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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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»Schau, der König kommt hier hoch!«
    »Natürlich«, sagte Bastille. »Er will zu seiner Familie.«
    »Natürlich, er will… Moment mal, was?«
    In diesem Augenblick schritt König Dartmoor auf uns zu. Grandpa Smedry und die anderen verbeugten sich vor ihm– sogar Patty–, also tat ich es auch. Dann küsste der König Draulin.
    Wirklich! Er küsste sie! Ich war völlig perplex. Nicht nur, weil ich nie gedacht hätte, dass irgendwer das Bedürfnis verspüren könnte, Draulin zu küssen. (Das war ein bisschen so, als würde man einen Alligator knutschen.)
    Wenn Draulin die Gattin des Königs war, bedeutete das…
    Ich zeigte mit dem Finger auf Bastille und stieß hervor: »Du bist eine Prinzessin!«
    Sie verzog das Gesicht. »Na ja, so was Ähnliches.«
    »Wie kann man ›so was Ähnliches‹ wie eine Prinzessin sein?«
    »Ich kann nicht den Thron erben«, erklärte sie. »Ich habe auf meinen Anspruch verzichtet, als ich den Rittern von Crystallia beigetreten bin. Wegen des Armutsgelübdes und so.«
    Die Menge wogte um uns herum. Einige Leute verließen den Raum, andere blieben stehen, um– seltsamerweise– meinen Großvater und mich anzuglotzen.
    Ich hätte darauf kommen müssen, dass Bastille zur königlichen Familie gehörte. Gefängnisnamen. Sie hatte einen, doch ihre Mutter nicht. Das war ein klarer Hinweis, dass ihr Vater einer bedeutenden Familie entstammte. Außerdem ist es in Geschichten wie dieser immer so, dass sich unter den Hauptpersonen mindestens ein unerkanntes Mitglied der Königsfamilie befindet. Das ist eine Art ungeschriebenes Gesetz.
    In dieser Situation hatte ich verschiedene Reaktionsmöglichkeiten. Zum Glück entschied ich mich für eine, die mich nicht wie einen Vollidioten aussehen ließ.
    »Das ist toll!«, rief ich aus.
    Bastille sah mich erstaunt an. »Du bist mir nicht böse, weil ich es dir verheimlicht habe?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ach, ich bin doch selbst eine Art verhindertes Königskind, Bastille. Warum sollte es eine Rolle spielen, ob du auch eines bist? Außerdem hast du ja nicht gelogen oder so. Du redest halt nicht gern über dich selbst.«
    Achtung, gleich passiert etwas sehr Seltsames. Seltsamer als Riesenechsen oder fliegende Glasvögel, sogar seltsamer als meine Vergleiche mit Fischstäbchen.
    Bastille bekam feuchte Augen. Und dann umarmte sie mich.
    Liebe Leserinnen, darf ich euch an dieser Stelle einen Tipp geben? Lauft nicht herum und umarmt Leute ohne Vorwarnung. Für viele von uns (ich schätze, für fast die Hälfte) ist das so ähnlich, als würde man uns eine ganze Flasche extrascharfe Chilisoße in den Mund kippen.
    Ich glaube, in diesem Augenblick gab ich einige merkwürdige Laute von mir und machte ein völlig verdattertes Gesicht. Möglicherweise tropfte mir sogar Spucke aus dem offen stehenden Mund.
    Dann hörte ich jemanden reden. »…ich kann die Regeln der Ritter von Crystallia nicht ändern, Bastille.«
    Ich kriegte mich langsam wieder ein. Bastille hatte mich aus ihrer grundlosen überfallartigen Umarmung entlassen und sprach nun mit ihrem Vater. Der Raum leerte sich langsam, doch seitlich standen noch etliche Leute, die unsere kleine Gruppe neugierig beobachteten.
    »Ich weiß, Vater«, sagte Bastille. »Ich muss mich ihrem Urteil fügen, wie es meine Pflicht gegenüber dem Orden verlangt.«
    »Das ist mein Mädchen«, sagte der König und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Aber nimm ihre Kritik nicht zu schwer. Die Welt ist halb so wild, wie die Ritter sie manchmal darstellen.«
    Draulin runzelte die Stirn über diese Bemerkung. Wenn man den König und Draulin so nebeneinander sah– ihn in seiner blau-goldenen Robe und sie in ihrer silbernen Ritterrüstung–, dann passten sie eigentlich ganz gut zusammen.
    Es tat mir immer noch leid für Bastille. Kein Wunder, dass sie immer so angespannt ist, dachte ich. Mit einem mächtigen König als Vater und einem strengen Ritter als Mutter musste man sich fühlen, als würde man zwischen zwei Felsklötzen aufwachsen, die einen zu erdrücken drohen.
    »Brig«, sagte Grandpa Smedry, »wir müssen über das Vorhaben des Rates sprechen.«
    Der König wandte sich um. »Ich fürchte, du kommst zu spät, Leavenworth. Wir haben uns im Grunde bereits entschieden. Du kannst zwar dagegen stimmen, aber ich bezweifle, dass das noch etwas ändern wird.«
    »Wie konntet ihr es auch nur in Erwägung ziehen, Mokia aufzugeben?«, fragte Grandpa Smedry aufgewühlt.
    »Wir wollen Leben retten, mein Freund.«

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