Alcatraz und die Ritter von Crystallia: Band 3 (German Edition)
reichen.
»Vorsicht, Archedis«, sagte Grandpa Smedry ruhig zu ihm. »Das Talent meines Enkels ist nicht zu unterschätzen. Meines Wissens trat das Bruchtalent seit Jahrhunderten nicht mehr in dieser Stärke auf. Vielleicht sogar seit Jahrtausenden.«
Der Ritter zog die Hand von seinem Schwert weg. »Er hat also das Bruchtalent«, sagte er. »Nun, vielleicht ist es doch möglich, dass dieses spezielle Smedry-Talent eine Wirkung auf ein Crystin-Schwert hat.«
Draulin schürzte die Lippen. Ich sah ihr an, dass sie widersprechen wollte.
»Äh«, sagte ich und blickte meinen Großvater an. Er bedeutete mir, dass ich weiterreden sollte. »Jedenfalls bin ich gekommen, um vor diesem Gericht zu sprechen, denn als Mitglied des Smedry-Klans habe ich das Recht dazu.«
»Ich glaube, das haben Sie bereits getan«, sagte Draulin spitz. (Manchmal kann man sehen, wo Bastille ihre schnippische Art herhat.)
»Ja, aber ich will bezeugen, dass Bastille hochqualifiziert und sehr klug ist. Ohne ihr mutiges Eingreifen wären mein Großvater und ich längst tot. Und Sie, Draulin, wahrscheinlich auch. Vergessen wir nicht, dass Bastille den Bibliothekar besiegt hat, der Sie eingesperrt hatte.«
»Ich habe gesehen, wie Sie jenen Bibliothekar besiegt haben, nicht meine Tochter, Lord Smedry«, widersprach Draulin.
»Wir haben ihn in Teamarbeit besiegt«, stellte ich klar. »Nach einem gemeinsam gefassten Plan. Und Sie haben Ihr Schwert nur zurückbekommen, weil Bastille und ich es Ihnen wiederbeschafft haben.«
»Ja«, sagte der alte Ritter. »Aber das ist ein Teil des Problems.«
»So? Soll Bastille etwa dafür büßen, dass sie Draulins Stolz verletzt hat?«, fragte ich.
Draulin errötete– ich empfand eine klammheimliche Freude, aber auch ein bisschen Scham, weil ich so eine Reaktion bei ihr hervorgerufen hatte.
»Es ist mehr als das«, sagte das Riesenkinn namens Archedis. »Bastille hat das Schwert ihrer Mutter an sich genommen.«
»Sie hatte keine andere Wahl«, sagte ich. »Sie hat alles getan, um mir und ihrer Mutter das Leben zu retten– und damit auch meinem Vater. Außerdem hat sie das Schwert nur ganz kurz gehabt.«
»Das spielt keine Rolle«, sagte Archedis. »Bastille hat es verunreinigt, indem sie es benutzt hat. Es ist mehr als nur Tradition, dass wir andere nicht mit unseren Waffen kämpfen lassen.«
»Moment«, sagte ich. »Hat das etwas mit diesen Körpersteinen zu tun, die Ritter im Nacken tragen?«
Die drei Ritter wechselten Blicke.
»Über solche Dinge sprechen wir nicht mit Außenstehenden«, sagte der alte Ritter.
»Ich bin kein Außenstehender«, sagte ich. »Ich bin ein Smedry. Außerdem weiß ich bereits fast alles darüber.« In Crystallia gab es drei Sorten von Kristallen. Aus der ersten machten die Crystin ihre Schwerter und aus der zweiten die Körpersteine, die ihnen in den Nacken implantiert wurden. Über die dritte Sorte hatte Bastille nicht reden wollen.
»Crystin-Ritter sind an diese Körpersteine in ihrem Nacken gebunden«, sagte ich. »Und sie sind auch an ihre Schwerter gebunden, nicht wahr? Geht es darum? Wurde diese Bindung gestört, als Bastille das Schwert ihrer Mutter aufgehoben hat, um gegen Kilimanjaro zu kämpfen?«
»Es geht nicht nur darum«, sagte der alte Ritter. »Das Problem ist viel umfassender. Was Bastille mit dem Schwert ihrer Mutter getan hat, zeugt von Leichtsinnigkeit– ebenso wie der Verlust ihres eigenen Schwertes.«
»Na und?«, fragte ich.
»Junger Lord Smedry«, ergriff Draulin das Wort, »unser Ritterorden wurde gegründet, um Leute wie Sie am Leben zu erhalten. Die Könige und der Hochadel der Freien Königreiche, insbesondere die Smedrys, bringen sich regelmäßig in Lebensgefahr, als würden sie den Tod suchen. Um sie zu beschützen, müssen die Ritter von Crystallia stets verlässlich und besonnen sein.«
»Bei allem gebotenen Respekt, junger Lord Smedry«, sagte der alte Ritter. »Unsere Aufgabe ist es, Ihrer gefährlich leichtsinnigen Art entgegenzuwirken, und nicht, Sie darin zu bestärken. Bastille ist noch nicht reif für die Ritterwürde.«
»Hören Sie«, sagte ich. »Irgendein Gremium hat damals entschieden, dass sie es verdiente, zum Ritter geschlagen zu werden. Vielleicht sollten wir mit diesen Leuten reden.«
»Diese Leute sind wir«, sagte Archedis. »Wir drei haben Bastille vor sechs Monaten zum Ritter geschlagen. Und wir haben auch ihre erste Mission ausgewählt. Deshalb fällt uns die traurige Aufgabe zu, ihr den Ritterstatus
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