Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel
Gebäudes gehört hatten, waren in weichen, pastelligen Regenbogenfarben lackiert und bemerkenswert frei von Staub, woraus sie schloß, daß das Ventilationssystem fabelhaft sein mußte.
»Das ist ein toller Bau«, sagte sie zu Bruce. »Er sieht wirklich gepflegt aus. Nicht dieses Kleb-ein- Pflaster-drauf-Aussehen, das so viele alte Gebäude haben.«
»Ich weiß«, sagte Bruce. »Sie halten es wirklich gut in Schuß. Es ist seit dem späten neunzehnten Jahrhundert ständig in Gebrauch. Ursprünglich wurde es als Krankenhaus gebaut. Während der Grippeepidemie 1918 war es überfüllt. Und dann, im Ersten Weltkrieg, gab es hier auf den Gängen eine Menge verwundeter Soldaten. Die Stationen konnten sie einfach nicht mehr aufnehmen. Überall wurden Operationsräume eingerichtet, um die vielen Verwundeten zu versorgen. Man hat hier auch zahlreiche Opfer von Senfgas behandelt.«
Sie dachte an das Grauen dieser Zeit und konnte förmlich spüren, wie es aus den Wänden drang, während sie weiterging. Vor ihrem inneren Auge sah Janie Reihen von Bahren, die die Korridore säumten, und in jedem schmalen Bett irgendeinen leidenden Jungen von knapp zwanzig Jahren oder eine alte Frau im heißen Klammergriff der Influenza. Sie sah das öde Hospitalgrün, das man damals in der irrigen Hoffnung bevorzugt hatte, die kühle Farbe vermittle ein heiteres Gefühl von Keimfreiheit, einem Zustand, den man erst fünfzig Jahre später mit der Entwicklung der Antibiotika erreichen sollte. Was war die Ära der Antibiotika für eine berauschende Zeit, dachte sie bei sich, wir konnten fast alles heilen. Das ist jetzt vorbei. Sie konnte die Rohre an der Decke beinahe zischen hören und die ölige Rußschicht sehen, während sie weiterging; stöhnende Landser zupften an ihr und flehten sie an, ihnen etwas zur Linderung ihrer Schmerzen zu geben; die alten Frauen, die nach Tod rochen, seufzten nur, da sie wußten, daß ihnen nicht mehr zu helfen war. Die Bilder standen ihr so klar vor Augen, daß sie blaß wurde; sie schauderte leicht, versuchte die imaginäre Szene abzuschütteln und war dankbar, als sie wieder klar sehen konnte und die Wände wieder weiß waren.
Bruce sprach noch immer über die Geschichte des Gebäudes, als Janie aus der grüngestrichenen Phantasie in die weiße Realität ringsum zurückkehrte; nach einer weiteren Biegung des Korridors erreichten sie die Metalltür des Labors mit dem kleinen Fenster aus dickem, drahtverstärktem Glas. Bruce legte die rechte Hand flach auf ein graugrünes Paneel rechts von der Tür, und nach ein paar Sekunden hörte Janie das elektronische Schloß klicken. Bruce bewegte die Türklinke. Die Tür ließ sich schwer öffnen, und er winkte sie herein. Während sie die Tür passierten, hörte Janie ein elektrisches Summen, sie drehte sich um und sah, daß der graugrüne Schirm einen blauen Ton angenommen hatte, der nach ein paar Sekunden verblaßte.
»Er reinigt sich«, erklärte Bruce. »Nachdem wir diese Schlösser installiert hatten, stellten wir fest, daß Erkältungen unter dem Laborpersonal häufiger waren als in anderen Abteilungen. Deshalb versahen wir einen der Techniker mit einem harmlosen, nicht infektiösen Virus. Im Labor haben wir es nicht gefunden; offenbar hielten sich alle an die vorgeschriebenen Prozeduren. Aber es war überall auf den Platten, die den Handabdruck identifizieren, und deshalb rüsteten wir sie so nach, daß sie sich selbst sterilisieren. Ein elektrischer Strom fließt durch die Oberfläche des Schirms, nicht stark genug, um irgend jemanden zu verletzen, aber ausreichend, um alle Tierchen zu töten, die sich da herumtreiben. Das wird wiederholt, bis keine Mikroben mehr zu entdecken sind.«
»Sehr clever«, sagte Janie. »Sehr effizient.«
»Wir geben uns Mühe«, sagte Bruce. »Und jetzt möchte ich Ihnen die Geräte zeigen.« Er führte Janie und Caroline im Labor herum, wies auf Sperrzonen, die von niemandem als speziell dazu ermächtigten Mitarbeitern betreten werden durften, und prüfte dabei, ob alle diese Bereiche ordnungsgemäß gesichert waren. Er erklärte ihnen die Arbeitsweise aller Geräte, die sie für ihre Bodenanalysen benutzen würden, und zeigte ihnen, wo die Bedienungsanleitungen waren, falls sich Probleme ergeben sollten. Er erklärte die Entsorgungssysteme und zeigte ihnen, wie man in Notfällen das Sicherheitspersonal alarmierte. Er zeigte ihnen auch das Kommunikationssystem und erläuterte, wie er und Ted zu erreichen waren.
»Die meisten
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