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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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niederlegte.
    Der letzte Gegenstand, den das Bündel enthielt, war ein weiterer Brief, zur Sicherheit mit Wachs versiegelt. Alejandro erbrach das Siegel und entrollte das Pergament vorsichtig.
     
    Mein lieber Sohn,
     
    für uns haben die Dinge eine sehr schlechte Wendung genommen. Ich habe für Deine Freilassung gesorgt in der Hoffnung, daß Du Dich später hier bei uns meldest und uns wissen läßt, wohin Du gegangen bist, doch dieser Verräter von einem Bischof hat uns betrogen.
    Als ich ihn verließ, war vereinbart, daß Du mit einem Begleiter (mit dem Du nun, da Du diesen Brief liest, unterwegs bist) freies Geleit nach Avignon erhalten würdest. Ich habe das Pergament, auf dem die Schulden des Bischofs verzeichnet waren, vor seinen Augen verbrannt und damit meinen Teil des Handels eingehalten .
    Doch inzwischen hat dieser Schurke angeordnet, daß unsere Familie Cervere innerhalb von zwei Tagen verlassen muß und niemals zurückkehren darf. Wir haben hastig unsere Besitztümer verkauft, und Onkel Joachim hat von uns die restlichen Schuldnerkonten erworben .
    Mein eigener Spion hat den Boten des Bischofs bestochen und uns vom Inhalt seines Schreibens unterrichtet . Gib acht auf Dein Gesicht , damit das Brandeisen keine Narben hinterläßt. Deine Mutter ist völlig außer sich über Deine Entstellung. Ich habe ihr versichert, daß Du wissen wirst , wie Du Dich heilen kannst , und daß Entstellung eine geringfügige Angelegenheit scheint , verglichen mit dem Tod. Ich hoffe, Du hast keine Schmerzen und leidest nicht an einer eiternden Wunde ; wasche sie gründlich , wie Du mir so oft angeraten hast .
    Wir werden ebenfalls nach Avignon reisen ; wenn wir unversehrt ankommen , werden wir bei der Familie des örtlichen Rabbiners Nachricht über unsere Lage hinterlassen; er wird auch einen Brief von Dir an uns entgegennehmen .
    Geliebter Sohn , Du mußt verstehen , daß Du ein Gejagter bist. Die Familie von Carlos Alderon hat geschworen , sich an Dir zu rächen , weil Du ihren Patriarchen so unsanft aus seiner Totenruhe gerissen hast, und es gibt Gerüchte, ein abtrünniger Jude sei unterwegs nach Avignon. Du mußt Dich also verbergen. Gott wird Dich nicht dafür strafen, daß Du am Leben bleibst . Tu , was Du mußt , um Avignon sicher zu erreichen , denn so Gott will , werden wir dort wieder vereint
     
    Dein Dich liebender Vater
     
    Alejandro spürte eine Berührung an der Schulter. Sie war erstaunlich freundlich und sanft. »Wir sollten bald aufbrechen«, hörte er Hernandez sagen.
    Alejandro rollte das Pergament sorgfältig zusammen; er wußte, es würde ihm noch ans Herz wachsen. Nachdem er das scharfe Messer in seinen Stiefelschaft und die Briefe in seine Weste geschoben hatte, verschnürte er das Bündel wieder und verstaute es in seiner Satteltasche. Er bestieg das Pferd und überraschte Hernandez mit seiner Gewandtheit.
    »Señor Hernandez«, sagte er, »bitte, laßt mich noch eine Aufgabe erfüllen. Mein Vater hat mich in seinem Brief angewiesen, dem Bischof eine Botschaft zu überbringen, ehe wir aufbrechen.«
    Hernandez grunzte mißmutig, stritt sich aber nicht mit seinem jungen Herrn. Er wendete sein Pferd in Richtung auf den palastartigen Bischofssitz, und in raschem Trab machten sie sich auf den Weg.
    Alejandro wunderte sich selbst, wie schnell er sich daran gewöhnte, auf einem Pferd zu reiten; das war neu für ihn, denn meistens hatte er sich auf einem von einem Maulesel gezogenen Wagen fortbewegt. Sie ritten flott über die holperigen, staubigen Straßen, und ehe er sich versah, hatten sie das Kloster erreicht, in dem sein Vater den schicksalhaften Handel mit dem Bischof abgeschlossen hatte.
    Er sprang vom Pferd, wieder überrascht, wie sicher er auf den Füßen landete, und reichte Hernandez die Zügel. Dann ging er zum Tor des Klosters. Ehe er eintrat, nahm er sein Messer heraus, schnitt sich die Schläfenlocken ab und ließ sie an Ort und Stelle zu Boden fallen. Er sah zu, wie das lockige schwarze Haar auf die Erde fiel, der letzte Überrest seiner Bindung an diesen Ort und das geliebte Volk, dem seine Familie und Gemeinde angehörten; als die Locken den Staub zu seinen Füßen erreichten, war er ein neuer Mensch mit einem neuen Leben und einer Vergangenheit, von der er sich lossagen mußte.
    Er ließ die Locken liegen, wohin sie fielen, und ging kühn zum massiven Tor des Klosters. Den Mönch, der es öffnete, grüßte er auf Spanisch und sagte, er habe von einem seiner Gläubiger eine Botschaft an

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