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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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vor Freude zu schwellen, als er daran dachte, daß seine beiden größten Wünsche vielleicht in Erfüllung gehen könnten.
    An einem klaren Tag Mitte Februar wurde ächzend die Zugbrücke hochgezogen, und die Bewohner Windsors strömten aus dem Tor, eine hektische Menge von Gefangenen, die plötzlich und unerklärlicherweise aus ihrer langen, qualvollen Haft befreit waren. Alejandro beobachtete, wie die Feiernden die weißen und purpurnen Krokusse pflückten, herumtanzten und einander umarmten; Reiter galoppierten zur langersehnten Jagd oder zu ihren heimatlichen Gütern. Binnen weniger Tage kamen Scharen von hungrigen Händlern, die gehört hatten, daß man das Schloß wieder betreten durfte; Isabella verbrachte ihre ganze Zeit damit, ihre Waren zu begutachten. Gierig wanderten ihre Augen von einem kostbaren Gegenstand zum nächsten. Da sie auf diese Weise beschäftigt war, gewährte sie Adele bereitwillig die Erlaubnis, sich aus Windsor zu entfernen.
    Wie er es mit seiner Geliebten verabredet hatte, bat Alejandro den König, sich auf eine ausgedehnte Reise begeben zu dürfen, um Frühlingskräuter für seine Medizinvorräte zu sammeln, die über den Winter gefährlich knapp geworden waren.
    »Nun, Doktor«, lachte der König, »Ihr seid also auch nicht gefeit gegen die tiefe Sehnsucht nach frischer Luft, die die Opfer Eurer strengen Einschränkungen empfinden! Bei allen Heiligen, dieser Winter war qualvoll lang und elend. Geht nur und bringt Wagenladungen von allen Kräutern mit, die Ihr wollt! Und wenn Ihr wiederkommt, werden wir über die Vorkehrungen für Eure Rückkehr nach Spanien sprechen, denn glücklicherweise hat Eure gute Arbeit Eure weiteren Dienste überflüssig gemacht. Ich bin sicher, daß Ihr Euer Heim und Eure Lieben in Aragon vermißt.«
    Doch in den immer zahlreicher werdenden müßigen Stunden, die er seit dem augenscheinlichen Ende der Pestwelle genoß, war Alejandro allmählich zu der Annahme gelangt, daß das, was Adele vorschlug, vielleicht möglich wäre; vielleicht konnte er hier in England ein gutes Leben finden, konnte sich als Arzt in einer nahen Stadt niederlassen. In Aragon gab es nichts, wohin er zurückkehren konnte, und Avignon erschien ihm auch nicht vielversprechender.
    Hat der isolierte König genug von mir? Wird er bei der Bitte zürnen, die ich Vorbringen möchte? Das konnte er nur feststellen, indem er fragte. »Sire«, begann er schüchtern, »ich denke daran, mich vielleicht in Eurem Land niederzulassen. Ich weiß nicht, was ich in Avignon vorfinde, wenn ich zurückkehre.«
    »Wahrhaftig, Doktor? Daran hatte ich nicht gedacht. Doch es könnte eine gute Sache sein, wenn Ihr Euch hier niederlaßt. Wir leiden unter einem Mangel an erfahrenen Ärzten. Aber was ist mit Eurer Familie? Wie wird es ihr ergehen?«
    »Ach«, sagte der Arzt, »es ist so lange her, daß wir zuletzt über solche Dinge gesprochen haben. Ich bin noch immer Junggeselle, Euer Majestät, und bin zu der traurigen Überzeugung gelangt, daß ich auch Waise bin. Die letzten Nachrichten über meinen Vater und meine Mutter erhielt ich zu Beginn von deren Reise nach Avignon, wo wir uns hatten treffen wollen. Doch solange ich dort war, sind sie nicht angekommen; ich nehme an, daß sie umgekommen sind wie zahllose andere. Ich glaube nicht, daß ich sie jemals wiederfinden oder mir Gewißheit über ihren Tod verschaffen kann.«
    Im Gegensatz zum König, der entspannt in seinem Sessel saß, hockte Alejandro mit steifem Rücken auf seinem Stuhl. Seine Spannung war sogar für einen unaufmerksamen Beobachter sichtbar. Seine Zukunft lag in den Händen dieses Mannes, dem er viele Monate lange schwere und unerwünschte Einschränkungen auferlegt hatte. In diesem Augenblick, als er an die unmittelbare Macht des Königs über sein Schicksal dachte, bedauerte Alejandro einige der strengen Regeln sehr, die er dem königlichen Haushalt vorgeschrieben hatte. Gebe Gott, daß er sich an sein Überleben erinnert und nicht an seine Unzufriedenheit.
    Doch Edward nahm Alejandro seine frühere Strenge nicht mehr übel, so froh war er über die Aufhebung der Beschränkungen. Er antwortete dem nervösen Bittsteller: »Wenn ich nochmals darüber nachdenke, Doktor, so sehe ich keinen Grund, warum Ihr nicht bleiben solltet, falls das Euer aufrichtiger Wunsch ist.«
    Da ihm das Gewicht der Ungewißheit von den Schultern genommen war, erklärte Alejandro eifrig: »Ja, Sire, das ist es wahrhaftig.«
    »Dann möge es so sein«, sagte der

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