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Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)

Titel: Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ich mich. Was verstand ich denn schon von all diesen Dingen? Nachdem ich den meisten Leuten vage Versprechungen gemacht hatte, verabschiedete ich mich von dieser Gruppe.
    Denn es wartete noch eine andere Gruppe auf mich. Sie bestand aus gut gekleideten jungen Männern und Frauen, die ich auf um die zwanzig schätzte. Ich kannte sie bereits von der Party.
    »Rodrayo?«, fragte ich ihren Anführer.
    »Hallo«, sagte er.
    »Und… was wollt ihr von mir?«, fragte ich.
    Ein paar von ihnen zuckten mit den Schultern.
    »Wir dachten nur, dass man sich in deiner Gesellschaft gut amüsiert«, erwiderte Rodrayo. »Hättest du Lust, mit uns eine kleine Party zu feiern?«
    »Oh«, sagte ich. »Ähm, ja, schon.«
    Ich führte die Gruppe durch mehrere Gänge und Hallen ins Innere der Burg Smedry und verirrte mich, versuchte aber so zu tun, als wüsste ich, wo ich war. Die Räume der Burg waren mittelalterlich, wie es sich für eine richtige Burg gehörte, aber sie waren viel wärmer und gemütlicher, als man vielleicht erwartet hätte. Es gab Hunderte von Räumen– die Burg war so groß wie ein Palast–, und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo ich hinlief.
    Schließlich fand ich ein paar Diener, die mir weiterhalfen. Sie führten uns in einen höhlenartigen Raum mit Sofas und einem offenen Kamin. Ich wusste nicht so recht, was Rodrayo und die anderen unter einer »kleinen Party« verstanden. Zum Glück übernahmen sie selbst die Initiative und schickten die Diener Snacks und Getränke holen, dann fläzten sie sich auf die Sofas und Sessel und begannen, sich zu unterhalten. Ich fragte mich, wofür sie mich eigentlich brauchten. Ich wusste nicht einmal, wer Rodrayos Freunde waren. Aber sie hatten meine Bücher gelesen und fanden meine Abenteuer total aufregend. Das machte sie für mich zu Musterbürgern.
    Ich hatte ihnen gerade von meinem Kampf mit den Papiermonstern erzählt, als mir einfiel, dass ich mich noch gar nicht bei Grandpa Smedry gemeldet hatte. Seit wir uns getrennt hatten, waren etwa fünf Stunden vergangen. Ich war kurz versucht, einfach dazubleiben und zu warten, bis er mich suchen kam. Aber wir brauchten mehr Snacks und die Diener waren verschwunden. Deshalb beschloss ich, meine neuen Freunde zu verlassen und nach den Dienern zu suchen, um sie um Nachschub zu bitten. Vielleicht würden sie wissen, wo mein Großvater war.
    Doch es war schwieriger als gedacht, die Diener zu finden. Seltsamerweise fühlte ich mich müde, als ich durch die Gänge lief, obwohl ich in den letzten Stunden eigentlich nicht viel getan hatte. Ich hatte nur dagesessen und mich bewundern lassen.
    Schließlich entdeckte ich am Ende eines Ganges mit rohen Backsteinwänden einen Streifen Licht. Es stellte sich heraus, dass er aus einer halb offenen Tür kam. Ich spähte in den Raum und sah meinen Vater an einem Schreibtisch sitzen und auf einem Stück Pergament herumkritzeln. Eine antik wirkende Laterne spendete ein flackerndes Licht, das den Raum nur schwach erleuchtete. Ich erkannte edle Möbel und funkelnde Glasobjekte – Linsen und andere okulatorische Wunderdinge, die eine leuchtende Aura zu haben schienen, weil ich sie durch meine Okulatorenlinsen sah. Auf dem Schreibtisch stand ein halb leeres Weinglas, und mein Vater trug immer noch den altmodischen Anzug, den er auf der Party angehabt hatte, auch wenn er die zerknitterte Krawatte mittlerweile gelockert hatte. Sein welliges schulterlanges Haar war zerzaust. Er sah fast aus wie ein schweigeländischer Rockstar nach einem abendlichen Auftritt.
    Als Kind hatte ich mir oft ausgemalt, wie mein Vater sein könnte. Die einzigen Informationen, die ich damals über ihn hatte, waren, dass er mich nach einem Gefängnis benannt und im Stich gelassen hatte. Man sollte meinen, dass ich ihn mir deshalb als einen schrecklichen Menschen vorgestellt hätte.
    Doch insgeheim hoffte ich immer, dass er einen guten Grund gehabt hatte, mich aufzugeben, dass mehr dahintersteckte– irgendetwas Beeindruckendes und Geheimnisvolles. Ich hatte mich oft gefragt, ob er vielleicht irgendeine gefährliche Mission zu erfüllen hatte und mich nur weggeschickt hatte, um mich zu schützen.
    Diese geheimen Wünsche schienen sich zu erfüllen, als Grandpa Smedry auftauchte und ich herausfand, dass mein Vater lebte und durch seine zeitweise sehr gefährliche Arbeit mithalf, die Freien Königreiche zu retten. Endlich wusste ich etwas mehr über ihn. In meiner Fantasie wurde er zu einem strahlenden Helden, der mich damals

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