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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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mehrmals nicht einnahm, und nun muß ich all meine Geschicklichkeit aufwenden, um den Schaden wiedergutzumachen. Richtet Euch darauf ein, mir zu assistieren!«
    Die Stimme, das Gebaren, die Kleidung, alles war der Frau aus der steinernen Kate so ähnlich wie das Gesicht. Er hatte keine andere Wahl, er mußte glauben, daß sie dieselbe Person war. Errötend sagte er: »Was soll ich machen? Ich bin bereit, alles zu tun.«
    Von einem nahen Tablett nahm sie ein langes Schilfrohr, gefüllt mit pulverisiertem gelbem Stein, und reichte es ihm. »Haltet dies an die Kerze«, sagte sie, »aber haltet es auf Armeslänge von Euch weg. Steckt es in das Loch in diesem Stein.« Sie wies auf einen flachen grauen Stein, der auf einem kleinen Tisch lag.
    Er tat wie geheißen, und sofort war der Raum von einer blauweiß funkelnden Flamme erhellt. Das Licht, das sie verströmte, war hart, und als die blauen Flammen aus der Spitze des Schilfrohrs züngelten, tanzten unheimliche Schatten im Raum. Wieder durchdrang der Geruch fauler Eier die Luft.
    Alejandro trat wieder an das Bett und beobachtete, wie die alte Frau einen lauten Singsang in einer Sprache anstimmte, die er noch nie gehört hatte. Er glaubte, sie klinge wie Englisch oder irgendeine Kombination aus dieser rauhen und einer eher lateinischen Sprache, aber er konnte sie nicht wirklich verstehen.
    Adele hielt Kate in den Armen und sah aufmerksam zu, verblüfft über das, was sie sah. So verblüfft, daß sie seine dringende Bitte beinahe überhört hätte. »Adele! Bitte, wenn Ihr verstehen könnt, was sie sagt, versucht es Euch für mich einzuprägen . Ich werde mich an ihre Bewegungen erinnern; Ihr müßt Euch für mich die Worte merken!«
    »Ja, das werde ich!« sagte sie und drückte das Kind fester an sich.
    Mutter Sarah sprach nacheinander jedes der Symptome von Kates Mutter an. »Drei Krumen von einer Kruste, am letzten Karfreitag gebacken, um die Eingeweide zu stärken.« Sie brach drei kleine Krumen von einer fast versteinerten Brotkruste ab und legte sie auf die Lippen der Lady.
    Aus einem kleinen Fläschchen träufelte sie sieben Tropfen einer milchigen Flüssigkeit auf die Stirn der Lady. »Der Balsam Gileads, so selten wie die Gabe Sabas an Salomon.« Alejandro erkannte drei Wörter aus der Thora, und obwohl er den Rest der Anrufung nicht verstand, kannte er das Ritual, denn es war jahrhundertelang von jüdischen Ärzten benutzt worden, um Verdauungsstörungen und Melancholie zu behandeln. Wie war sie an dieses Wissen gekommen?
    »Eine Münze von Gold, in die Hand gelegt, um die Gesundheit vom Teufel zurückzukaufen.« Die alte Frau drückte die verkrampften Finger der Lady auseinander und schloß sie wieder um die Münze.
    »Das Blut des Lammes, um die Pest abzuwehren, auf den Türsturz gestrichen wie im alten Ägypten.« Mutter Sarah tauchte den Daumen in eine kleine Schale mit hellroter Flüssigkeit und schmierte einen langen Streifen der Substanz an das Kopfbrett des Bettes.
    Jetzt hielt die alte Frau die Schale einer Walnuß in der Hand und ließ die andere Hand langsam darüber kreisen, während sie unverständliche Gesänge flüsterte. Sie legte die Schale auf den Bauch der Lady und hob die obere Hälfte ab, wobei eine große schwarze Spinne mit einer weißen Raute auf dem Rücken zum Vorschein kam; das verstörte Insekt kroch sofort auf die Brust der Lady zu und verschwand unter den Laken. Adele, die aus der Zimmerecke zuschaute, bekreuzigte sich erneut und zog eine Grimasse, und Kate schrie auf; beide stellten sich vor, wie es wäre, das schwarze Tier mit den haarigen Beinen auf der Brust zu haben.
    Die alte Frau bückte sich steif und nahm ein kleines Päckchen auf, das zu ihren Füßen gelegen hatte. Der kleine braune Beutel war mit einer Kordel zusammengebunden, die vom vielen Öffnen schmutzig war. Auf ein Brett in der Nähe schüttete sie ein kleines Häufchen von einem körnigen grauen Pulver. Sie nahm ein wenig davon zwischen zwei Finger und sagte: »Ein Fingerknöchel.« Sie ließ es aus den Fingern in eine kleine Schale rieseln. Dann nahm sie ein Fläschchen und sagte: »Eine halbe Handvoll.« Sie goß etwas von der gelblichen Flüssigkeit in ihre gewölbte Hand und ließ es dann in die Schale mit dem Pulver tropfen. Sie mischte beides sorgfältig zu einer unansehnlichen graugrünen Masse, die muffig roch und auch dem verzweifeltsten Patienten nicht willkommen gewesen wäre.
    Zuerst tauchte sie ihren Finger in das Gemisch und schmierte ein wenig

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