Ein Felsbrocken donnerte auf die Kuppel und schlug ein weiteres großes Stück Glas heraus. Es fiel nach innen und zertrümmerte eine Hütte in der Nähe.
Rennt, so schnell ihr könnt, dachte ich nervös, während ich die Läufer beobachtete. Mokianer scharten sich um mich und feuerten die Läufer an. Ich registrierte am Rande, dass meine drei Berater auch unter ihnen waren.
Die sechs Läufer wirkten so winzig gegen die große Bibliothekarsarmee. Ich merkte, dass ich die Luft anhielt. Ich wünschte, ich könnte irgendetwas tun, um ihnen zu helfen. Aber ich befand mich innerhalb der Kuppel und sie waren weit außerhalb von ihr. Und zwischen uns stand eine Armee. Ich konnte die sechs kaum sehen …
Aber ich sah sie.
Du bist ein Okulator, Dummkopf! Bastilles Stimme schien in meinem
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