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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sagte, eigentlich bin ich mit meiner Arbeit verheiratet. Wenn bei uns ein interessantes Projekt läuft, wird mein Leben ziemlich hektisch. Ich kenne keine, die sonderlich scharf darauf wäre, das mitzumachen.«
    »Hört sich an, als läge Ihnen wirklich an Ihrem Beruf.«
    »Ich liebe ihn. Ich bin der glücklichste Einzelgänger der Welt.«
    »Ich beneide Sie. Ich bin schon fast zwei Jahre keine Chirurgin mehr.«
    Er warf ihr einen sehr mitfühlenden Blick zu. »Meine Güte, das muß hart für Sie sein. Kommen Sie denn zurecht?«
    »Finanziell, meinen Sie?«
    Er nickte.
    »Alle in meiner Familie waren gut versichert. Und sie kamen alle schon zu Beginn der Ausbrüche um, als die Versicherungen noch zahlten. Dann hinterließ meine Großmutter mir ihr ganzes Vermögen, und das war ziemlich beträchtlich. Geld ist meine allerletzte Sorge. Und das ist gut so, weil ich viel davon für Reisen verbraucht habe, um dieses Projekt durchzuziehen. Sie können sich nicht vorstellen, wie kompliziert es ist, heutzutage Visa zu bekommen. Man läßt Sie die Ein- und die Ausreise bezahlen.«
    »Na ja, ich vermute, all die Einschränkungen, die man hier eingeführt hat, waren letzten Endes doch eine gute Idee.«
    »Ich glaube auch. Hier bei Ihnen war es nicht annähernd so schlimm wie bei uns. Und die britische Regierung hat keine Zeit verloren. Wir haben unsere Grenzen erst fast ein Jahr nach dem Ausbruch dichtgemacht, und das war meiner Meinung nach ein großer Fehler. Dumm, vor allem wenn man bedenkt, daß es aus Mexiko zu uns kam. Ich meine, Gott behüte, wir wollen den Menschen, die nicht einmal unsere Staatsbürger sind, ja nicht das Recht wegnehmen, tödliche und hochinfektiöse Krankheiten einzuschleppen. Und wir würden ungern die Gelegenheit versäumen, für ihre Behandlung zu bezahlen.«
    »Klingt da etwas von einem Redneck durch, Mrs. Crowe? Was ist aus Ihrem hippokratischen Eid geworden?«
    Sie sah ihn an, ohne eine Miene zu verziehen, und sagte: »Wenn ringsum die Leute zu Hunderten sterben und Sie nichts, aber auch gar nichts dagegen tun können, dann kommt Ihnen der hippokratische Eid ziemlich blödsinnig vor. Sie tun einfach, was getan werden muß, mit oder ohne Eid.«
    Er fühlte sich getadelt. »Ich war noch nie in so einer Situation. Wahrscheinlich kann ich sie mir gar nicht vorstellen.«
    »Ich hatte auch nie gedacht, daß ich so etwas erleben würde. Ich dachte, ich würde meine ganze berufliche Laufbahn damit zubringen, in aller Ruhe irgendwelche Dinge aufzuschneiden und andere zuzunähen. Aber einiges von dem, was ich gesehen habe, Bruce, würden Sie einfach nicht glauben. Haufen von toten Babys mit schwärenden Wunden, alle aus einer einzigen Säuglingsstation. Leute mit sichtbaren Anzeichen der Infektion vor erhobenen Gewehren, die erschossen wurden, wenn sie wegzulaufen versuchten. Sogar Kinder. Es war einfach unbeschreiblich. Ich könnte endlose Horrorgeschichten erzählen.«
    Darauf hatte Bruce nicht viel zu antworten, und Janie war es leid, über die Ausbrüche zu sprechen; das hatte sie schon viel zu oft getan. Also saßen sie schweigend da und starrten vor sich hin. Über Lautsprecher erklang eine Frauenstimme, die verkündete, das Museum werde in zehn Minuten geschlossen.
    »Also«, sagte Bruce und stand auf, »sollen wir etwas essen gehen?«
    »Ach, wissen Sie, ich glaube, ich habe im Augenblick keinen großen Hunger«, sagte Janie. »Vielleicht sollte ich einfach in mein Hotel zurückgehen.«
    »Aber der Abend ist noch jung«, protestierte Bruce.
    »Leider fühle ich mich im Moment nicht sonderlich jung. Ich glaube, ich habe gar nicht gemerkt, wie mich all diese Komplikationen ermüdet haben. Ich bin ohnehin noch nicht an den Zeitunterschied gewöhnt. Vielleicht sollte ich mich mal richtig ausschlafen. Darf ich ein andermal auf Ihr Angebot zurückkommen?«
    Bruce war enttäuscht und machte auch keinen Versuch, das zu verhehlen, nahm den Korb aber recht liebenswürdig hin.
    »Natürlich«, sagte er. »Jederzeit.«
    Mit dem Versprechen, sie am nächsten Tag anzurufen, sobald er etwas aus einem der beiden Lagerungsdepots hörte, brachte er sie mit einem Taxi zu ihrem Hotel zurück. Janie ging sofort nach oben, nahm eine sehr heiße Dusche und legte sich zu Bett. Sie hatte unzusammenhängende Träume von ihrem Mann und ihrer Tochter.
    Als das Telefon am nächsten Morgen läutete, fühlte Janie sich nicht so, als hätte sie zehn Stunden geschlafen. Benommen nahm sie den Hörer ab.
    »Guten Morgen«, sagte

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