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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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beobachtete die Reaktion des Meisters.
    »Niemals!«, brauste er auf. Seine Empörung schlug in Angst um, als er sich seines Fehlers bewusst wurde.
    »Also weißt du doch etwas?« fragte der Flurhüter verwundert.
    »Nur dass die Leichen nicht vom Mörder entfernt wurden.«
    »Dann hast du sie verbrannt?«
    Der Meister nickte widerwillig.
    »Wer gab den Auftrag?«
    »Tut mir leid, Junge. Das werde ich nicht verraten. Gottes Fluch würde mich treffen.«
    Meister Belwin verweigerte, trotz aller Nachfragen, Auskunft über den Leichenräuber. Da sich die Sonne bereits bedenklich dem Wald entgegensenkte, beschlossen die beiden Männer zurückzureiten. Dabei beunruhigten Kolchins ständige, ängstliche Blicke zum Himmel auch Icherios. Die Sonne sank rasch, und nur vereinzelte Sonnenstrahlen fanden noch den Weg zum Waldboden. Die Angst vor einer Begegnung mit den Irrlichtern verursachte bei Icherios Magenkrämpfe. Er wünschte, sie hätten ein paar Worge an ihrer Seite. Kaum hatte sich dieser Gedanke gebildet, drängte die Furcht, sich selbst zu verlieren, mit Macht an die Oberfläche. Vor weniger als einer Woche hätte er über Irrlichter, Vampire, Ghoule, Geister und Werwölfe gelacht und sie im festen Glauben an die Erkenntnisse der Wissenschaft als einfachen Aberglauben abgetan. Nun fürchtete er sich vor Irrlichtern und sehnte sich magische Wölfe herbei. Trotz der Beweise kamen immer wieder Zweifel in ihm hoch. Was, wenn er verrückt war und sich alles einbildete? Er hoffte, dass von seinem rationalen Verstand etwas übrig war, sollte er jemals nach Karlsruhe zurückkehren.
    Sie näherten sich der Wegkreuzung, die zum Hohlweg hinunterführte, als Icherios sich an die Blaufeuer erinnerte. Noch so ein unerklärliches Phänomen! »Warum können wir nicht Zuflucht an einem Blaufeuer suchen?«
    »Sie erlöschen nach und nach in der Umgebung Dornfeldes. Früher gab es auf dieser Lichtung eines. Es verblasste vor einem Jahr.«
    »Renfin behauptet, dass ihr vielleicht sogar die Ortschaft aufgeben müsst deswegen?«
    »Das betrifft nur normale Siedlungen und Höfe, aber Dornfelde ist durch Worge, Vampire und Werwölfe ausreichend geschützt. Aber er hat schon recht, sicherer ist es nicht geworden.« Kolchin wandte den Kopf zur sinkenden Sonne. »Wir müssen uns beeilen. Uns bleibt nicht viel Zeit.«
    Icherios trieb seinen Wallach an. Das Tier war schweißüberströmt, obwohl es bisher kaum belastet worden war, wahrscheinlich vor Angst. Kolchin hatte die Kräfte der Tiere schonen wollen. Dennoch spürte der Wallach ebenso wie Fleck, dass die Nacht nahte. Selbst die Pferde sogen mit der Muttermilch die Angst vor der Dunkelheit auf.
    »Wir sollten morgen zur Köhlerei zurückkehren und den Meister mitnehmen. Es gibt wenig, das ein Mann unter entsprechender Befragung nicht preisgibt.«
    Der Flurhüter schaute ihn entsetzt an. »Das werde ich nicht gestatten!«
    »Warum nicht? Er verweigert uns wichtige Informationen. Vielleicht möchte er seine Mitschuld verbergen.«
    »Das würde er niemals tun. Der Meister ist ein ehrenhafter, gottesfürchtiger Mann. Er würde nie zulassen, dass noch mehr Leute zu Schaden kommen.«
    »Bisher waren es nur Vampire und Werwölfe. Meister Belwin hat keinen Zweifel an seiner Abscheu gelassen.«
    »Das ist bloß das übliche Gerede. Nur einem Mann, dem der Meister bedingungslos vertraut, hätte er erlaubt, die Leichen zu vertauschen und bei ihm zu verbrennen.«
    »Oder einer Frau«, fügte Icherios hinzu.
    »Frauen fehlt die List für derart komplexe Morde und ihre Gefühle sind zu schlicht, um Anlass dafür zu geben.«
    Es überraschte Icherios immer wieder, wie oft Männer die Macht und Intelligenz des weiblichen Geschlechts unterschätzten. Der Gedanke, der Mörder könnte eine Frau sein, beunruhigte ihn. Ein Mann wäre für ihn einfacher zu durchschauen.
    »Der Mörder und derjenige, der die Leichen vertauscht hat, müssen unterschiedliche Personen sein«, fuhr Kolchin fort.
    »Und wenn Sie sich irren? Können Sie es mit Ihrem Gewissen vereinbaren, eine Bestie in Menschengestalt walten zu lassen, nur um einen alten, starrköpfigen Mann zu schützen?«
    »Ich vertraue Kuntz voll und ganz. Ich kenne ihn seit meiner Geburt.«
    »Und wem würde der Meister vertrauen? So sehr, dass er sich weigert, den Namen preiszugeben?«
    Kolchin spielte unruhig mit den Zügeln. »Ich weiß es nicht.«
    Schweigend ritten sie in den Hohlweg hinein. Icherios rang mit sich, ob er den Meister morgen festnehmen und

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