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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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heiß. Er glaubte, sich durch eine grausame Laune Gottes in der Hölle der Christen zu befinden. Als könnten sie das Zeichen auslöschen, das ihm sein Gott bereits auferlegt hatte, hatten diese bösen Menschen es für notwendig gehalten, ihn noch einmal zu zeichnen. Diesmal hatte er es vereitelt, und sein Gesicht war unverletzt geblieben. Doch er war sicher, daß sie zurückkommen würden. Dann würden sie allerdings keinen schwachen, willfährigen Juden antreffen. Er würde es mit ihnen aufnehmen, sie überwältigen und entkommen.
    Wieder wurde ihm sein Essen gebracht, und er verzehrte es wie ein verwundetes Tier. Er sehnte sich glühend danach, sich für diesen Akt ungezügelten Hasses zu rächen. Zwei Tage lang tat er nichts als essen und ruhen. Er sammelte seine Kraft für den Augenblick, in dem sie wiederkommen würden. Die gelbliche Ausscheidung, die die runde Wunde bedeckte, begann sich zu einer Kruste zu verhärten; Alejandro wußte, daß die Heilung begonnen hatte, und dankte Gott, noch am Leben zu sein. Er schwor dem Himmel, dieses Leben nicht zu vergeuden.
    Am dritten Tag und zu einer Zeit, zu der er sonst kein Brot und Wasser bekam, öffnete sich plötzlich die Tür, und sie blieb diesmal offen. Der zornige junge Gefangene wartete geduldig, bis seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten. Er blieb in seiner Zelle sitzen und sammelte all seine Entschlossenheit. Vorsichtig blickte er auf und sah im Durchgang außerhalb seiner Zelle die Silhouette eines Mannes. Er beschloß, noch zu warten, bevor er sich bewegte, und hoffte, sein neuer Gegner werde irgendeine verräterische Bewegung machen, eine Schwäche zeigen oder sich auf andere
    Weise verraten. Wenn das geschah, würde er es ausnützen; er würde sich durch die offene Tür stürzen und mit dem vollen Zorn eines jungen Mannes, der um sein Leben kämpfte, über den Wärter herfallen.
    In der offenen Tür erschien der Kopf des Wärters. »Jude? Zeigt Euch«, sagte eine Stimme.
    Er kicherte in seinem Kerker und dachte bei sich, daß er dem Mann auf der anderen Seite der Tür wie von Sinnen erscheinen mußte. »Kommt doch herein und sucht mich, stinkender Feigling.«
    Von draußen hörte er ein tiefes Lachen. »Für einen gefangenen Heiden wirkt Ihr erstaunlich kühn«, sagte eine Stimme.
    »Dann kommt doch, und ich will Euch gern zeigen, wie tapfer ein Jude sein kann.«
    »Ihr überschätzt meine Fähigkeiten, junger Mann«, sagte die Stimme. »Ich kann Euch im Dunkeln nicht sehen. Wie soll ich da entscheiden, ob Ihr tapfer seid? Man braucht helles Tageslicht, um die Tapferkeit eines Juden zu sehen. Kommt jetzt, habt Mitleid mit mir, ich bin ein Mensch von begrenzten Möglichkeiten. Zeigt Euch.«
    Irgend etwas in Alejandro löste sich auf, ein Rest von Vernunft, den er trotz aller Hindernisse hatte bewahren können. Er löste sich auf, und er brüllte vor Wut.
    »Dann seht Euch das an, Ihr Christenschwein!«
    Er warf sich durch die Öffnung, rollte auf die Seite, sprang rasch auf die Füße und kauerte sich dann in einer tierischen Angriffshaltung zusammen, bereit, sich auf den Wärter zu stürzen.
    Der einzelne Mann, der ihn erwartete, lachte über den traurigen Anblick des zerlumpten und schmutzigen Juden, der ihn anfauchte wie ein erschrockenes Tier. Mühelos trat er beiseite, als die erbärmliche Gestalt ihn ansprang, obwohl sie so offensichtlich im Nachteil war. »Ihr werdet es noch mal versuchen müssen«, sagte er, »aber ich warne Euch. Ich bin ein robuster Mann, und Ihr seid mir nicht gewachsen.«
    Doch Alejandro beachtete ihn gar nicht, sondern stürzte blind von neuem auf ihn los. Hernandez packte einen seiner Arme, schleuderte ihn herum, griff nach dem anderen Arm und preßte beide auf dem Rücken des jungen Mannes zusammen. Alejandro wand sich vor Schmerzen, als die verbrannte Haut auf seiner Brust sich bei dieser Bewegung spannte. Sofort hielt er still, sogleich geschlagen. Tränen strömten über sein Gesicht, und er schämte sich, weil es ihm nicht gelungen war, seinem Wärter Schaden zuzufügen.
    »Eduardo Hernandez, zu Euren Diensten, junger Pfau! Gestattet mir die Bemerkung, daß Ihr wenig tut, um die Annahme zu widerlegen, daß Juden nichts als Tiere sind. Schaut Euch an! Ihr kratzt und krallt Euch fest wie ein Weib!« Fröhlich riß er Alejandro herum und sah ihm ins Gesicht.
    »Durch die Gnade Gottes, Eures oder meines, wer weiß das schon, bin ich hier, um Euch aus diesem Loch in Sicherheit zu bringen. Ich rate Euch, erweist mir

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