Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
Vom Netzwerk:
bezahlt für meine Aufgabe, aber nicht gut genug, um zu billigen, daß Ihr den guten Wein so achtlos vergeudet!«
    Der Jude hatte seine Fassung zurückgewonnen und antwortete entschieden: »Ich bin Arzt, und ich habe bemerkt, daß Wunden, die mit Wasser und mit Wein ausgespült werden, besser und schneller heilen als unbehandelte. Wenn Ihr erwartet, daß ich an dieser Verletzung sterbe und Euch die Reise dadurch leichter mache, dann muß ich Euch enttäuschen. Den Gefallen werde ich Euch nicht tun.
    Der Wein ist mir so von viel größerem Nutzen, als wenn ich ihn trinken würde.«
    Alejandro stieg aus dem Wasser. Er fühlte sich jetzt kräftiger und erfrischt, nachdem er den Schmutz vieler Tage von seinem Körper abgewaschen hatte. Seine schmutzigen Lumpen waren das Verbrennen nicht wert; deshalb ließ er sie einfach am Ufer liegen, wohin sie gefallen waren.
    »Ich nehme an, diese Packtasche enthält frische Kleider.«
    »In der Tat. Allerdings habe ich sie selbst gekauft und weiß nicht, ob ihr Stil Euch zusagt.«
    Heraus kamen Beinkleider, ein Hemd, Strümpfe, Stiefel, Weste und Hut. Alejandro hatte fast immer die traditionellen Gewänder seines Volkes und sehr selten Kleider im europäischen Stil getragen. Bei der letzten Gelegenheit in Cervere hatte das ein verheerendes Ende genommen und zu der elenden Lage geführt, in der er sich jetzt befand. Er hoffte, ähnliche Kleider würden auf andere Leute nicht eine ähnlich verheerende Wirkung haben.
    »Na, Jude, jetzt seht Ihr ja fast normal aus. Man könnte sogar sagen, daß Ihr ansehnlich seid, wenn Euer seltsames Haar nicht wäre.«
    Alejandro ging zum Ufer und schaute in die stille Oberfläche des ruhigen Baches. Zu seiner Überraschung sah er, daß Hernandez nicht übertrieben hatte. Abgesehen von seinen Schläfenlocken, sah er ganz wie ein moderner junger Europäer aus. Er war schockiert, wie unfromm dieser Einfall war, und trat rasch beiseite. Völlig undenkbar für ihn, auch nur den Versuch zu unternehmen, wie ein Christ auszusehen.
    »Ich würde Euch raten, Euer Haar zu schneiden, denn es wird unterwegs nur Aufmerksamkeit erregen. Man wird annehmen, daß ein Jude in christlichen Kleidern auf der Flucht ist oder sich versteckt. Das macht unsere Reise nicht leichter.«
    Alejandro war entsetzt über den Vorschlag. »Das kann ich nicht, denn es würde anderen Juden bedeuten, daß ich unseren Vertrag mit Gott entehre.«
    »Lebend dient Ihr Eurem Gott besser als tot, junger Mann. Ich werde dafür bezahlt, daß ich Euch heil in Avignon abliefere, und ich denke, ohne diese verräterischen Locken seid Ihr sicherer. Überlegt es Euch noch einmal.«
    Alejandro wollte sein Aussehen nicht weiter erörtern, und so verlangte er zu essen. Hernandez holte einen Laib frisches Brot und ein Stück Käse aus der Packtasche. Alejandro machte sich gierig darüber her, und Hernandez bemerkte: »Ihr eßt, als wäre das Eure letzte Mahlzeit, Jude. Habt Ihr vorher keinen Hunger gekannt?«
    Alejandro sah seinen Begleiter mit unverhülltem Mißtrauen an und sagte: »Meine Familie ist wohlhabend.«
    Hernandez grunzte. »Ja, das weiß ich.« Er reichte Alejandro ein kleines, in weiches Leder gehülltes Bündel. »Euer Vater bat mich, Euch das zu geben«, sagte er. »Ihr sollt es öffnen, bevor wir unsere Reise antreten.«
    Alejandro ging ein wenig beiseite, um unbeobachtet zu sein, und löste die Schnur, die das Päckchen zusammenhielt. Vorsichtig schälte er eine Lederhülle nach der anderen ab. Sie enthielten mehrere Gegenstände, und er untersuchte sie nacheinander. Der erste war eine Börse mit Goldmünzen, mehr, als er je zuvor auf einmal gesehen hatte. Er betastete die Münzen und ließ sie dann wieder in die Börse gleiten, froh über das Gefühl der Sicherheit, das ihr Gewicht ihm gab; er achtete jedoch darauf, Hernandez ihr Klimpern nicht hören zu lassen. Auf seiner Reise nach Avignon würde es ihm an nichts fehlen. Außerdem hatte sein Vater ihm einen Gebetsschal, ein gefährlich scharfes Messer und den Brief des Bischofs geschickt, der ihm sicheres Geleit nach Avignon gewährte. Es gab noch ein paar weitere Gegenstände, die seiner Bekleidung und Körperpflege dienten, darunter ein Kamm und eine kleine Phiole mit Nelkenöl gegen Zahnschmerzen und entzündete Wunden. Doch das wichtigste war, daß sein Vater ihm sein Buch geschickt hatte. Er wußte, daß dies der kostbarste Besitz seines Sohnes war. Ehrfürchtig hielt Ale- jandro es ein paar Augenblicke in den Händen, ehe er es

Weitere Kostenlose Bücher