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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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hereinließen, dieselben Polizisten, deren routinemäßige medizinische Ausbildung in ebendiesem Labor entwickelt worden war. Sie würden bedenkenlos jede Verzögerung verursachen, die ihnen notwendig erschien, und er konnte es sich nicht leisten, so lange darauf zu warten, daß er endlich anfangen konnte.
    Das Anfangen wäre viel einfacher, wenn ich diese verdammte Liste hätte ! dachte er. Seine Gereiztheit wuchs. Er entschied, daß außer Franks Taschen der naheliegendste Ort, an dem er suchen mußte, die Bürokabine im Labor war.
    Nur Sekunden nachdem Ted an dem kleinen Tisch vorbeigegangen war, auf dem es lag, begann es in dem Röhrchen mit P. coli zu prickeln; rings um den Stöpsel erschienen kleine Bläschen. Die Bakterien, aufgetaut und warm, hatten sich kräftig vermehrt; die mikrobiologische Aktivität hatte Gase freigesetzt. Die Vibration von Teds Schritten erschütterte den Tisch gerade genug, um die Gase innerhalb des Röhrchens in Bewegung zu setzen; sie wirbelten durcheinander, schäumten, wurden instabil und näherten sich dem Zustand der Flüchtigkeit. Der Stöpsel, für die übliche Kaltlagerung sicher genug, erreichte die Grenze seiner Verschlußkraft; unsicher saß er in dem glatten Glas der Röhre, bis der automatische Ventilator des Labors wieder ansprang und eine neue Vibrationswelle auslöste. Daraufhin bebte der Stöpsel und schoß heraus. Schaumige Tröpfchen von Palmerella coli verteilten sich im Labor.
    Wenn Ted gesehen hätte, was sich da abspielte, wäre er überrascht gewesen, wie weit der Sprühregen reichte. Doch er wandte den Vorgängen den Rücken zu und sah nicht, daß die schaumige Flüssigkeit sich in grob elliptischer Form über einen bereich von etwa zweieinhalb mal dreieinhalb Metern verteilte und so ziemlich alles in ihrer Reich- weite kontaminierte, darunter auch das Mikroskop, unter dem Janies neuester Fund lag. Ein Tröpfchen P . coli landete direkt auf dem Stoffkreis und benetzte die Stelle, an der die geheimnisvolle Mikrobe lag und nach ihren Reproduktionsbemühungen wieder schlief.
    Hätte Frank noch gelebt und zusehen können, so hätte er von neuem fasziniert beobachtet, wie die mit frischer Feuchtigkeit versehene Yersinia pestis sich streckte und gähnte, an den Rändern wieder zu beben begann und mit herkulischer Anstrengung versuchte, sich zu teilen. Doch diesmal hatte sie einen Besucher, der ihr genau die Hilfe leistete, die sie brauchte; Palmerella coli , ihrer wollüstigen Natur treu, schickte auf der Suche nach ein bißchen heißem Sex eine Armee von gentransportierenden Plasmiden aus, und sie fand diesen Sex, denn Gertrude, die 600 Jahre in keuschem Schlaf gelegen hatte, war bereit, reif und willig; gierig öffnete sie ihre Zellwand der Invasion des genetischen Projektils. Dieses glitt mühelos in ihren feuchten Zellkörper, und sie waren eins.
    Gertrude P . coli war geboren, und danach war die Reproduktion durch Teilung eine einfache Sache.
    Als er das Splittern von Glas und das »Plop« des Stöpsels hörte, drehte Ted sich um, und fast sofort wurde seine Nase von einem neuen und abscheulichen Geruch belästigt. Trauben, dachte er, Trau- ben , die verfault sind . Seiner Nase folgend, erreichte er den Schauplatz der kleinen Explosion; seine Augen sahen Spuren von zerbrochenem Glas und schaumiger Flüssigkeit, und wo sie dichter wurden, konnte er das Epizentrum des Desasters ausmachen. Das Geschehen schockierte ihn so, daß er die angemessenen Vorsichtsmaßnahmen vergaß, eine große Scherbe der explodierten Röhre in die nackte Hand nahm, nach allen Seiten drehte und genau betrachtete. Ein kleines Stückchen des Etiketts klebte noch daran. Die Buchstaben »P« und »C« waren verschmiert, aber noch lesbar.
    Er wußte, daß P coli auf seiner Liste der vorzubereitenden Materialien gestanden hatte. »Verdammter Mist«, sagte er zu Franks Geist, »ich hätte mir denken sollen, daß du es noch schaffen würdest, die Probe aus dem Gefrierschrank zu nehmen.« Ted wußte, daß die Probe sich durchaus schon vierundzwanzig Stunden außerhalb des Gefrierschranks befinden konnte, reichlich Zeit, um den Druck aufzubauen, der für eine solche Explosion nötig war.
    Er starrte auf das toxische Chaos, das er vor sich hatte, und Panik stieg in ihm auf. Er war sicher, daß sein Blutdruck in ungeahnte Höhen schoß. Er würde selbst aufräumen müssen. Niemand durfte erfahren, was hier passiert war, und noch viel weniger, daß es bei einem von ihm gelei- teten Projekt passiert

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