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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Glas eine andere Farbe. Auf Tafeln über den Rahmen waren die verschiedenen Glassorten aufgelistet. Einige erkannte ich und die meisten glühten leicht. Durch die Okulatorenlinsen, die ich trug, konnte ich ihre Auren sehen.
    In den Ländern des Schweigens stellten die Könige in ihren Palästen ihr Gold und Silber zur Schau. Hier präsentierten die Könige ihre Sammlung seltener und kostbarer Glassorten.
    Ich sah mich erstaunt um und wünschte, Sing und Grandpa Smedry würden nicht so hetzen. Schließlich kamen wir zu einer großen Flügeltür und betraten einen langen rechteckigen Raum mit erhöhten Sitzreihen auf beiden Seiten. Auf den meisten Plätzen saßen Leute, die schweigend zusahen, was unten vor sich ging.
    An einem breiten Tisch unten in der Mitte des Raumes saßen etwa zwei Dutzend Männer und Frauen in prunkvollen Roben, die alle verschieden waren und ziemlich exotisch wirkten. Ich erkannte König Dartmoor sofort. Er saß auf einem etwas erhöhten Thronsessel am Ende des Tisches, trug eine königsblaue und goldene Robe und hatte einen vollen roten Bart. Durch meine Okulatorenbrille– die meine Wahrnehmung der Menschen und Orte, die ich betrachtete, manchmal steigerte– wirkte er etwas größer und stattlicher, als er in Wirklichkeit war. Überlebensgroß.
    Ich blieb im Eingang stehen. Ich war bisher noch nie in königlicher Gesellschaft gewesen und…
    »Leavenworth Smedry!«, krähte eine aufgeregte weibliche Stimme. »Du bist zurück, alter Gauner!«
    Alle im Raum schienen gleichzeitig die Köpfe zu drehen und eine kräftig gebaute (wisst ihr noch, was das bedeutet?) Frau anzublicken, die von ihrem Platz aufsprang und auf meinen Großvater zueilte. Sie hatte kurzes blondes Haar und strahlte über das ganze Gesicht.
    Ich glaube, das war das erste Mal, dass ich einen Anflug von Angst in den Augen meines Großvaters sah. Die Frau schlang die Arme um den kleinen Okulator. Dann sah sie mich.
    »Ist das Alcatraz?«, wollte sie wissen. »Splitterndes Glas, Junge, steht dein Mund immer so weit offen?«
    Ich machte schnell den Mund zu.
    »Alcatraz«, sagte Grandpa Smedry zu mir, als die Frau ihn endlich losließ. »Das ist deine Tante, Pattywagon Smedry. Meine Tochter, Quentins Mutter.«
    »Entschuldigung«, rief eine dröhnende Stimme vom Tisch unten. Ich wurde rot, als ich merkte, dass die Könige uns beobachteten. »Lady Smedry, ist es wirklich nötig, dass Sie diese Sitzung stören?«, polterte König Dartmoor.
    »Tut mir leid, Majestät«, rief sie hinab. »Aber diese Leute hier sind viel interessanter als Sie!«
    Grandpa Smedry seufzte, dann flüsterte er mir zu: »Möchtest du raten, was für ein Smedry-Talent sie hat?«
    »Das Talent, sich danebenzubenehmen?«, flüsterte ich zurück.
    »Dicht dran«, sagte Grandpa Smedry leise. »Sie kann in unpassenden Augenblicken unpassende Dinge sagen.«
    Das stimmte.
    »Oh, schauen Sie mich nicht so an«, sagte sie und drohte dem König mit dem Finger. »Sie können mir nicht erzählen, dass Sie sich nicht auch freuen, dass sie zurück sind.«
    Der König seufzte. »Die Sitzung wird für eine Stunde unterbrochen, damit wir unsere heimgekehrten Familienmitglieder begrüßen können. Lord Smedry, stimmen die Gerüchte, dass Sie mit Ihrem lange verschollenen Enkel zurückgekommen sind?«
    »Ja, ich habe ihn heimgeholt!«, verkündete Grandpa Smedry. »Und nicht nur das. Wir haben auch ein Paar der legendären Übersetzerlinsen aus dem eingeschmolzenen Sand von Rashid mitgebracht!«
    Da ging ein Raunen durch die Menge. Eine kleine Gruppe von Männern und Frauen, die uns direkt gegenübersaß, schien nicht erfreut, Grandpa Smedry zu sehen. Diese Leute waren nicht in Tuniken oder Roben gekleidet. Die Männer trugen Anzüge mit Fliegen, die Frauen Kostüme mit Schals. Und viele hatten Hornbrillen auf.
    Bibliothekare.
    Im Raum brach Unruhe aus. Immer mehr Zuschauer standen auf, und aus dem Raunen wurde ein aufgeregtes Stimmengewirr, das so laut war, als wären plötzlich tausend Hornissen losgelassen worden. Meine Tante Patty begann eine lebhafte Unterhaltung mit ihrem Vater und wollte Einzelheiten über seinen Aufenthalt in den Ländern des Schweigens wissen. Sie schaffte es, mit ihrer Stimme den Lärm der Menge zu übertönen, ohne zu brüllen. So war sie einfach.
    »Alcatraz?«
    Ich wandte mich Bastille zu, die neben mir stand. »Ja?«
    Sie druckste herum. »Das… das ist vielleicht ein passender Ort, um… um dir etwas zu sagen.«
    »Warte«, sagte ich nervös.

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