Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel
das ist eine Menge! Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß wir Platz für soviel Material haben.«
»Es wurde alles hierhergebracht, und wir bekamen keine Mitteilung, daß es anderswohin transportiert wurde. Obwohl es natürlich möglich wäre, daß Frank uns benachrichtigen wollte, falls er die Proben weitergeleitet hatte, und nicht mehr dazu gekommen ist.«
»Das ist leider nur zu gut möglich. Er hat ein paar Dinge unerledigt gelassen. Aber alle Proben, die rausgehen sollen, werden dort drüben im Kühlraum gelagert. Sie unterlagen doch nicht irgendwelchen Biorestriktionen, oder?«
»Nicht daß ich wüßte.«
»Dann sind sie bestimmt da drin. Alle anderen Lagerbereiche sind Proben vorbehalten, die irgendwelchen Restriktionen unterliegen.« Er wies auf einen Lagerungsbehälter an der hinteren Wand des Labors. »Dort müßten sie also am ehesten zu finden sein.«
»Dann will ich mal nachsehen«, sagte Caroline lächelnd. »Danke für Ihre Hilfe.«
»Vorher muß ich nur noch eine kleine Sache regeln.« Als sie zu dem Bereich ging, den Ted gerade gesäubert hatte, spürte er, wie sein Herz wieder heftig zu pochen begann. Sie zeigte auf den Stoffkreis unter dem Mikroskop, und seine Knie wurden weich, der Schreck schnürte ihm die Kehle zu. Sie stellte ihre Handtasche ab und erklärte: »Das ist mit einer unserer Bodenproben aus der Erde gekommen. Wir haben es uns am Donnerstag angesehen, unmittelbar ehe Frank ... äh, verstorben ist. Er hat es mit dem Computer ein bißchen bear- beitet und uns ein paar Dateien über eine markierte Stelle angelegt; vermutlich war das die letzte Arbeit, die er hier gemacht hat.«
Sie berührte den Stoff, versuchte ihn vom Objektträger zu nehmen. Warum trägt sie keine Handschuhe? Ted ging zu ihr hinüber, während er hektisch überlegte, wie er sie daran hindern konnte, den Stoff in die Hand zu nehmen, aber es war zu spät; ihre Finger waren bereits überall. Er konnte kaum seine eigene Stimme hören, als er sagte: »Haben Sie irgend etwas Interessantes gefunden?«
»Zuerst nicht, aber dann sind wir über diese dicke, fette Mikrobe gestolpert. So weit herauszufinden, um was es sich handelt, sind wir nicht gekommen, aber Frank hat gesagt, er würde sie sich genauer ansehen. Er hat die eigentliche Mikrobe mit einer Farbmarkierung versehen, damit wir sie später leichter wiederfinden. Wir werden uns damit amüsieren, wenn wir in die Staaten zurückkommen.«
Irgendwie gelang es Ted Cummings, die in ihm aufsteigende Übelkeit niederzukämpfen, seine Knie dagegen hatte er weniger unter Kontrolle. Doch er hatte Glück. Als seine Knie nachgaben und er schwankte, drehte Caroline sich gerade weg und schaute zur Tür, weil dort jemand ihren Namen rief. Sie konnte seine Bestürzung nicht sehen. Ted blickte auf, als er sich wieder gefaßt hatte, und sah eine großgewachsene Frau eintreten; er hörte, wie
Caroline sie begrüßte, während er sich an eine Stuhllehne klammerte, um Halt zu finden.
»Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat«, sagte die Frau, »aber es war schrecklich schwer, die Buchhaltung davon zu überzeugen, daß sie den Wechselkurs des Tages nehmen sollen, an dem sie meine Rechnung abschicken, und nicht den, der für sie zufällig am günstigsten ist. Ich mußte also etliche Minuten mit einem ziemlich unangenehmen Buchhalter zubringen und ihm einiges über Mathematik und Währungsumtausch erklären.«
»Sie Glückliche.«
»Das können Sie laut sagen! Und wir dachten schon, daß es bei uns zu Hause schlimm zugeht!«
Ted hielt sich zurück und schwankte leicht, während die beiden Frauen ihr triviales Gespräch beendeten. Mit großer Willensanstrengung nahm er sich zusammen und ging auf die Frau zu, um sich vorzustellen. Als er die Hand ausstreckte, lächelte er etwas zu liebenswürdig, doch die Antwort, die er erhielt, war prompt und professionell. »Hallo«, sagte Janie einfach, während sie ihm kurz die Hand drückte. Er räusperte sich nervös und sagte: »Miss Porter hat mir von Ihren Proben erzählt. Ich habe ihr gesagt, wo sie vielleicht zu finden sein könnten. Wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann, brauchen Sie es nur zu sagen.« Sie dankten ihm und gingen auf den Lagerbehälter zu.
Er setzte sich, um auf Bruce zu warten. Das Blut tobte förmlich durch seine Adern. Was sollte er sagen, wenn Bruce endlich kam? Tut mir leid, alter Junge, ich scheine so eine Art kleinen Schlaganfall zu haben ... Ich stehe da vor einem gewissen Problem, aber ich kann im
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