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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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medizinischen Bibliothek des Computersystems zu finden waren; er hatte dieses System selbst ausgewählt. Er wußte auch, daß er die schlimmsten Möglichkeiten ausschließen konnte, bevor er weitermachte.
    Jeder Zoll seines Körpers schmerzte, als er sich mühsam anzog. Er zuckte zusammen, als er einen Pullover mit Rollkragen überstreifte, war aber zufrieden, als er im Spiegel sah, daß dieser die Flecken an seinem Hals verdeckte. Unglücklicherweise ist er verdammt unbequem, dachte er und versuchte, das enge Gewebe um seinen Hals zu lockern. Ehe er die Wohnung verließ, nahm er einen leichten Mantel aus dem Schrank. Draußen merkte er, daß er ihn sofort brauchte, denn, obwohl der Tag relativ warm war, empfand er die Luft als kalt und beißend. Da er nicht wagte, in seinem angegriffenen Zustand Auto zu fahren, nahm er ein Taxi und saß während der ganzen Fahrt bibbernd auf dem Rücksitz.
    Die Bibliothek des Instituts war über das Wochenende geschlossen, und Ted nahm an, daß sie unbesetzt sein würde, obwohl er wußte, daß in anderen Abteilungen des Gebäudes ein paar Leute arbeiteten. Ohne die Wärme und die Geräusche menschlicher Aktivität kam ihm das Institut immer riesig vor, fast wie eine ungeheure Höhle, in der er an jedem Arbeitstag verschwand. Doch diese Höhle hatte er selbst geschaffen, und gewöhnlich fühlte er sich darin ziemlich sicher. Heute empfand er sie als allzu groß. Während seine Sorge über seinen Zustand wuchs, hatte er das Gefühl, mehr und mehr die Kontrolle über seine Situation zu verlieren; die Umgebung nahm Proportionen an, die nicht stimmten, und er kam sich sehr klein und zerbrechlich vor.
    Mit einem Handabdruck verschaffte er sich Zugang zu der verlassenen Bibliothek. Drinnen sah er sich um und rief: »Hallo?« Als niemand antwortete, verlor er keine Zeit, sondern schaltete sofort den Computer an und klinkte sich in die Datenbank ein. Das Programm führte ihn von einem Datenübertragungsblock zum nächsten und bat mit angenehmer, beruhigender Stimme um spezifische Informationen. In das mit NAME DES PATIENTEN gekennzeichnete Feld trug er »Unterrichtssitzung« ein, damit der Computer keine der Informationen, die er gleich hervorbringen würde, in seinen permanenten Datenspeicher aufnahm. So konnte er auch die zeitraubenden statistischen Datenfelder umgehen und direkt das Feld SYMPTOME ansteuern. Bring es hinter dich, bevor du dazu zu krank bist, ermahnte er sich. Unter Symptome gab er Fieber, Kopfschmerzen, geschwollener Hals, Steifheit, Übelkeit ein.
    Der Apparat ließ ihn einige Minuten warten, während die Informationen weitergegeben wurden. Die Wartezeit kam ihm endlos vor, obwohl sie nicht länger als fünfzehn oder zwanzig Sekunden dauerte. Seine gesamte physische Wahrnehmung und sein Zeitgefühl waren verzerrt, und während er wartete, hatte er das Empfinden, ein wenig die Orientierung zu verlieren. Es kam ihm wie eine Rettung vor, als eine Liste potentieller Diagnosen auf dem Bildschirm erschien und der Computer ihn dann bat, die Felder anzuklicken, über die er zusätzliche Informationen wünschte.
    Die Liste, die er vor sich hatte, war alles andere als beruhigend. Seine Panik wuchs, während er sie durchlas.
    Hodgkinsche Krankheit: Krebserkrankung der Lymphdrüsen ...
    Er überging das Feld.
    Influenza: Virusinfektion der oberen Atemwege
    Er markierte es.
    Mononukleose: Viruserkrankung, die ausgeprägte Müdigkeit hervorruft ...
    Vielleicht. Aber wahrscheinlich nicht.
    Mumps : Viruserkrankung in der Kindheit , gekennzeichnet durch .
    Er war geimpft.
    Pest: Bakterielle Infektion, verursacht durch das Bakterium Yersinia pestis ...
    Er hörte zu lesen auf und starrte den Bildschirm an. Yersinia pestis . Er hatte diesen Namen kürzlich gesehen, doch sein Gehirn konnte keine Verbindung herstellen. Er lehnte sich zurück und konzentrierte sich, war aber sehr schnell frustriert wegen seiner Unfähigkeit, sich an diese kleine, aber offenbar wichtige Einzelheit zu erinnern. Er wußte noch nicht, daß ein neugeborener Verwandter des Bakteriums mit dem vertrauten, aber unberührba- ren Namen tatsächlich die Ursache seiner höchst ärgerlichen Gedächtnislücken war.
    Als ihm schließlich einfiel, wo er ihn gesehen hatte, verließ er das Programm und schaltete den Computer aus. Er saß auf dem Stuhl und starrte den grauen, dunklen Bildschirm an, zitternd, mit wild pochendem Herzen, und obwohl er sich einige Minuten lang nicht bewegte, lief ihm der Schweiß förmlich von Stirn

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