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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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der Hauptmann, »denn augenblicklich hat er hier nur seine Armeen, wohnt aber westlich davon in Windsor. Ich habe gehört, daß er dort einen wunderbaren Palast hat. Heute abend werde ich Euch beim Tower von London abliefern, wie man mich angewiesen hat. Morgen werdet Ihr vielleicht nach Windsor gebracht.«
    Die gutturale Sprache des englischen Volkes war hart und abrupt, fand Alejandro, ganz anders als sein lyrisches heimatliches Spanisch oder das weiche, fließende Französisch, das er gelernt hatte. Die groben Laute attackierten seine Ohren, als der päpstliche Gesandte durch die Menge ritt, die die große Brücke in die Stadt London verstopfte. Einmal hatte er Deutsch sprechen hören, das ein ungeübtes Ohr mit Englisch hätte verwechseln können, doch der Klang beider Sprachen gefiel ihm nicht.
    Er blickte hinunter auf die Ufer des Flusses Themse und sah die Leichen, die sich dort angesammelt hatten; einige trieben dahin, andere schaukelten im seichten Wasser nahe dem Ufer. Er konnte ihre Verwesung bis hoch oben auf die Brücke riechen. Das Wasser sah eher wie Schlamm aus, überall trieben Exkremente und Unrat, und er erblickte kaum irgendwo eine klare Oberfläche.
    Noch immer flatterte das päpstliche Banner ihrem Zug voran, und überall traten die Menschen beiseite, um sie vorbeizulassen. Beim Anblick des goldenen Kreuzes auf rotem Grund fielen jammernde Bittsteller auf die Knie und falteten die Hände zum Gebet. Alejandro war verwirrt über die Aufmerksamkeit, die er und seine Begleiter erregten, und lenkte sein Pferd zwischen die Gardisten, um weniger aufzufallen.
    Am Tor des Towers sorgte der Kastellan, der sie begrüßte, dafür, daß ihre Habseligkeiten in ihre vorübergehenden Unterkünfte gebracht wurden. »Seine Majestät erwartet Euch, ist aber nach Windsor gegangen, wo er Euch einen besseren Empfang bereiten kann. Er läßt Euch bitten, heute nacht hier zu rasten und morgen nach Westen zu reiten, wenn es Euch genehm ist.«
    Da er begierig war, etwas über die Zustände außerhalb Englands zu erfahren, lud der Kastellan sie ein, an diesem Abend mit ihm zu speisen. Er hoffte, sie würden in allen Einzelheiten von ihrer Reise durch Frankreich berichten. Der Hauptmann stimmte bereitwillig zu, und die Abendmahlzeit wurde im Hauptwohnsaal des Kastellans serviert. Ein langer Holztisch war beladen mit dampfenden Fleischspeisen und knusprigen Broten, heiße Rüben lagen auf einer Platte angehäuft und wurden von Mann zu Mann weitergereicht. Als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, dröhnte Alejandros Kopf von der Anstrengung, die Gespräche zu verstehen. Er hatte auf der Reise von dem Hauptmann einige Brocken und Sätze in Englisch aufgeschnappt, denn an den Abenden in ihrem dunklen Lager hatten sie außer Reden nicht viel zu tun gehabt. Doch das Englisch des Hauptmanns war sehr dürftig und seine Aussprache schlecht; Alejandro hatte von ihm nicht genug lernen können, um sich zu verständigen, und bat häufig um Übersetzungen ins Französische.
    Beim ersten Tageslicht wurde Alejandro von dem Hauptmann geweckt. »Wir sind aufbruchsbereit«, sagte er. »Ich habe einige Dinge mitgebracht, die Ihr von Seiner Heiligkeit überbringen sollt.«
    Alejandro richtete sich auf, rieb sich die Augen und nahm das Päckchen entgegen. »Warum ruht Ihr nicht ein oder zwei Tage aus?« fragte er. »Ihr und Eure Männer müßt doch gewiß nicht sofort aufbrechen.«
    »Lieber nicht«, sagte der Hauptmann. »Mir liegt nichts an der englischen Erde, und die englischen Soldaten machen sich nichts aus der guten französischen Erde, wenn sie die Wahl haben.«
    Alejandro wollte ihn nicht gehen lassen. »Aber sicher sind ein oder zwei Tage doch nicht zu beschwerlich ...«
    »Ihr vergeßt, guter Herr, daß mein König mit demjenigen, in dessen Hände ich Euch jetzt übergebe, im Krieg steht. Im Augenblick herrscht Waffenstillstand, wegen der Pest, aber der wird bald zu Ende sein. Ich diene zwar dem Papst, aber ich bin für alle Zeit ein Sohn Frankreichs, und ich möchte in meine Heimat zurückkehren. Das könnt Ihr sicher verstehen, so weit von Eurem eigenen Land entfernt ...«
    »Nur zu gut ...« dachte Alejandro. »Dann sage ich Euch adieu und wünsche Euch eine sichere Heimkehr«, sagte er. Der Hauptmann salutierte und ging.
    Als Alejandro wieder allein war, öffnete er das Päckchen, um den Inhalt zu inspizieren. Es enthielt mehrere Schriftrollen für den König und seine Minister und einige kleine Geschenke für die Damen sowie eine

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