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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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offensichtlich war es in Großbritannien nicht aktiv, sonst hätte er Memos darüber bekommen. Frank verließ den Computer und ging zu dem weit entfernten Bücherregal. Er zog einen Band heraus, fuhr mit dem Finger ungeduldig an den Indexspalten entlang und fand endlich den gewünschten Eintrag. Rasch schlug er die angegebene Seite auf und las die relevanten Informationen.
    Als er sich dem unteren Rand der Seite näherte, stieß er einen leisen Pfiff aus. »Mein Gott ...« flüsterte er.
    Er nahm den Band mit zum Computer und verglich die Diagramme im Buch mit dem Organismus auf dem Bildschirm. Während er noch schaute, erzitterte die Mikrobe; ihre Ränder bebten von der ungeheuren Anstrengung, sich nach so langem Schlaf zu bewegen. Unwillkürlich sprang Frank zurück und preßte das Buch an seine Brust, als wolle er sich schützen.
    Er legte den schweren Band ab. Ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden, als könne die Mikrobe jederzeit heraushüpfen und ihn mit all ihrer vergrößerten Wucht anspringen, tastete er hinter sich, bis er einen Stuhl fühlte. Er zog ihn heran und setzte sich vorsichtig hin. Fasziniert sah er zu, wie die Mikrobe weiter kämpfte, fasziniert von ihrem gewundenen Tanz, und fragte sich, was sie wohl zu erreichen versuchte. Diese Art von Organismus, die zu den einfachsten auf der Erde gehörte, war auf zwei wesentliche Aktivitäten beschränkt: Sie konnte entweder Nahrung aufnehmen oder sich durch Teilung vermehren. Und essen tat sie entschieden nicht.
    Sie versuchte sich zu verdoppeln! »Das kleine Farbbad hat dir gefallen, was, Herzchen?« sagte er. Offensichtlich erfrischt, hatte Gertrude einige hundert Jahre reglosen Schlafes abgeschüttelt und versuchte, ihren normalen Lebenszyklus wieder aufzunehmen. Frank starrte auf den Bildschirm und sah mit frustrierter Faszination zu, wie die Ränder der Kreatur ohne Ergebnis bebten - ein winziger Houdini, in Ketten gefesselt, nur einen Augenblick vom tödlichen Verschlucktwerden entfernt ... er war fast versucht, sie anzufeuern.
    Seine Konzentration wurde vom Klingen des Autoklav-Timers und dem plötzlichen Aussetzen des leisen Hintergrundgeräuschs gestört, das sonst alle Operationen begleitete; das Geräusch störte Frank normalerweise nicht, er bemerkte es nicht einmal, bis es aufhörte und ihm auffiel, wie irritierend es eigentlich gewesen war. Er fluchte lautlos, sah auf seine Uhr und stellte fest, daß er über der winzigen Kreatur der Amerikanerin die Zeit vergessen hatte, sehr zum Schaden seines täglichen Arbeitspensums. Mit einiger Sorge wurde ihm klar, daß er wieder mal seinem Ruf gerecht wurde, immer zu spät dran zu sein, eine Unart, die er bei jeder jährlichen Leistungsbewertung vehement leugnete. Er hatte noch eine Liste von Materialien für ein anstehendes Projekt bereitzustellen und Post zu erledigen, und die Entdeckerin der ablenkenden Mikrobe auf dem Bildschirm vor ihm hatte er noch immer nicht erreicht. Rasch wählte er die Nummer; wieder ging niemand ans Telefon. Diesmal hinterließ er eine Nachricht; Janie sollte sich so bald wie möglich bei ihm im Labor melden.
    Er betrachtete noch einmal Gertrude; sie zuckte und bebte noch immer. »Komm schon, Mädchen, du schaffst es ...«, flüsterte er dem Bild auf dem
    Schirm zu. »Komm doch .« Aber sie fiel schließlich in ihre ursprüngliche Position zurück und hörte auf, sich zu bewegen, erschöpft von ihren Anstrengungen. Für mehrere lange, lange Minuten unternahm sie keine Versuche mehr, sich zu verdoppeln, und Frank riß sich widerwillig vom Bildschirm los. Er ging durch das Labor zu der Tür, auf der BIOLOGICAL COLD STORAGE stand und hinter der biologisches Material gekühlt gelagert wurde. Dort blätterte er das gedruckte Inhaltsverzeichnis durch und suchte nach einer bestimmten Probe, die er auftauen mußte. Er prüfte Seite um Seite lateinischer Bakteriennamen, jeder mit einem Datum und einem Code für den Ort seiner Unterbringung im Lagerregal versehen; rasch fuhr er mit dem Zeigefinger an der alphabetischen Liste entlang. Bei Palmerella Coli hielt er inne, es handelte sich um eine Familie von Enterobakterien, die man so gezüchtet hatte, daß sie Zellteile besaß, die sich ziemlich frei mit denen anderer Zellen vermischten; sie ging freundlicherweise großzügig mit ihren genetischen Bestandteilen um und konnte dazu veranlaßt werden, auf den winzigsten Anstoß hin Plasmide auszutauschen. Ein viriles, potentes und kraftvolles Bakterium mit einem Schuß ordentlicher

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