Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel
vertraulichem Ton: »Meine Lady beschwert sich unablässig über die Beschränkung ihrer Freiheit durch Euch, als wäre sie die einzige, die sich nicht ungehindert bewegen kann.«
Geschickt hatte sie das Gespräch auf ein Thema gebracht, über das er ohne Nervosität sprechen konnte. »Ich weiß keinen anderen Weg, Eure Sicherheit zu garantieren. Mein Lehrmeister hat den Papst am Leben erhalten können, während mehr als die Hälfte der Einwohner von Avignon umgekommen sind; dieser Erfolg kann nur darauf zurückzuführen sein, daß er die täglichen Aktivitäten des Papstes streng überwacht hat. Im Palast in Avignon ging das Gerücht, Clemens habe sich darüber so heftig beschwert, daß die Klagen Eurer Lady sich daneben schwächlich ausnehmen.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen, denn unsere Isabella ist bei ihrem unablässigen Gejammer richtig zänkisch geworden. In leichteren Zeiten kann sie eine so angenehme Gefährtin sein; ich liebe ihre geistreiche Gesellschaft, aber im Augenblick ist sie recht verdrossen.« Sie seufzte und senkte traurig den Blick. »Ich vermisse ihre frühere Fröhlichkeit und werde froh sein, wenn unsere Aktivitäten nicht mehr eingeschränkt sind.«
»Ich auch, Lady Throxwood.«
Kate erschien mit Sir John im Schlepptau an der äußeren Tür des Vorzimmers. Nach den üblichen höflichen Begrüßungen verschwand Kate durch eine andere Tür, und Adele entschuldigte sich, um der Prinzessin Sir Johns Ankunft zu melden. Sir John sah zu, wie Alejandros Augen begierig jeden ihrer Schritte verfolgten und dann traurig wurden, als sie hinter Isabellas Tür verschwand.
Als Sir John sagte: »Eine reizende Lady, nicht wahr?«, war Alejandro ganz überrascht; er hatte nicht gemerkt, daß seine Betörtheit so offensichtlich war. Die Verliebtheit, die er plötzlich für Adele empfand, hatte geheim bleiben sollen, denn für ihn war sie neu, er hatte keine Erfahrung im Umgang mit der Liebe. Er wußte einfach nicht, wie er auf Sir Johns Bemerkung antworten sollte, ohne sich zu verraten, es war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, daß andere Männer Adele ebenso reizvoll finden könnten wie er, und dieser überraschende Gedanke stürzte ihn für ein paar Augenblicke in eifersüchtige Unsicherheit. Unwillkürlich wurde er rot, und Sir John lachte.
»Seid nicht verlegen, mein Freund: und fürchtet nichts, ich selbst habe kein Interesse an der Lady.«
Alejandro war sichtlich erleichtert, wußte aber noch immer nicht, wie er reagieren sollte. Schließlich fragte er voller Angst vor einer unwillkommenen Antwort: »Hat sie einen Liebhaber, oder ist sie verlobt?«
Sir John beruhigte ihn. »Der Prinzessin liegt Lady Throxwoods Gesellschaft am Herzen, und sie hat versprochen, sie so lange zu unterstützen, wie sie in ihren Diensten bleibt. Da Adeles Familie tot ist, ihr Vater ist in Frankreich gefallen, ihre Mutter ein Opfer der Pest, obliegt es dem König, sie zu verheiraten. Edward legt keinen Wert darauf, seiner Tochter zu mißfallen, wie Ihr gesehen habt, und daher ist Adele niemandem versprochen.«
Fröhlich zählte er dann die Reize der Lady auf. »Ich kenne sie seit ihrer Kindheit, denn wir sind entfernt verwandt, und ich begrüße es, daß Ihr ihre guten Eigenschaften zu schätzen wißt. Sie ist bemerkenswert geduldig mit ihrer stürmischen Herrin, wo andere längst enttäuscht aufgegeben haben. Vielleicht ist das der Grund, warum Isabella Adele aufrichtig bewundert; sie allein scheint fähig, die sanftere Natur der Prinzessin zu wecken.«
Er lächelte Alejandro wissend zu. »Doch genug davon. Ihr habt ihre Vorzüge erkannt, und aus Eurem hingerissenen Blick schließe ich, daß aller unfreundliche Klatsch, den ich über die Lady berichten könnte, Euer entzücktes Ohr nicht erreichen würde.«
Als Alejandro antwortete, geschah das nur, um seiner Unsicherheit Ausdruck zu geben. »Ich fürchte, sie wird mich in den amourösen Künsten unzulänglich finden; ich habe wenig Erfahrung mit Frauen, da ich mich ganz meinem Beruf gewidmet habe. Bis heute habe ich nie eine Dame gefunden, deren Tugenden ausgereicht hätten, mich von meinem verzehrenden Interesse an meiner Arbeit abzulenken. Für einen unschuldigen Menschen wie mich ist das ein verwirrender Zustand.«
»In diesem Schloß unschuldig zu bleiben ist eine sehr schwere Aufgabe.«
»Ja, das sagtet Ihr schon«, antwortete Alejandro, der sich an den Bericht über Kates Aufnahme in den Haushalt erinnerte.
Wieder spürte der Arzt den Druck hinter
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