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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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sie stoßweise zwischen den gelben Resten ihres Gebisses hervorstieß. »Niemand beachtet eine alte Frau. Dabei sehen und hören die Altvorderen viel.«
    Kolchin packte die Alte und versuchte sie wegzuziehen. »Frau Durmbach, ich bitte Sie. Wir sind in Eile.«
    Doch sie stand unverrückbar wie ein tief gemauertes Kreuz.
    »Was wollt Ihr uns sagen?« Icherios’ Neugier war geweckt. Sein Mentor Raban, selbst ein Mann fortgeschrittenen Alters, hatte Icherios oft darauf hingewiesen, dass alte Menschen Rat wussten, wenn die Jungen hilflos im Kreis rannten.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr den Mörder, solltet Ihr ihn finden, auch stellen könntet?« Die Greisin wackelte auf beunruhigende Weise mit dem Kopf. Ihre fahlblauen Augen zuckten ziellos umher. Als Icherios nicht antwortete, fuhr sie fort. »Es mag interessant für Euch sein zu wissen, dass der Fürst von Sohon ein Verhältnis mit der toten Vampirfrau hatte.«
    Kolchin schob sich aufgebracht dazwischen. Diesmal gelang es ihm, die Alte ein Stück zur Seite zu schieben. »Ihr seid verrückt, Weib. Ich sollte mit Eurer Tochter reden, damit sie Euch nicht mehr hinauslässt. Was wisst Ihr schon von den Vorgängen im Schloss?«
    Frau Durmbach hustete. »Dein Vater hätte dir so einiges erzählen können. Gott hab ihn selig.«
    »Missbraucht den Namen meines Vaters nicht!« Kolchin ballte die Fäuste. Es war das erste Mal, dass Icherios ihn zornig sah. Fast erschreckte es ihn, dass Kolchin zu solch einem Gefühlsausbruch fähig war. Was mochte noch unter dieser sonst so sanften und stillen Oberfläche brodeln?
    Mit einem heiseren Lachen humpelte die alte Frau zur Eingangstür. »Ihr solltet Euch wahrhaftig fragen, ob Ihr den Mörder fangen könntet«, rief sie ihnen zu, bevor sie im Haus verschwand und die Tür mit einem Krachen in Schloss fallen lies.
    Die beiden Männer gingen weiter. Sobald sie außer Sichtweite waren, versuchte Kolchin den jungen Inspektor zu beruhigen. »Sorgt Euch nicht wegen der alten Vettel. Sie ist verrückt und verursacht nichts als Ärger.«
    Doch es war zu spät. Icherios kamen mehr und mehr Zweifel an den Motiven seines Auftraggebers. War der Schmuck, den er bei Merelle gefunden hatte, ein Geschenk des Fürsten?

19
    Im Schatten
    G
    Im Schatten eines Hauses verborgen, beobachtete er, wie dieser trottelige Flurhüter mit seinem neunmalklugen Freund, dem Inspektor, in Herrn Flauers Stall verschwand.
    Er drehte sich zur Straße, wo nichts ahnende Menschen, Vampire und Werwölfe an ihm vorbeigingen und ihn freundlich grüßten. Frau Flick, die Gemahlin des Bäckers lächelte ihm verschmitzt zu. Sie hatte zwei Töchter, die älteste von ihnen, glupschäugig und mit Pferdezähnen, suchte noch einen Gemahl. Es war kein Zufall, dass er von ihr regelmäßig kleine Geschenke erhielt.
    Vampire und Werwölfe stolzierten mit ihrer überheblichen Selbstsicherheit vorbei. Keiner ahnte, dass er das gefährlichste Raubtier in Dornfelde war. Nach Außen hin trug er seine freundliche Maske. Doch innerlich erfreute er sich an den Todesschreien seiner Opfer. Sie hatten es nicht anders verdient. Die ganze heuchlerische Bande. Sie schienen so ordentlich, doch in Wirklichkeit schwelte in ihnen die Verderbtheit missbrauchter Moral.
    Der Inspektor und Kolchin führten zwei stämmige Kaltblüter aus dem Stall heraus. Eines der Pferde fand Gefallen an dem Hut des Gelehrten. Dieser versuchte unter lautem Gezeter, das Tier davon abzuhalten, auf dem Ding herumzukauen.
    Er spuckte verächtlich auf den Boden. Was für ein Exemplar eines treuen Gefolgsmann des Gesetzes. Trotzdem war er der Einzige, der zu einer Bedrohung für ihn werden konnte. Ein wahrlich aufregender Zug im sonst so einfachen Spiel. Allerdings könnte der Inspektor ihm nur gefährlich werden, wenn er seine eigene Unsicherheit vergessen würde.
    Dann beobachtete er, wie die beiden Männer in Richtung Köhlerei aufbrachen. Ihr Ziel war leicht zu erraten. Es wunderte ihn, dass Ceihn so lange dafür gebraucht hatte.
    »Mal sehen, ob du in der Lage bist, mit deinem dort erworbenen Wissen zurückzukehren«, murmelte er leise.
    Eine Passantin blickte ihn verwirrt an. Er grüßte sie freundlich. Sofort vergaß sie sein Selbstgespräch. Die Menschen sahen nur, was sie sehen wollten.

20
    Die Köhlerei
    G
    Der Weg zur Köhlerei führte über einen dunklen Pfad, der sich tief in das Erdreich eingegraben hatte und überdacht war mit einem undurchdringlichen Gespinst aus Ästen. Der intensive Geruch von modrigem Holz lag

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