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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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er sein Schwert.
    Ihr mitleiderregender Anblick hätte einem Engel das Herz zerrissen, dachte Alejandro. Wie würde ich aussehen, wenn ich wüßte, daß meine Zeit gekommen ist? fragte er sich. Nicht anders. Sie werden wenigstens nicht länger leiden. Er machte keinen Versuch einzugreifen.
    »Möge Gott sich ihrer und meiner Seele erbarmen«, sagte der Hauptmann. Und mit schnellen, gnädigen Stößen erlöste er die Seelen der letzten beiden kranken Gardisten.
    »Und nun, Monsieur, werden wir aufbrechen, denn wir haben hier viel Zeit vergeudet. Gott wird die unschuldigen Seelen der Toten aufnehmen, aber Seine Heiligkeit wird dafür sorgen, daß Er mir nicht verzeiht, wenn ich Euch nicht sicher in England abliefere. Bitte packt Eure Sachen und kommt mit.« Sie ließen die Leichen im Wald liegen, da sie keine Mittel hatten, um sie zu begraben. Alejandro wünschte sich von Herzen, er hätte die solide Schaufel mitgebracht, die Carlos Alderon vor so langer Zeit in Aragon geschmiedet hatte.
    Am zweiundzwanzigsten Tag nach der Abreise aus Avignon erreichte die dezimierte Gruppe den Hafen von Calais, der jetzt unter englischer Kontrolle stand; König Edwards Streitkräfte hatten ihn im Vorjahr in einer wilden, blutigen Schlacht erobert. In der Küstenstadt herrschte große Verwirrung, und die französischen Garden des Papstes klagten, sie fühlten sich wie auf feindlichem Gebiet. Wäre das päpstliche Banner nicht gewesen, hätte die englische Besatzungsmacht ihre Weiterreise gewiß behindert, denn sie waren kriegerisch aussehende Gruppen, die in Calais den Kanal überqueren wollten, alles andere als freundlich gesonnen.
    Der Hauptmann ließ Alejandro und die restlichen fünf Gardisten in der Stadt zurück und ging zum Hafen, um eine Möglichkeit zur Überfahrt zu finden. Eine Stunde später kam er zurück und erklärte: »Wir haben wirklich Glück, das Wetter ist günstig für die Überfahrt. Ich habe einen Fischer gefunden, der begierig ist, unser Gold zu nehmen.«
    Pferde und Männer gingen an Bord des soliden Schiffes, und der Fischer setzte Segel, um den frischen Wind zu nutzen. Alejandro war noch nie in einem Schiff auf dem offenen Meer gewesen und freute sich anfangs auf die Überfahrt nach England. Doch als sie die schützende Küste hinter sich ließen und die offene See erreichten, überfiel ihn schreckliche Übelkeit, und er konnte den Kopf, der zwischen seinen Knien hing, nicht mehr heben. Er starrte auf den Eimer mit seinem eigenen Erbrochenen, bis es so dunkel wurde, daß er ihn nicht mehr sehen konnte.
    Der Kapitän hatte Mitgefühl mit der Schwäche des Arztes. »So eine Überfahrt ist nie leicht«, sagte er. »Bei rauher See sind manche Leute hinterher nie mehr dieselben. Aber ich denke, wir kommen gut voran; das Meer ist ruhig, und der Wind ist günstig für uns. Manchmal ist es sehr viel schlimmer als heute.«
    Alejandro hob den Kopf gerade lange genug, um zu antworten: »Wie kann es noch schlimmer sein? Ich speie schon meine Eingeweide aus.«
    »Danach habt Ihr vielleicht keine Beschwerden mehr«, sagte der Kapitän, »aber ich denke, Ihr solltet sie besser behalten. Vielleicht erleichtert es Euch zu hören, daß Ihr nicht als einziger leidet. Es heißt, sogar der mächtige Edward persönlich sei nicht seefest!« Er lachte, denn daß man den großen Edward heftig hatte erbrechen sehen, erschien ihm überaus komisch. Alejandro, der furchtbar litt, konnte sich dem nicht anschließen. Er ließ den Kopf wieder sinken und würgte trocken.
    Sie erreichten das andere Ufer ohne Zwischenfall spät am nächsten Tag, und die ganze Reisegesellschaft ging schnell von Bord und führte die Pferde durch das flache Wasser zum felsigen Strand. Alejandro taumelte einige Zeit auf schwankenden Beinen umher, ehe er aufsaß.
    Die weißen Felsen erhoben sich majestätisch aus dem Sand, und Alejandro sah zu, wie das Boot im verblassenden Sonnenlicht des Spätnachmittags kehrtmachte, um nach Frankreich zurückzusegeln, und ihn und seine Gefährten an diesen fremden Ufern zurückließ.
    Alejandro zeigte auf eine ferne Stadt, deren Türme und Rauchsäulen am Horizont auftauchten, und fragte: »Ist das London?«
    »Ja«, sagte der Hauptmann.
    »Aber es sieht so klein aus! Und schaut nur, wie schmutzig die Luft darüber ist!« sagte Alejandro. »Ich hatte es mir größer und eindrucksvoller vorgestellt! Es sieht nicht aus wie eine Stadt, in der der große König Edward lebt.«
    »Ich glaube, da ist er mit Euch einer Meinung«, sagte

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