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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sie hatte die Probe bereits fest in der Hand. Er konnte sie nicht daran hindern.
    »Danke, ich komme schon zurecht«, sagte sie. »Ich werde den Stoff in diesem versiegelten Beutel zu den übrigen Proben tun.« Sie lächelte ihn an. »Hoffentlich nimmt ihn uns keiner weg.«
    Ich werde mich nie an unabhängige Frauen gewöhnen, dachte Ted wütend. Er schluckte und sag- te nichts, sondern beobachtete sie genau und merkte sich, wo sie den Stoff hinlegte. Er würde ihn sich später holen.
    Er gab sich Mühe, die Fassade perfekter Höflichkeit aufrechtzuerhalten, und in Anbetracht der Adrenalinmenge, die durch seine Adern strömte, gelang es ihm recht gut. Er setzte sich wieder hin, schloß die Augen und hoffte, daß der Alptraum vorüber war, wenn er sie in ein paar Minuten wieder öffnete. Wahrscheinlich war es allerdings nicht.
    »Hier drin sieht sie nach gar nichts aus«, sagte Janie. Die Stoffprobe, die flach auf dem plastikbeschichteten Drahtgestell mit den Erdröhren lag, wirkte fast mitleiderregend verloren. »Vielleicht sollten wir sie jetzt gleich mitnehmen«, sagte sie. »Wir müssen ja heute nicht unbedingt noch mehr verlieren.«
    Caroline betrachtete das Gestell. »Sie haben recht«, sagte sie und steckte den versiegelten Plastikbeutel in ihre Handtasche.
    Bevor er am Abend das Institut verließ, ging Ted noch einmal in das Labor, um den Stoff zu holen. Er würde ihn verbrennen, und damit wäre der Fall erledigt. Das Potential, eine Katastrophe auszulösen, wäre für alle Zeit beseitigt. Wenn sie fragten, was aus dem Stoff geworden war, würde er sich ahnungslos stellen. Und Gelegenheit, danach zu suchen, würde er ihnen nicht mehr geben. Doch als er den Lagerbehälter öffnete, war der Gegenstand an der Stelle, an die Caroline ihn gelegt hatte, nicht gleich zu sehen. Ängstlich durchsuchte er eine Reihe von Containern und Schachteln in der Nähe, aber er konnte ihn nicht finden; nach ein paar Minuten gab er auf und ordnete alles wieder so an, wie er es vorgefunden hatte. Er wollte nicht, daß man Spuren seiner Suche sah.
    Er fragte sich, ob Caroline ihn doch noch anderswo abgelegt hatte oder ob seine Erinnerung ihn täuschte. Er war in Panik gewesen, als er beobachtet hatte, wie sie den kleinen Plastikbeutel verstaute; vielleicht konnte er sich nicht auf sein Gedächtnis verlassen. Na, egal, dachte er; die beiden Frauen würden wiederkommen, und er würde dafür sorgen, daß man ihn über ihre Ankunft informierte. Vielleicht würde er wie zufällig hereinschauen, wenn sie arbeiteten, ein bißchen mit ihnen plaudern, das Gespräch dann auf ihre Arbeit bringen und sich den Gegenstand zeigen lassen. Und danach würde er ihn nicht mehr aus den Augen lassen.

7
     
    Dies sollte der letzte Tag ihrer weiten Reise sein; der Spanier und der Jude erhoben sich also lange vor Tagesanbruch aus ihren bequemen Betten in dem Gasthof in Montpellier und ritten in flottem Tempo los. Beide waren begierig, die alte Mönchsstadt zu verlassen und endlich Avignon zu erreichen.
    Nachdem sie ein gutes Stück Weges zurückgelegt hatten, hielten sie in einem kleinen Bauerndorf an, um ihre Pferde zu tränken. Die Sonne stand noch nicht hoch genug am Himmel, um die Feuchtigkeit der vergangenen Nacht zu vertreiben, und sie bewegten sich durch Wolken von feinem, grauem Dunst. Während sie am Brunnentrog standen und sich so gut wie möglich vom Straßenstaub reinigten, spritzte Alejandro sich Wasser ins Gesicht und sagte: »Ich werde froh sein, wenn ich einen Tag erlebe, an dem ich nicht aus einem weichen Bett aufstehen und mein Gesäß einem harten Sattel überlassen muß.«
    »Beklagt Euch nicht, mein Freund«, sagte Hernandez kichernd. »Ein weniger vom Glück begüns- tigter Mann wäre vielleicht gezwungen gewesen, zu Fuß nach Avignon zu gehen.«
    »Ach, wenn ich wirklich Glück gehabt hätte, hätte ich die Reise überhaupt nicht zu machen brauchen.«
    »Ihr fordert das Schicksal heraus, mein Freund, wenn Ihr so etwas sagt; es gibt Menschen, die denken, daß es eine Art göttlichen Plan für den Verlauf eines Lebens gibt. Ich neige auch dieser Ansicht zu. Ihr wißt nicht, was Euch am Ende dieses Weges erwartet; vielleicht wird es eine angenehme Situation sein. Vielleicht werdet Ihr einsehen, daß Ihr nicht unglücklich seid. Und bis dahin solltet Ihr dankbar sein, daß Ihr reiten könnt.«
    Das Geräusch knirschender Räder erregte ihre Aufmerksamkeit; aus dem Dunst in einiger Entfernung tauchte ein von einem Maultier gezogener

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