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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Selbstwertgefühl kommt von echter Leistung, sagte er sich, und in diesem Gebäude hatte er eine Menge geleistet. Seit den Ausbrüchen hatten er und Bruce die Abteilung für Mikrobiologie zu einer wissenschaftlichen Einrichtung von immenser Bedeutung ausgebaut, nicht nur für die experimentellen Forschungsarbeiten, die aus ihr hervorgingen, sondern auch für die heikle Arbeit, mit der sie auf eine Krise in der Außenwelt reagieren konnte. Das Personal dieser Abteilung hatte sämtliche Richtlinien für die Biologische Polizeitruppe entwickelt - er haßte das Wort »Biocop«, aber es hatte sich, nachdem ein Journalist es zum ersten Mal gebraucht hatte, festgesetzt wie kalter, angetrockneter Haferschleim - und die ersten Offiziere ausgebildet, die dieser Divison der Londoner Polizei zugeteilt wurden. In seinem Büro hatte Ted einen Ordner von mindestens sieben Zentimetern Dicke mit Unterlagen von Bewerbern, die auf eine der seltenen freien Stellen in der Abtei- lung für Mikrobiologie warteten, und am Montag, wenn er die Aufgabe in Angriff nahm, Frank zu ersetzen, wollte er diesen Ordner aufschlagen, um die zwölf Besten auszusieben. Ein glücklicher Mikrobiologe würde die Chance seines Lebens bekommen: Er oder sie würde selig in Englands bestem Labor arbeiten, umgeben von Glas, Chrom und weißem Plastiklaminat, mit sämtlichen Geräten, neuen Computerprogrammen und allen robo- tischen Dingen, die für Geld zu haben waren. Seit den Ausbrüchen, bei denen der aufgeregte und überforderte Gesundheitsminister gesehen hatte, welche Vorteile für die öffentliche Gesundheit eine solche Einrichtung bot, waren finanzielle Mittel kein Problem mehr.
    Ted hatte das Institut mit Bruces Unterstützung klug aufgebaut; es war eine Art gemeinsames Baby. Bruce, der großen Wert darauf legte, die eigentliche Arbeit in der Hand zu behalten, war vertrauter mit den alltäglichen Tätigkeiten. »Ich bin eifersüchtig, weißt du?« hatte Ted einmal zu Bruce gesagt. »Du darfst die ganzen Spielsachen benutzen.« Ähnlich neidisch hatte Bruce erwidert: »Ja, aber du suchst sie aus.«
    Während er sich nun unter all diesen Spielsachen umsah, fiel Teds Blick auf das, was Franks Arbeitsplatz gewesen war. Er bot ein getreues Abbild seines Inhabers, unordentlich und ungepflegt.
    Die perfekte Wiedergabe desselben Chaos. Er ging hinüber und suchte unter den Stapeln von Papieren und Forschungsberichten nach der Liste der Vorbereitungen, die für anstehende Arbeiten zu treffen waren, aber er fand sie nicht gleich. In einem Zeitalter, in dem die Bedeutung von Papier dramatisch abnahm, hatte Frank es geschafft, sich davon weit mehr als seinen Anteil zu sichern, und das meiste war nach Teds Einschätzung überflüssig. Ted haßte diese Art von Unordnung und hatte Frank das oft gesagt; er hatte gerade wieder einmal versuchen wollen, dem ansonsten hervorragend tüchtigen Techniker diese schreiende Unart abzugewöhnen, als der Mann die Frechheit besaß, unpassenderweise zu sterben. Ted wurde klar, daß er bald jemanden an seine Stelle setzen mußte, um die Arbeiten weiterzuführen; ich hätte das gleich gestern tun sollen, als ich es erfuhr, dachte er. Aber er hatte nicht geahnt, daß Frank ein solches Chaos hinterlassen würde.
    Er begann, sich im Umkreis von Franks Arbeitsplatz umzusehen. Auf einem nahen Tisch lag ein Nachschlagewerk; offensichtlich gehörte es nicht dorthin. Er fragte sich, was passieren würde, wenn es gebraucht wurde und nicht auffindbar war; zweifellos würde derjenige, der es dort liegengelassen hatte, sich als erster beschweren. Er nahm das Buch in die Hand und sah sich das Stichwort auf der aufgeschlagenen Seite an. Yersinia pestis. Ihm fiel kein Zusammenhang mit irgendeiner neueren Arbeit ein. Ach, vielleicht hat der Ventilator die Seiten umgeblättert , dachte er. Er schloß das Buch und sah sich weiter um.
    Er fragte sich, ob Frank die Vorbereitungsliste in der Tasche gehabt hatte, als er starb; das Personal in der Wäscherei hatte in den Taschen von Laborkitteln schon seltsamere Dinge gefunden. Natürlich würden Franks Kleidung und seine Habseligkeiten von der Polizei registriert worden sein; was würden sie mit einem solchen Gegenstand machen, wenn sie ihn fanden? Er nahm sich vor, den Namen des Beamten festzustellen, der mit den Ermittlungen nach dem Todesfall befaßt war. Er war dankbar, daß dieses unzeitige Ableben wenigstens nicht im Labor passiert war; sonst hätte es Wochen gedauert, bis die Biocops ihn wieder

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