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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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des Flurs tropfte, sahen Adele und Alejandro sich verwirrt an.
    »Wie lange ist sie schon hier?« fragte er die Dienerin.
    Sie sah ihn argwöhnisch an. »Habt Ihr mich nicht verstanden, Sir? Sie kam gleich nach Eurem Aufbruch, habe ich gesagt.«
    Schockiert und ungläubig starrte er die Frau an; sie mißdeutete das als Zorn und setzte ihre jämmerlichen Schuldbekenntnisse fort. »Oh, vergebt mir, Sir! Ich wollte nicht so grob sprechen. Und jetzt sagt die Mutter, ich sei eine Närrin, weil ich einige Male versäumt habe, der Lady ihre Medizin zu geben! Meine Lady weigert sich, dieses gelbe Zeug zu trinken, und wer könnte es ihr verdenken? Es riecht förmlich nach Tod, und ich würde es nie über die Lippen bringen, und wenn es mich die Seele kosten würde! Noch nie hat ein Fläschchen solche Fäulnis enthalten, denn selbst das Fläschchen würde aus Ekel vor seinem Inhalt zerbrechen.«
    Alejandro war völlig durcheinander; er schaute sich nach Kate um, da er sich an die düstere Prophezeiung der alten Frau erinnerte. »Wo ist das Kind?« fragte er streng.
    »Wieso, sie ist da drinnen, wie die Mutter, die meine Lady pflegt.«
    Grob drängte Alejandro sich an ihr vorbei, dicht gefolgt von Adele. Sie eilten in die Schlafkammer, ohne zu wissen, was sie erwartete; dort erblickten sie eine zerlumpte Gestalt, die sich über ein Bett beugte, in dem die Überreste einer einstmals schönen Frau ruhten. Das Kind stand an der entfernteren Wand, ein Tuch in der Hand, ohne die Kräutermaske, mit geröteten und verschwollenen Augen. Als die Kleine Alejandro und Adele sah, rannte sie auf sie zu und warf sich unter hysterischem Schluchzen in ihre Arme.
    »Oh, die Gesegnete Jungfrau sei gepriesen, daß Ihr hier seid! Ich habe solche Angst!«
    Der Arzt tröstete sie, so gut er konnte. Gott verfluche den König, der eine solche Travestie befohlen hat! Sein Gewissen sei verdammt, denn das hat er verdient ! Er sagte zu dem kleinen Mädchen: »Sammelt Eure Kraft, denn Ihr müßt mir sagen, was in unserer Abwesenheit geschehen ist ... Wer ist dieses Weib, das sich jetzt um Eure Mutter kümmert?«
    Die Kleine schniefte, während sie sich zu fassen suchte. »Das ist kein Weib, das ist die Hebamme!« protestierte sie. »Das ist Mutter Sarah!«
    Es kann nicht sein! Alejandros Gedanken rasten. Sie kann ihre Hütte nicht später verlassen haben als wir und vor uns hier angekommen sein ...
    Er stand auf und ließ Adele mit Kate in den Armen in der Ecke zurück. »Dreht Euch um, Frau, damit ich Euer Gesicht sehen kann«, befahl er.
    Die Alte blickte kurz über die Schulter und sagte ungeduldig: »Arzt, kommandiert mich nicht herum wie irgendeinen gemeinen Dienstboten. Ich bin nicht Euer Lehrling; wenn die Dinge so wären, wie sie nach der Ordnung der Natur sein sollten, dann wäret Ihr mein Lehrling.« Sie schlurfte ans Kopfende des Bettes. »Leider ist die natürliche Ordnung in letzter Zeit gestört. Und jetzt habe ich ein wichtiges Werk zu tun! Wenn Ihr nicht helfen könnt, so steht mir wenigstens nicht im Weg!«
    »Das ist unmöglich«, rief Alejandro wieder ungläubig, »denn wir haben Mutter Sarah in ihrer Kate zurückgelassen und sind geradewegs zu diesem Haus gekommen. Niemand hat uns unterwegs überholt!«
    Die gebeugte Alte wandte sich langsam von ihrer Arbeit ab und sah den Arzt an. Er musterte sie genau. Es war dasselbe faltige, alte Gesicht, das Gesicht tausendjähriger Weisheit.
    »Ihr müßt immer mit dem Unerwarteten rechnen«, sagte sie und drohte ihm mit dem Finger.
    Verblüfft über die Wiederholung der Bemerkung, die er erst vor so kurzer Zeit gehört hatte, starrte er eindringlich in ihr faltiges Gesicht und suchte nach Gründen, die Ähnlichkeit zu bestreiten. Sie erwiderte sein Starren, und ihr Blick war kraftvoller und stetiger als seiner; mit wissendem Lächeln sagte sie: »Nun, wenn Ihr lernen wollt, so schaut genau zu. Diese Dinge werdet ihr nirgendwo anders sehen.«
    So schockiert er auch über ihre Anwesenheit war, denn er konnte nicht glauben, daß sie den Weg so schnell zurückgelegt hatte, sah er ihr doch zu. Er kam um das Bett herum und betrachtete die hilflose Patientin genauer; er sah die verräterischen blauen und schwarzen Flecken an ihrem geschwollenen Hals. Sie ist dem Tode nahe, dachte er; trotzdem hat sie mit der Krankheit so lange gelebt .
    »Es ist nicht mehr viel Zeit«, sagte die Alte leise. »Die dumme Pute, die ich mit ihrer Pflege betraut habe, hat zugelassen, daß die Lady eine lebenswichtige Tinktur

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