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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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diese Räume sehr bequem finden, Monsieur. Ihr braucht nur diesen Glockenstrang zu ziehen, dann wird sogleich Euer Diener erscheinen und nach Euren Wünschen fragen.« Sir John hielt inne, damit Alejandro sich kurz umsehen konnte, und fuhr dann fort: »Die Familie wird sich beim siebten Glockenschlag zum Dinner in der großen Halle versammeln. Der König würde sich freuen, wenn Ihr an seinem Mahl teilnehmen würdet. Ich verlasse Euch jetzt; ich freue mich darauf, später in Eurer Gesellschaft zu sein. Guten Abend, Doktor Hernandez.«
    Beim Klang der Glocken hielt Alejandro im Auspacken inne und lauschte aufmerksam. Er zählte mit, um die Uhrzeit festzustellen. Es waren sieben Schläge. Noch einmal überprüfte er seine Kleidung, damit alles perfekt in Ordnung war, denn er hatte nie zuvor so feine Sachen getragen und mußte bei jedem Kleidungsstück auf die richtige Verwendung achten. Ein letztes Mal strich er sich die Beinkleider glatt, die er verabscheute, verließ seine Gemächer und machte sich auf den Weg in die große Halle.
    Der Raum, der ihm schon vorher exquisit erschienen war, wirkte nun noch prächtiger durch die dort versammelte Gesellschaft. Zahlreiche Personen in prächtiger Kleidung lauschten einem Musikanten, der zwischen ihnen herumging und seine Laute an einem bunt bestickten Band über der Schulter trug.
    Eine anmutige Frau, hellhaarig und dicklich, saß auf einem von zwei großen hölzernen Sesseln mit roten Samtpolstern. Trotz ihrer prächtigen Gewänder und Juwelen trug ihr Gesicht den bekümmerten Ausdruck tiefer Trauer. Er dachte: Das ist die Königin, die gerade erst ihre Tochter verloren hat; kein Wunder, daß sie so niedergedrückt aussieht ...
    Alejandro betrachtete die anderen Anwesenden im Raum. Er blieb verborgen in der Tür stehen und beobachtete die strahlende Versammlung, ohne sich selbst zu zeigen. Es gab viel zu sehen; er versuchte zu erraten, welche von den Versammelten die Söhne und Töchter des Königspaares waren. Fast alle hatten helle Haut, helles Haar und helle, blaue oder graue Augen. Eine der jungen Damen war über und über mit funkelnden Juwelen behängt und in glänzenden Satin gewandet; er hielt sie für eine Prinzessin. Eine andere hatte Haare in der Farbe von schimmerndem Kupfer ...
    Alejandros heimliche Beobachtung wurde abrupt durch den Klang eines Clairons unterbrochen, der das Eintreten einer bedeutenden Persönlichkeit ankündigte.
    Ein Mann mit einer schmalen goldenen Krone im ergrauenden Haar schritt rasch in den Raum, dicht gefolgt von einem gutgekleideten jungen Mann ähnlichen Aussehens. Alejandro dachte, daß beide einen guten Kopf größer waren als er selbst. Beide waren von ansehnlicher, männlicher Gestalt. Hätten sie Rüstungen getragen, hätte er sie für irgendwie bedeutende Krieger gehalten. Es war offensichtlich, daß es sich um Vater und Sohn handelte, und ebenso offensichtlich, daß sie Könige waren oder sich dafür hielten. Die Versammelten verneigten sich alle gleichzeitig, als der König näher kam; der Prinz blieb zurück und nahm seinen Platz unter den anderen ein. Schließlich blieb der König vor der sitzenden Frau stehen, die Alejandro für die Königin gehalten hatte. Er reichte ihr seine Hand, sah sie mit funkelnden Augen an, und sie kicherte wie ein junges Mädchen und nahm seine Hand. Sanft zog er sie vom Stuhl hoch.
    »Meine Königin«, sagte der König und küßte zart ihre Hand. Er führte sie durch die sich verneigende Versammlung und sorgte dafür, daß sie bequem saß; dann schritt er feierlich an das andere Ende der Tafel und ließ sich auf einem hochlehni- gen hölzernen Stuhl mit Samtkissen nieder. Nachdem er saß, forderte er seine Gäste auf: »Nehmt Platz.«
    Unter allgemeinem Stühlerücken setzten die Gäste sich um den großen Tisch. Alejandro sah einen freien Stuhl und erkannte zu seiner großen Verlegenheit, daß er vermutlich für ihn selbst bestimmt war. Hastig trat er nun in den Raum und sah, daß Sir John sich sofort von seinem Sitz erhob und auf ihn zukam.
    »Euer Majestät«, sagte Sir John, während er eilig auf den Arzt zuging, »gestattet, daß ich Euch Doktor Hernandez vorstelle, den ärztlichen Gesandten, den Seine Heiligkeit, Papst Clemens, uns geschickt hat. Er ist erst heute nachmittag eingetroffen.«
    Aller Augen wandten sich sofort Alejandro zu, auch die durchdringenden blauen Augen des Königs. Der Herrscher musterte den fremden Gast schnell und überaus gründlich, denn Edward liebte Clemens

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