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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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waren.
    Die Pferde waren nach der hastigen Flucht schweißnaß, und da die Dämmerung heranrückte, entschied der Hauptmann, über Nacht zu rasten. Während die Gardisten sich daranmachten, ihre Zelte aufzustellen, nahm der Hauptmann Alejandro beiseite.
    »Euer Verhalten war unvorsichtig«, sagte er streng, »und hätte verheerende Folgen haben können.«
    »Aber der Mann hat gelitten! Sie verbrannten ihn bei lebendigem Leib, und ich konnte nicht…«
    »Ich verstehe Euer Mitleid mit den Leidenden, Arzt«, unterbrach ihn der Hauptmann, »aber keiner von uns hätte etwas tun können, um den Mann zu retten.«
    »Ihr selbst habt doch Befehl gegeben, ihn zu töten! Ihr habt seine Qual auch gespürt.«
    »Und einen guten Pfeil verschwendet«, sagte der Hauptmann. »Er war bloß ein Jude. Juden sind zum Leiden bestimmt. Es wäre klug, wenn Ihr Euch in Zukunft so wertlosen Heldenmuts enthalten könntet, wenn Ihr diese Reise bei guter Gesundheit beenden wollt.«
    Wut stieg in Alejandro auf, und er mußte sich mühsam beherrschen. Verrate dich nicht, warnte er sich selbst. Ein Jude ist heute gestorben. Laß nicht zu, daß du der nächste bist.
    Sie wandten sich leicht nach Westen, als sie Dijon passiert hatten, und nahmen eine Straße, die sie nach Norden und um Paris herum führte; am Ende würden sie so Calais erreichen und dort über den Kanal setzen.
    Als sie noch eine Tagesreise östlich von Calais waren, begann einer der Gardisten über Kopf- und Magenschmerzen zu klagen. Alejandro untersuchte ihn sofort; wie er befürchtet hatte, begannen Hals und Achselhöhlen des Mannes anzuschwellen, und es stand fest, daß er sich infiziert hatte. Alejandro bat den Hauptmann, die Reise zu unterbrechen, um dem Mann etwas Ruhe zu gönnen, denn er wurde von Meile zu Meile kränker. Am nächsten Morgen wies ein anderer Gardist ähnliche Krankheitssymptome auf; am Nachmittag waren zwei weitere erkrankt.
    Von den zehn Gardisten erkrankten fünf; die übrigen schickte Alejandro mit dem Hauptmann zusammen fort. Sie sollten in einiger Entfernung kampieren. Er selbst behandelte die Opfer mit Kräutern und Arzneien die er nach England mitnehmen sollte, trug dabei das Amulett und bedeckte seine Nase und seinen Mund, wie de Chauliac ihn angewiesen hatte.
    Der erste Mann starb schon einen Tag nach Ausbruch der Krankheit, die übrigen waren in schrecklich elender Verfassung. Der Hauptmann drängte Alejandro, die Reise fortzusetzen, doch davon wollte der Arzt noch nichts hören. Er hatte große Hoffnung, mit der neu erlernten Behandlungsweise das Voranschreiten der Krankheit irgendwie beeinflussen zu können. Doch als der zweite Mann starb, begannen die restlichen Gardis- ten zu murren, und der Hauptmann, der an seine Pflicht dem Papst gegenüber dachte, drängte noch mehr auf Weiterreise.
    »Ich gehe nicht weg, bis diese Männer entweder tot oder geheilt sind. Da kann ich keine Zugeständnisse machen.«
    Das Murren der ängstlichen Gardisten nahm zu; sie sprachen davon, ohne Alejandro und ihre kranken Gefährten aufzubrechen. »Ich bin mit meiner Weisheit am Ende«, vertraute der verzweifelte Hauptmann dem Arzt an. »Ich muß Euch sicher nach England begleiten, und ohne anständige Eskorte kann ich das nicht. Wir haben schon zwei Männer verloren, und die anderen wollen nicht hierbleiben. Sie sind überzeugt, daß die Ansteckung hier irgendwo in der Luft lauert.«
    »Dagegen kann ich nicht logisch argumentieren«, antwortete der Arzt. »Ich kann nichts sagen, um sie zu beruhigen. Ein weiterer Kranker ist jetzt dem Tod nahe, und noch zwei werden ihm sicherlich folgen.«
    »Wie lange wird das dauern?« fragte der Hauptmann.
    »Das kann ich nicht sagen; vielleicht einen Tag, vielleicht zwei.«
    Der Hauptmann zog sich für ein paar Augenblicke zurück und kam dann überaus betrübt wieder. »Ich bitte Euch um Verzeihung, Monsieur, für das, was ich jetzt tun werde, aber wir können uns nicht länger aufhalten.«
    Alejandro verstand nicht; er sprang auf und folgte dem Hauptmann dahin, wo die kranken Gardisten lagen. In der kurzen Zeit, die er mit dem Hauptmann verbracht hatte, war der kränkste von ihnen gestorben; seine reglosen Augen starrten blicklos nach oben, Fliegen sammelten sich in den feuchten Augenwinkeln, und seine Brust hob und senkte sich nicht mehr. Die beiden anderen, die noch bei Bewußtsein waren, stöhnten und schrien in ihrem Elend.
    Der Hauptmann trat zwischen die beiden Männer und sagte: »Macht Euren Frieden mit Gott.« Dann zog

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