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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sie im Kloster verschwanden, sank er zu einem Flüstern herab und verklang dann ganz.
    Alejandro spürte eine Hand auf seinem Arm; er hatte nicht gemerkt, daß er die Augen geschlossen hatte. Rasch öffnete er sie und sah Adele vor sich stehen, einen strahlenden Ausdruck von Frieden auf dem Gesicht. »Ich bin absolviert«, sagte sie.
    Er stand auf und betrachtete sie. »Welche Sünden hast du begangen, daß du so lange gebraucht hast, um Vergebung zu erlangen?« fragte er leise.
    Sie lächelte liebreizend, eine Frau, die wieder ganz mit sich selbst im reinen war. »Ich war mit einem Mann zusammen, der nicht mein Ehemann ist.«
    Beinahe wäre er zusammengezuckt. »Dann habe auch ich diese Sünde begangen«, sagte er.
    »Ich war meinem König untreu.«
    »Er hatte deine Untreue wohl verdient.«
    »Dennoch ist er mein König. Meine Familie hat ihm Loyalität geschworen. Und ich habe meine Herrin Isabella verraten, indem ich so lange fortgeblieben bin.«
    »War es nicht dein Wunsch, das zu tun?« fragte er.
    »Eben darin liegt die Sünde«, sagte sie. »Es war mein Wunsch. Und wegen der Schwere dieser Vergehen brauchte ich außer meiner Buße noch weitere Anleitung. Der liebenswürdige Priester war so freundlich, mich zu unterweisen.«
    Sie wandte sich um und sah zu, wie der Priester sich von der Stelle vor dem Altar erhob, wo er gekniet hatte. Dann schaute sie wieder Alejandro an und sagte: »Und nun bin ich bereit, nach Windsor zurückzukehren.«
    Zur Erleichterung derer, die sie in Windsor zurückgelassen hatten, tauchten Alejandro und Kate vierzehn Tage später gesund aus ihrer Isolation wieder auf, und inzwischen hatte das Kind seine gute Laune und den rosigen Glanz seiner Wangen wiedergefunden. Adele nahm ihren Platz in Isabellas Haushalt wieder ein, nachdem der König ihre Abwesenheit nicht einmal bemerkt hatte. Kate begann wieder mit ihrem unablässigen Schwatzen und Erzählen und verlangte ständig Schachpartien; selbst die geduldige alte Nurse, die früher scheinbar unbegrenzte Duldsamkeit für die Kleine aufgebracht hatte, wünschte sich laut ein paar Augenblicke seliger Stille.
    Der reiche Herbst, dessen stürmischer Pinsel bei der Abreise zu Kates Mutter noch nicht angefangen hatte, die Landschaft mit Gold und Kupfer zu färben, war nun fast vorbei; kalte Böen wehten graue Zweige und braune, trockene Blätter über die kahl gewordene Landschaft. Fast drei Monate waren vergangen, und die trübsinnigen Bewohner von Windsor Castle richteten sich auf den Winter ein und langweilten sich schon jetzt bei den Unterhaltungen, die sie normalerweise über die lange Dunkelheit der kalten Jahreszeit hinweggetragen hätten.
    An einem dieser grauen Tage wurde Alejandro in die Privatgemächer des Königs gerufen. Als er eintraf, erwartete der Monarch ihn schon; auf dem Tisch lag ein Stapel Schriftrollen.
    »Die müßt Ihr lesen«, sagte der König. »Immer wieder berichten sie von dem Verschwinden der Pest außerhalb Windsors. Vielleicht ist es an der Zeit, diese Berichte zu überprüfen. Was würdet Ihr zu einer Inspektionsreise sagen? Sollen wir Leute ausschicken, die über Land reiten und uns aus erster Hand Bericht erstatten?«
    Alejandro sah rasch die Botschaften durch. »Sire, das sind nur wenige Berichte von weit verstreuten Orten.«
    »Meine Gefolgsleute haben genügend Nachrichten geschickt, und in allen steht dasselbe: Es gibt buchstäblich keine neuen Krankheitsfälle mehr, seit der erste Schnee gefallen ist.«
    Alejandro wußte, daß er dem König, einem tapferen, aber besorgten Monarchen, dem man viel zu lange den Zutritt zu dem Reich verwehrt hatte, das er beherrschte, seine Befürchtungen so erklären mußte, daß er sie auch verstehen konnte. »Stellt Euch vor«, sagte er, »daß Ihr eine große Schlacht austragt und Eure Spione in jeder Richtung zehn Meilen weit geritten sind, ohne in diesem Umkreis eine wartende Armee anzutreffen. Und dann überlegt Euch, was Ihr tun würdet, wenn nur einer dieser Spione eine Meile weiter geritten wäre als die anderen und dort eine gut ausgerüstete Armee entdeckt hätte, bereit und willens, einen kühnen Angriff auf Eure Streitmacht zu reiten.«
    Der König wurde ungeduldig bei Alejandros umständlicher Allegorie. Er knurrte unzufrieden und sagte: »Mit der Ablehnung meiner Schlußfolgerung als unbegründet seid Ihr schnell bei der Hand, gelehrter Doktor, aber Ihr bietet mir keine Alternativen. Da Ihr meine Verantwortung für meine Untertanen kennt - was würdet Ihr

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