Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
dem Partykeller zurück. »Aber das sind Fans von mir! Nicht von meinem Vater.«
»Ach ja?«
»Ja. Sie haben meine Bücher gelesen und reden über nichts anderes.«
»Alcatraz, mein Junge«, sagte Grandpa Smedry. »Hast du diese Bücher gelesen?«
»Äh, nein, noch nicht.«
»Wie, zum Teufel, willst du dann wissen, was drinsteht?«
»Na ja, ich…« Das war frustrierend. Verdiente ich es denn nicht, dass endlich jemand zu mir aufschaute, mich respektierte, mir huldigte?
»Das ist meine Schuld«, sagte Grandpa Smedry mit einem Seufzer. »Ich hätte dich besser auf dein neues Umfeld vorbereiten sollen, besonders auf die verschiedenen Arten von Leuten, denen du hier begegnen würdest. Aber ich dachte halt, du würdest die Wahrheitsfinderlinse benutzen.«
Die Wahrheitsfinderlinse. Die hatte ich fast vergessen. Sie verriet mir, wann Leute logen. Ich zog sie hervor und sah Grandpa Smedry an. Er deutete mit dem Kopf den Gang hinunter. Da stand ich zögernd auf, nahm meine Okulatorenlinsen ab und lief zu dem Partykeller zurück.
Ich schaute hinein und hielt mir dabei die Wahrheitsfinderlinse vors Auge.
»Alcatraz!«, rief Rodrayo. »Wir haben dich vermisst!« Während er das sagte, schien er einen ganzen Schwall schwarzer Käfer auszuspucken, die überall herumkrabbelten. Ich machte einen Satz rückwärts und zog die Linse weg. Da verschwanden die Käfer. Zögernd hielt ich die Linse wieder vors Auge.
»Was ist, Alcatraz?«, fragte Rodrayo. »Komm doch rein, wir wollen mehr über deine Abenteuer hören.«
Wieder quollen Käfer aus seinem Mund. Das bedeutete wohl, dass er log.
»Au ja!«, sagte Jasson. »Deine Geschichten sind wirklich toll!«
Er log ebenfalls.
»Da steht der größte Mann in der Stadt!«, sagte ein anderer und zeigte dabei auf mich.
Noch eine Lüge.
Ich stolperte weg von dem Partykeller und floh den Gang hinunter, zurück zu Grandpa Smedry, der immer noch auf dem Boden hockte und auf mich wartete. »Sie lügen also alle«, sagte ich und setzte mich neben ihn. »Niemand schaut wirklich zu mir auf.«
»Ach, Junge«, sagte Grandpa Smedry und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Die Leute kennen dich doch gar nicht. Sie kennen nur die Geschichten und Legenden! Selbst die Nichtsnutze da drinnen haben ihre guten Seiten. Aber alle Leute meinen, sie würden dich kennen, weil sie schon so viel von dir gehört haben.«
Das waren weise Worte. In gewisser Weise waren sie sogar prophetisch. Seit ich die Länder des Schweigens verlassen hatte, hatte ich das Gefühl, dass jeder, der mich anblickte, eine andere Person sah, doch keine dieser Personen war ich. Nach den Geschehnissen in der Kongressbibliothek und auf dem Gipfel der Welt wurde mein Ruf noch beängstigender.
»Es ist nicht leicht, berühmt zu sein«, sagte Grandpa Smedry. »Wir gehen alle unterschiedlich damit um. Dein Vater schwelgt entweder in seinem Ruhm oder er flüchtet davor. Jahrelang habe ich versucht, ihn zu lehren, sein Ego in Schach zu halten, aber ich fürchte, ich habe versagt.«
»Ich dachte…«, sagte ich und schlug die Augen nieder. »Ich dachte, wenn er hören würde, wie die Leute von mir schwärmen, würde er mich vielleicht ab und zu eines Blickes würdigen.«
Grandpa Smedry verfiel in Schweigen. »Ach, Junge«, sagte er schließlich. »Dein Vater ist… nun ja, er ist eben, wie er ist. Wir müssen uns einfach bemühen, ihn zu lieben. Aber ich habe die Sorge, dass der Ruhm mit dir dasselbe machen könnte wie mit ihm. Deshalb war ich so froh, dass du diese Wahrheitsfinderlinse gefunden hast.«
»Ich dachte, die hätte ich, um sie gegen Bibliothekare einzusetzen.«
»Ha!«, sagte Grandpa Smedry. »Mag sein, dass diese Linse auch gegen Bibliothekare einen gewissen Nutzen hat, falls sie sich mal in Lügen verstricken, aber gewöhnlich sind ihre Agenten schlau genug, um keine glatten Lügen zu erzählen.«
»Oh«, sagte ich und steckte die Wahrheitsfinderlinse weg.
»Jedenfalls siehst du jetzt besser aus, Junge! Hat das alte Familienrezept geholfen? Wenn du willst, können wir es noch mal versuchen…«
Ich hob die Hände. »Nein, nein, es geht mir schon viel besser. Tja, ich muss mich wohl bei dir bedanken, obwohl es eigentlich ein ganz schönes Gefühl war, als ich mir einbildet habe, ich hätte Freunde.«
»Aber du hast Freunde! Auch wenn du sie momentan eher ignorierst.«
»Was? Ich ignoriere niemanden«, widersprach ich.
»So? Und was ist mit Bastille?«
»Sie hat mich stehen gelassen und ist zu ihren
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