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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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britischer Gastfreundschaft. Er notierte sich, wo es zu finden war, und schloß das Register.
    Während er durch die gläserne Trennscheibe in den Kühlbereich schaute, dachte er bei sich: Tausend Agenten des Todes, gleich auf der anderen Seite dieser Scheibe, Mikroben jenseits aller Vorstellungen. Ein oder zwei undichte Ampullen in den falschen Händen ... Er mochte nicht einmal daran denken. Sie lagen da auf der Lauer, leckten sich die Lippen, bereit, die ihnen rechtmäßig zustehenden Plätze in der Nahrungskette einzunehmen.
    Ein kleiner Schluck…
    Er schob diese Weltuntergangsgedanken von sich und setzte sich an die Bedienungskonsole des Robotgreifarms. Genau wie ein Videospiel, dachte er amüsiert und fand in dem kleinen Wald aus Röhrchen und Behältern mühelos die Probe, die er suchte. Behutsam hob er sie auf und führte sie in den Durchlaß zur Dekontaminierung der Oberfläche. Während er die nun leere Lagerstelle betrachtete, ließ er seiner Phantasie freien Lauf und versuchte sich vorzustellen, was passieren würde, wenn jemand eine leere Halterung ohne Markierung entdeckte. Horden von Biocops in ihren seltsamen grünen Raumanzügen mit gelben BiosafeBeuteln am Gürtel würden binnen Minuten über diesen Raum herfallen. Jeder Ausgang würde versiegelt, und keiner käme hinein oder heraus, bis die Biologische Polizei absolut sicher wäre, daß keine Möglichkeit einer weiteren Kontaminierung bestand. Es wäre faszinierend, das mal zu sehen, dachte er. Doch dann kehrte er in die Wirklichkeit mit all ihrer belastenden Ehrbarkeit zurück; er zollte ihr seinen Tribut und brachte eine Markierung an, die ihn als Entnehmer der Probe identifizierte. Er wußte, es gab vollkommen berechtigte Gründe für all diese Vorsichtsmaßnahmen, und Frank verstand sie nur zu gut.
    Er verließ den Kühlbereich und stellte das Röhrchen in ein Gestell auf der Arbeitsplatte neben dem Mikroskop, unter dem Gertrude ruhte. Er schaute nochmals nach Gertrude und sah, daß sie sich noch immer nicht regte.
    Am liebsten hätte er sie ein bißchen angestoßen und geschubst, um zu sehen, wie sie reagieren würde, und um sie zu voller Selbstverwirklichung zu ermutigen. Doch ringsum stapelte sich die Arbeit, seine üblichen Pflichten, die seine volle Aufmerksamkeit erforderten. Laß dich nicht ablenken, warnte er sich; erledige zuerst diese anderen Sachen. Die Pflicht kam an erster Stelle, aber er war sich einer hartnäckigen Faszination bewußt. Doch am Ende siegte das Pflichtbewußtsein. »Keine Sorge, Schätzchen«, sagte er zu Gertrude, während er den Computer herunterfuhr, »auf dich komme ich später zurück.«
    Er ließ den Stoffkreis unter dem Mikroskop liegen und tippte die Sperrziffern für die Sicherheitstür ein, als er hinausging. Auf halbem Weg durch den Gang fiel ihm ein, daß er die Post vergessen hatte; um sie rechtzeitig abzuschicken, hatte er das Labor eigentlich verlassen. Er rannte also zurück, legte seine Handfläche zur Identifikation auf den Kontrollschirm und wartete auf das Klicken des Schlosses. Ein paar Sekunden später sterilisierte der kleine Bildschirm sich selbst, indem er einen starken elektrischen Blitz durch die metallbeschichtete Oberfläche schickte (nachdem er dies vorher mit einem schrillen Piepen angekündigt hatte). Frank war einer der wenigen Menschen, die uneingeschränkten Zugang zu diesem Labor hatten, obwohl die Sicherheitskräfte mit vereinten Anstrengungen das System zu überlisten vermochten. Er empfand die ganze Anlage als entsetzlich lästig und hätte lieber etwas Einfacheres gehabt. Doch der Direktor des Labors hatte ihm gesagt, alles, was einfacher wäre, wäre zu leicht zu knacken und daher unzulänglich. So kam es, daß Frank, wenn er das Risiko für minimal hielt, die Tür manchmal einfach unverschlossen ließ. Angesichts der Tatsache, daß er nur wenige Minuten abwesend sein würde, beschloß er beim Hinausgehen, es auch diesmal so zu halten.
    Als er draußen auf dem Bürgersteig auf eine Lücke im Verkehr wartete, spürte Frank den warmen Sonnenschein auf der Haut, eine willkommene Abwechslung nach den kalten grauen Betonwän- den und dem starken fluoreszierenden Licht des Labors. Still stand er im Gewühl des mittäglichen Gehsteigs und nahm die Sonnenstrahlen in sich auf, die in England selten so intensiv brannten. Als er wieder auf die Straße schaute, war sein Sichtfeld mit blauen Sonnenflecken gesprenkelt. Und so kam es, daß er das schwarze Londoner Standardtaxi, das mit

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