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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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dich nicht täuschen, sondern nur überleben, um deine Liebe zu kosten, dachte er im stillen. Er faßte sanft nach ihren Handgelenken, zog ihre Hände nach unten und hielt sie liebevoll umklammert. Sie sah ihn fragend an, weil er ihrer zärtlichen Erkundung ein Ende gemacht hatte.
    »Adele«, sagte er vorsichtig, »ich bin durch eine Narbe entstellt, und ich möchte nicht, daß ihre Häßlichkeit dich erschreckt.«
    Sie wich ein wenig zurück und sagte besorgt: »Was ist das für eine Narbe, von der du sprichst?«
    Er öffnete einen Knopf am Kragen seines Hemdes und zog den Stoff leicht auseinander. So konnte Adele nur einen kleinen Teil der runden Wunde sehen, die nun rosa und gut verheilt war. Sie sog die Luft ein. »Oh, Lieber, wie ist das passiert?«
    Er war des Lügens müde, aber er wußte, daß er keine andere Wahl hatte; die Wahrheit würde all seinen Freuden und Hoffnungen ein Ende machen. »Auf meiner Reise von Spanien nach Avignon gab es ein Scharmützel. Ich schäme mich des Ausgangs, und ich möchte nicht weiter darüber sprechen. Ich bitte dich, versteh meine Zurückhaltung. Ich habe dir dies vorenthalten, weil ich die Narbe selbst abstoßend finde, und ich glaubte, sie würde auch dir mißfallen. Und ich wollte dich nicht erschrecken.« Er schlug die Augen nieder und fuhr fort: »Ich bin vor dir erniedrigt. Bitte verzeih mir die Täuschung.«
    Zu seiner unermeßlichen Erleichterung sagte sie: »Du hast diese Narbe nicht freiwillig. Wir werden nicht mehr darüber sprechen, denn für mich ist sie nicht von Bedeutung.«
    In ihrem Bett sprachen sie leise über die süßen Dinge, die neuen Liebenden kostbar sind; beide erröteten, ohne daß es in dem dunklen Raum zu sehen war, und entdeckten kleine, köstliche, lustvolle Überraschungen aneinander. Ihre einfache Vereinigung verband nicht zwei Königreiche, sondern nur zwei Menschen, die sich diese Vereinigung von Herzen wünschten.
    Alejandro war so an seine Träume über Carlos Alderon gewöhnt, daß ein Schlaf ohne sie für ihn ganz ungewöhnlich war, und als er kurz vor der Morgendämmerung eine kleine, warme Hand an seiner Wange spürte, dachte er, sie gehöre zu einem weiteren Traum. Doch die Berührung hielt an, und schließlich öffnete er die Augen. Er sah, daß Kate an seinem Bett stand.
    »Mein Hals tut weh«, stöhnte sie und berührte leicht ihre Kehle. Er sah sie genauer an und erkannte zu seinem Entsetzen den Beginn eines dunklen Flecks unter ihrem Kinn.
    Voller Panik fing er an, sich aus dem Laken zu schälen, bis ihm einfiel, daß er darunter bis auf ein leichtes Hemd nackt war. Er sagte zu dem Kind: »Kate, Ihr müßt jetzt genau das tun, was ich Euch sage. Kehrt in Euer Bett zurück, und ich komme zu Euch, sobald ich ordentlich angezogen bin. Berührt auf dem Rückweg in Adeles Zimmer nichts, und sprecht auch mit niemandem von der Dienerschaft. Atmet flach und versucht, nicht zu husten, falls Euch der Drang dazu überkommt.«
    Sie nickte, einen entsetzten Ausdruck in den Augen, und verließ mit leisem Tapsen ihrer bloßen Füße das dämmrige Zimmer. Alejandro schaute hinüber zu Adeles schlafender Gestalt und beschloß, ihre Ruhe nicht zu stören, ehe er nicht Kates Beschwerden genauer untersucht hatte. Nachdem er seine Beinkleider angezogen hatte, suchte er in der Satteltasche nach den Gaben von Mutter Sarah und ging in die Küche, um eine Tasse und einen Löffel zu holen.
    Als er Adeles früheres Zimmer betrat, war er schockiert, wie winzig Kate in dem riesigen Bett wirkte. Die Vorhänge des Baldachins waren ganz aufgezogen; er schloß sie auf einer Seite und am Fußende des Bettes und ließ nur die Seite offen, die der Tür des Schlafgemachs zugewandt war.
    »Jetzt laßt mich Euren Hals untersuchen, kleine Lady«, sagte er. »Ich werde das Oberteil Eures Nachtgewandes öffnen, aber fürchtet nicht um Eure Keuschheit. Im Augenblick interessiert mich nur Euer Hals.«
    Sanft berührte er den dunklen Bereich unter ihrem Kinn. »Verursacht es Euch Schmerzen, und seien sie noch so gering, wenn ich Euch da anfasse?«
    Sie zuckte zusammen, und er zog seine Hand weg. »Es tut da weh, und im Arm tut es auch weh.«
    Er hob mit einer Hand ihren Arm hoch und tastete mit der anderen den Bereich darunter ab. Ihm sank das Herz, als seine Finger den Beginn einer Schwellung spürten.
    Verflucht sei alles, was geht, fliegt, schwimmt oder gleitet, dachte er zornig. Verflucht sei alles, was heilig ist ! Er hörte das leise Rascheln von Stoff hinter sich,

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