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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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in der Luft. Vereinzelte Lichtstrahlen, in denen man Staubflocken und Fliegen tanzen sehen konnte, durchdrangen das Halbdunkel.
    Icherios ritt auf einem grauen, alten Wallach namens Achilles. Es war ein gutmütiges Tier. Trotzdem musste sich Icherios darauf konzentrieren oben zu bleiben. Reiten gehörte nicht gerade zu seinen Fähigkeiten. Der Name des Pferdes wollte allerdings so gar nicht zu dessen plumper Statur und dem krummen Rücken passen. Kolchin erklärte, dass der Name die Idee seiner Frau gewesen war. Sie liebte die griechischen Sagen. Bei der Erwähnung von Kolchins Frau fühlte Icherios sich hin- und hergerissen. Zum einen war er sich nicht sicher, ob sie wirklich diejenige war, die er mit dem Pfarrer zusammen gesehen hatte. Das Risiko einer falschen Beschuldigung war groß. Auf der anderen Seite fühlte er sich verpflichtet, seinen Freund nicht im Ungewissen zu lassen.
    Kolchin hing seinen eigenen Gedanken nach. Sie ritten schweigend durch den Wald, bis sie zu einer Weggabelung kamen. Auf der Lichtung tanzten Schmetterlinge im hohen Gras und fingen die letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres ein. Auf einem dunkel angelaufenen Holzschild waren die Worte »Köhlerei« und »Dreinachtshof« zu lesen.
    »Es gibt Höfe hier draußen?«
    »Der Dreinachtshof ist einer der wenigen Ausnahmen. Er ist wie eine kleine Festung angelegt und wird durch mehrere Worge geschützt. Dort lebt eine alteingesessene Familie, aber die Einsamkeit hat ihrem Verstand nicht gut getan.«
    Der Weg führte weiter in den Wald hinein, weg vom Hohlweg. Zahlreiche Mücken, Bremsen und andere blutsaugende Tiere schwirrten um sie herum. Bei den ersten Bissen schrie Icherios noch auf. Dann versank er in die gleiche Teilnahmslosigkeit, die auch sein Begleiter zeigte. Sie kamen an einen breiten, flachen Bach – die Bleiche, an deren Ufer die Köhlerei lag. Das Wasser rauschte an großen, rundgeschliffenen Felsbrocken vorbei, die verstreut im Bachbett lagen. Die reißende Strömung spritzte die Gischt bis ans Ufer. An den tiefen, ruhigen Stellen leuchtete das Wasser in intensivem, dunklem Türkis.
    Die Köhlerei erstreckte sich über ein gewaltiges Areal und war umgeben von einem Wall aus Holzstämmen, der einen unüberwindlichen Schutz bot. Der Flurhüter erklärte, dass wandernde Tagelöhner, die hier im Sommer arbeiteten und übernachteten, die Mauer als Abschirmung vor den Irrlichtern und anderen finsteren Kreaturen nutzten. Zugleich diente sie als Holzvorrat für den Winter.
    Fünfzig Schritte vor der Anlage saßen sie ab. Kolchin machte mit lauten Rufen auf sie aufmerksam. »Oben auf dem Wall befinden sich geladene Musketen«, erläuterte er. »Es ist gesünder sich bemerkbar zu machen, um sich nicht eine Kugel einzufangen.«
    Sie betraten die Köhlerei durch ein breites Holztor, durch das unzählige Werwölfe Holzstämme trugen. Icherios staunte darüber, wie die schlanken, menschengleichen Wesen gewaltige Baumstämme wuchten und auf einen großen Lagerplatz neben dem Eingang stapeln konnten. In der Köhlerei selbst arbeiteten vorwiegend Menschen. Rückepferde, die dazu da waren die schweren Stämme von einer Ecke zur anderen zu transportieren, waren im Einsatz. In der Luft hing dicker schwarzer Ruß, der an Mensch und Tier kleben blieb. Auf der Innenseite des Walles befanden sich Leitern, mit denen die Männer schnell die Mauer erklimmen konnten. Auf dem Wall lagen in den Zwischenräumen zwischen den Rundungen der Stämme wie erwartet geladene Musketen.
    Auf Icherios’ Nachfragen erklärte Kolchin, dass nicht nur die Irrlichter Probleme bereiteten, sondern auch Räuber und Landstreicher. Seitdem sie allerdings diese Verteidigungsanlage besaßen, waren die Überfälle seltener geworden. Es kam aber immer noch vor, dass einige Verzweifelte versuchten einzubrechen, um die Einnahmen und Löhne zu stehlen.
    An der Nordseite stand eine Reihe solider Hütten. Moosüberzogene Schindeln bedeckten die Dächer. Auf einem breiten Tisch befanden sich mehrere Krüge und Tonbecher, aus denen die Arbeiter Wasser tranken, um den hohen Flüssigkeitsverlust durch die Nähe zu den heißen Schloten auszugleichen. Im Zentrum ragten die Kohlemeiler in den Himmel, kegelförmige Haufen, die man mit eingelassenen Stufen oder angelehnten Leitern besteigen konnte.
    »Wisst Ihr, wie ein Kohlemeiler aufgebaut ist?«
    Icherios schüttelte den Kopf.
    »Um einen mit Reisig und Spänen gefüllten Feuerschacht werden Pfähle gesetzt, sodass sich die typische

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