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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Französisch war bestenfalls bruchstückhaft, doch Hernandez, der die Sprache noch weniger beherrschte, verließ sich auf ihn.
    Als sie schließlich untergekommen waren, fragte Alejandro den Gastwirt nach der hektischen Aktivität in der Stadt.
    »Monsieur, eine schreckliche Krankheit sucht unsere Region heim. Wir dachten, sie wäre auf Marseille beschränkt, aber heute morgen kam ein Bauer in die Stadt und berichtete, daß er seine gesamte Schafherde tot auf der Weide gefunden hat. Ein Massensterben. Die Leute haben es eilig, die Stadt zu verlassen; sie fürchten die Ansteckung, denn keiner weiß, wer diese Pest mitgebracht hat und wie sie sich ausbreitet. Ich bin zwar froh über die Münzen, die ich von Euch bekomme, doch Ihr tätet gut daran, weiterzureisen und Euch schnellstens von diesem Ort zu entfernen.«
    Nach dem Gespräch nahm Hernandez Alejandro beiseite. »Ich bin auch der Meinung, daß wir gut daran tun, diese Stadt so schnell wie möglich hinter uns zu lassen, doch heute nacht bleiben wir hier. Es paßt mir gar nicht, daß ich mich in Gesellschaft eines Arztes befinde, denn ihr könntet von einem Priester oder Behördenvertreter zum Dienst gezwungen werden. Verbergt Euren Beruf vor jedem, der danach fragt, oder sagt, Ihr wärt ein Gelehrter.«
    »Hernandez«, antwortete Alejandro ihm, »Ihr verlangt zuviel von mir! Mein Eid verpflichtet mich, den Kranken und Verletzten uneigennützig zu dienen.«
    »Junger Freund, ich flehe Euch an, schützt jetzt Eure eigene Gesundheit. Wenn Ihr unbedingt dienen wollt, dann seid Ihr vielleicht wesentlich nützlicher, wenn die Pest sich noch weiter ausbreitet. Wenn Ihr tot seid, könnt Ihr niemandem helfen, Euch selbst am allerwenigsten.«
    Diese letzte Feststellung bewirkte, daß Alejandro ein ahnungsvoller kalter Schauer über den Rücken lief. Wenn Ihr tot seid, wiederholte er im stillen.
    »Wenn ich tot bin, Hernandez, seid Ihr nicht mehr für mich verantwortlich.«
    »Dann bitte ich in aller Bescheidenheit darum, daß Ihr mir gestattet, meine Vereinbarung mit Eurer Familie einzuhalten, indem ich Euch sicher in Avignon abliefere, denn die volle Bezahlung erhalte ich erst, wenn Ihr Euch unversehrt bei dem Bankier präsentiert, der den Schuldschein einlösen wird, den ich von Eurem Vater bei mir trage.«
    Alejandro versprach Hernandez, auf sich achtzugeben, bis sie sicher in Avignon waren. »Bitte verzeiht mir, Hernandez, ich wußte nichts von dieser Vereinbarung. Ihr wart ein edler Gefährte und ein ehrenwerter Begleiter. Ihr habt mich beschützt, und dafür bin ich Euch dankbar. Ihr sollt Euer kleines Vermögen haben, denn Ihr habt es verdient. Allein wäre ich auf dieser Reise mit Sicherheit umgekommen.«
    Hernandez verbeugte sich gravitätisch, schwenkte einen Arm vor dem Körper und sagte: »Zu Euren Diensten, Señor. Es war mir eine Ehre, Euch bei Eurer Reise in ein neues Leben beizustehen.«
    Die streitsüchtige Atmosphäre war vergangen, und die beiden Reisenden schickten sich an, zu Bett zu gehen. Sie einigten sich darauf, am frühen Morgen zu ihrem eigentlichen Ziel Avignon aufzubrechen.

6
     
    Ted fand das Labor für Mikrobiologie leer bis auf den Wachmann.
    »Da war gerade eine junge Dame hier, die Sie gesucht hat, Sir«, sagte der Wachmann. »Sie hat nach einer Arbeit gefragt, die sie hier machen läßt. Sie interessierte sich für das hier«, berichtete er Ted und zeigte auf den Stoffkreis unter dem Mikroskop. Nervös stand der Mann da und wartete auf irgendeine Reaktion des Direktors, der im Umgang mit rangniederen Institutsangestellten bekannt wortkarg war. Die meisten von ihnen fühlten sich in seiner Gegenwart ziemlich unbehaglich.
    Ted sah an seiner langen Nase hinunter den Wachmann an. »Hat sie gesagt, wo sie hingeht?«
    »Sie sagte, daß sie Sie suchen will, Sir. Vermutlich ist sie direkt zu Ihrem Büro gegangen.«
    »Dann wird sie sicher zurückkommen, wenn meine Sekretärin ihr sagt, daß ich hier bin.« Ted lächelte dem Mann halbherzig zu, ein leichtes Kräuseln der Mundwinkel, an dem keine anderen Gesichtsmuskeln beteiligt waren. Er wollte dem Wachmann die Verlegenheit nehmen, doch seine ansonsten unbewegten Züge machten diesen nur noch nervöser.
    »Also«, sagte der Wachmann und ging rückwärts in Richtung Tür, »ich muß weiter meine Runden drehen. Wenn ich die junge Dame treffen sollte, sage ich ihr, daß Sie hier sind.« Damit wandte er sich um und flüchtete.
    Während er auf Bruce wartete, schaute Ted sich im Labor um. Echtes

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