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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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seit fast zwanzig Jahren keins mehr gehabt. Ich bin nicht sicher, daß ich noch weiß, wie man das macht.«
    »Wird schon klappen. Nach den ersten fünf Minuten fällt Ihnen alles wieder ein.«
    »Ich hoffe, Sie haben recht.«
    Janie und Bruce beugten sich über eine Glasvitrine in einem dämmrig beleuchteten Saal im ersten Stock des Britischen Museums. Die Vitrine war mit einem Tuch verhängt und mit einem Schildchen versehen: »Die Besucher werden gebeten, zur Betrachtung des Dokuments das Tuch abzunehmen und nach erfolgter Besichtigung freundlicherweise wieder über die Vitrine zu breiten.«
    Während sie das Tuch anhob, sagte Janie: »Diese Briten! Immer höflich, selbst wenn sie einem vorschreiben, was man zu tun hat.«
    »Etikette ist hier der nationale Zeitvertreib.«
    »Das begreife ich auch allmählich.«
    Janie nahm das Tuch weg, und Bruce las die Beschriftung neben dem Ausstellungsstück. »Brief von Papst Clemens VI. an König Edward III. geschrieben während des Schwarzen Todes im Jahre 1348, betreffend die Entsendung eines päpstlichen Vertreters an den englischen Königshof, um die königliche Familie vor der Beulenpest zu schützen.«
    Das Pergament war braun vor Alter und die Tinte ziemlich verblichen. Janie konnte einige Wörter erkennen, aber nicht genug, um den Brief zu lesen. »Hui«, sagte sie, »das Ding ist aber alt.«
    »Wirklich alt«, sagte Bruce und breitete das Tuch wieder aus. »Das gehört zu den Dingen, an die ich mich am längsten gewöhnen mußte, als ich neu nach England kam. Alles ist so alt.«
    »Sie kommen aus Kalifornien, nicht?« fragte Janie.
    »Daran erinnern Sie sich?« sagte er.
    »Hier und da weiß ich noch das eine oder andere. Aber ich muß sagen, mein Gedächtnis ist nicht mehr so gut wie früher.«
    »Meins auch nicht«, sagte Bruce. »Aber Sie haben recht. Los Angeles. In fast jeder Hinsicht das genaue Gegenteil von England. Na ja, es gibt in Kalifornien ein paar Altertümer aus der Zeit der spanischen Besiedelung, aber die sind mit den hiesigen nicht zu vergleichen. Und hier ist auch alles so klein. Viel kleiner als in den Staaten. Die Menschen waren kleiner, als London erbaut wurde. Sie sind aus Massachusetts, nicht?«
    »Ich lebe noch immer dort«, sagte sie. »In einer kleinen Stadt ganz im Westen. Etwa hundertfünfzig Kilometer von Boston entfernt. Wir haben da ein paar ziemlich alte Dinge, einige Häuser aus dem siebzehnten Jahrhundert; malerisch, typisch Neuengland; und eine hübsche alte Main Street mit Gebäuden aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert.«
    Sie schlenderten weiter und tauschten dabei Bemerkungen über die verschiedenen Ausstellungsstücke und allgemeine Kommentare über ihr Leben; schließlich erreichten sie einen Saal mit ägyptischen Exponaten, von denen einige ziemlich groß waren. Auf einer Seite des Saales stand eine leere Bank. Sie setzten sich und kamen sich in diesem Raum voller sehr großer Objekte recht klein vor.
    »Ob sich ein Hund wohl so fühlt, wenn er neben einer Couch sitzt?«
    Bruce sah sich um. »Ein kleiner Hund vielleicht.«
    Janie sah ihn an. Keine einzige Falte, dachte sie bei sich. Er erwiderte ihren Blick, und für einen unbehaglichen Moment sahen sie sich in die Augen. Janie durchbrach ihn, indem sie sagte: »Wie lange sind Sie schon hier? In England, meine ich.«
    »Achtzehn Jahre«, sagte er.
    »Das ist eine lange Zeit.«
    »Ich weiß nicht, mir kommt sie eigentlich gar nicht so lang vor. Ted hat mich direkt nach meiner Assistenzzeit angeworben. Er kannte Dr. Chapman, der mein Chef war, und Chapman hat ihm von mir erzählt. Er hat mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte.«
    »Und das Sie offenbar auch nicht abgelehnt haben.«
    »Nein. Nach all den Jahren bin ich immer noch hier. Und ich habe es eigentlich nie bereut. Ich war an einigen wirklich aufregenden Forschungsprojekten des Instituts beteiligt.«
    »Aus irgendeinem Grund hört sich das sehr abschreckend an, wenn Sie es so nennen.«
    »Für manche Leute kann es auch ein sehr abschreckender Ort sein. Je nachdem, was Sie machen, kann die Arbeit dort Ihr ganzes Leben auffressen. Aber ich liebe meine Arbeit. Jeden Tag, wenn ich aufstehe, freue ich mich darauf. Das einzige Haar in der Suppe ist, daß ich als Mediziner eigentlich nie wirklich praktiziert habe, und ich glaube, das hätte mir gefallen. Ich war in meinem Labor aus Glas und Chrom von der wirklichen Welt isoliert und habe bloß geforscht und geforscht und geforscht.«
    »Ich habe ungefähr

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