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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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seiner Stirn und den dumpfen Schmerz von der ständigen Anstrengung, die gutturale Sprache und die verwirrenden Bräuche des englischen Volkes zu verstehen. Die Unterschiede waren Alejandro schmerzhaft bewußt, und er zog sich in seine eigenen Gedanken und in die Erinnerung an sein sicheres und bequemes Heim in Cervere zurück. Ich werde niemals einer von ihnen sein, dachte er; zwischen uns liegen Welten.
    Plötzlich standen Isabella und Adele vor ihm; er fragte sich, wie lange sie wohl gewartet haben mochten, bis er aus seiner Trance erwachte. Als sie endlich seine Aufmerksamkeit erregt hatte, sah Isabella Alejandro fast herausfordernd an und sagte: »Sir John und Lady Throxwood werden Zeugen unserer Vereinbarung und Eures Versprechens sein, daß die Quarantäne meines Schneiders nur zwei Wochen dauern wird. Bitte wiederholt den Handel, den wir vorhin abgeschlossen haben.«
    Der Arzt legte noch einmal die Bedingungen dar, und Isabella fragte die Zeugen, ob sie die Vereinbarung verstanden hätten. Endlich zufrieden damit, einen gültigen Vertrag zu haben, wandte sie sich an Sir John und gab ihm sorgfältig ihre Anweisungen. »Wählt einen schnellen Reiter, der die besten Erfolgsaussichten hat, und sagt ihm, er solle sich auf eine Reise in meinem Auftrag vorbereiten. In Kürze werde ich Lady Throxwood mit weiteren Anweisungen schicken.«
    Chandos verneigte sich vor ihr und machte sich auf den Weg zum Tor.
    Dann wandte Isabella sich an Adele. »Begebt Euch sofort mit Doktor Hernandez zum Tor. Befehlt dem von Sir John gewählten Reiter, unverzüg- lich aufzubrechen und den Schneider James Reed zu holen. Bittet ihn, Master Reed die Bedingungen des Dienstes, den ich von ihm verlange, genau zu erklären. Sollte der Schneider wegen der Quarantäne zögern, meiner Aufforderung Folge zu leisten, so soll der Reiter ihn an den beträchtlichen Wert meiner weiteren Protektion erinnern.« Sie wandte sich an Alejandro und sagte: »Ihr werdet zweifellos dafür sorgen, daß Master Reed während seiner Quarantäne bequem untergebracht wird. Er soll nicht weniger nobel behandelt werden als unter weniger einengenden Umständen. Ich zähle auf seinen guten Willen. Wie jetzt auch auf Euren, Doktor.«
    Alejandro verneigte sich, Adele knickste, und zusammen machten sie sich auf. Sie gingen langsam und nahmen absichtlich einen unnötig langen und gewundenen Weg durch das große Schloß zum Torhaus, da beide die gemeinsame Zeit ausdehnen wollten. Gnädiger Gott, dachte Alejandro, sie hat nichts gegen meine Gesellschaft, sondern genießt sie ebenso wie ich die ihre.
    Trotz seiner Abneigung gegen die unangenehme Aufgabe, die vor ihm lag, dachte er, dies sei vielleicht seine schönste Stunde seit dem herrlichen Morgen, als er und der echte Señor Hernandez im warmen Wasser des Mittelmeers gebadet hatten; jetzt wie damals stand die Zeit still, und in Gegenwart dieser Frau schienen seine Dämonen zu schlafen.

12
     
    Caroline erwachte mitten in der Nacht, und der soeben durchlebte Traum stand ihr noch vor Augen. Sie sah ihn nur bruchstückhaft und hätte sich gern an viel mehr erinnert; sie bemühte sich, die Benommenheit abzuschütteln, die ihr Bewußtsein trübte und die Einzelheiten des Traumes verschwimmen ließ.
    Ein Pferd. Ein langer Ritt.
    Sie lag im Bett und glitt hin und her zwischen zwei gegensätzlichen Zuständen, einem, in dem sie hätte schwören können, daß sie das Auf und Ab ihres eigenen Körpers auf dem Rücken des Pferdes so deutlich spürte, als sei es Realität, und einem anderen, in dem alles so undeutlich war, daß sie nicht einmal mit Sicherheit hätte behaupten können, ihr Arm ende in einer Hand. Sie träumte und wachte abwechselnd, warf sich fiebernd im Bett herum, bis die Decken hoffnungslos verknäuelt waren und sie sich kaum noch bewegen konnte. Die Einzelheiten des Traumes wurden lebhafter, und endlich tauchte sie ganz hinein. Das große Tier bewegte sich rhythmisch unter ihr, und sie duckte sich, um sich vor dem Wind zu schützen. Die sturmzerzauste Mähne des Pferdes stach ihr ins Gesicht, als sie sich dichter über seinen langen Hals beugte.
    Aber ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen ! protestierte ihr Verstand. Wie kann ich wissen, wie sich das anfühlt? Sie bemühte sich aufzuwachen, doch ihre eigenen Phantasien fesselten sie. Der Schritt des Pferdes wurde schneller, und sie glaubte eine gewisse Dringlichkeit zu spüren, irgendeine Notwendigkeit, daß der Reiter sich von diesem Strand entfernte.

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